Hamburger Maultasche: Kein kostenloses Leitungswasser ist uncool!

© Andres Siimon | Unsplash

Die Maultasche. Ein grandioses Gericht aus meiner Heimat Baden-Württemberg, eine kleine Tasche aus Nudelteig mit allerlei Füllung, die in Brühe oder aus der Pfanne serviert wird. Die Maultasche ist aber auch eine wunderbare Beschreibung für mein wütendes Ich. Unter diesem Alias maule ich in dieser Reihe einfach mal rum. Rege mich über alles auf, was mich an meiner geliebten Wahl-Heimat Hamburg so richtig nervt. Über verspätete S-Bahnen, tiefe Pfützen, trockene Franzbrötchen, fehlendes Bargeld, aggressive Tiere und weitere wenig schöne Dinge, die das Leben so bereithält. Ihr habt noch mehr Ideen, über was ich maulen kann? Dann schickt mir eine E-Mail und ich nehme mich euren Themen an. Denn wie sagt man so schön: Zusammen mault es sich am besten!

Ich möchte euch kurz von zwei Situationen erzählen, die ich in den vergangenen drei Wochen erlebt habe. In der einen las ich auf einer Speisekarte, dass es für Kund*innen so viel Leitungswasser gäbe, wie diese wollen, allerdings für 4,50 Euro pro Person. In der anderen Situation habe ich, kurz nachdem ich in einem Restaurant Platz genommen hatte, ungefragt eine Flasche Wasser hingestellt bekommen. Den Unterschied zwischen diesen Situationen? Klar, einmal gab es das Wasser umsonst, einmal nicht. Und die erste Location war in Hamburg verortet, die zweite in Italien.

Dass Deutschland knausrig mit Leitungswasser ist, damit erzähle ich euch sicherlich nichts Neues. In den vergangenen Sommerwochen in Hamburg ist mir dieses Problem aber immer bewusster geworden. Und damit ist mein Unverständnis und die Absurdität über dieses Verneinen von kostenlosem Leitungswasser mächtig gewachsen.

Schauen wir uns zuerst mal die juristische Seite an, denn es scheint doch irgendwie falsch, Gästen kostenloses Leitungswasser zu verneinen, oder? Laut dem Deutschen Anwaltsverein sind Restaurantbesitzer*innen in Deutschland jedoch nicht dazu verpflichtet, irgendein Produkt in ihren Läden umsonst anzubieten. Darüber, wie sie jeglichen Speis und Trank bepreisen möchten, steht ihnen somit frei. Dem gegenüber steht, dass die öffentliche Wasserversorgung laut des Umweltbundesamts die wichtigste Trinkwasserressource in Deutschland ist, die 99 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung steht. Und das Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bestätigt, dass 83 Prozent der Deutschen regelmäßig Leitungswasser trinken. Schließlich ist es quasi umsonst (in der Nebenkostenabrechnung zahlen wir für Wasser, aber das, was wir Trinken macht den geringsten Teil davon aus), steht beinah immer zur Verfügung und hat in Deutschland eine ausgezeichnete Qualität.

Deswegen finde ich es irgendwie kurios, etwas gegen Geld anzubieten, zu dem sonst so gut wie alle Bürger*innen freien Zugang haben. Und ehrlich gesagt ist das ja eigentlich auch in einem Restaurant so – ich schätze nämlich nicht, dass mich jemand davon abhalten wird, aus dem Wasserhahn auf der Restaurant-Toilette das Leitungswasser zu trinken. Kriegt ja auch niemand mit. Und selbst wenn, bezweifle ich wiederum, dass man mich deswegen des Hauses verweisen würde. Der Mensch braucht nun mal Wasser! Gerade wenn im Sommer dann doch mal hohe Temperaturen in Hamburg herrschen, ist es einfach wahnsinnig wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um hydriert zu bleiben. Und für dieses Wasser minimum vier Euro zu verlangen, ist eigentlich echt untragbar.

Wer sich noch ein bisschen weiter ins Thema reinschauen will

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Fragen kostet nichts, Wasser meistens jedoch schon

Wie immer in dieser Kolumne, freue ich mich über Zuschriften von Gastronom*innen, die mir gerne erklären dürfen, wieso sie kein kostenloses Leitungswasser anbieten. Und wie immer lässt sich dieser Rant nicht verallgemeinern, denn einige Cafés stellen Karaffen mit Leitungswasser zur Selbstbedienung aus – es kann doch so einfach sein! Auch auf nette Nachfrage habe ich ab und zu ein Gläschen ausgehändigt bekommen, dabei liegt meine eigene Statistik aber eher bei drei von zehn Locations, die mir dann kostenloses Leitungswasser zur Verfügung gestellt haben.

Liegt es an den steigenden Wasserkosten, die aber doch in einem Restaurant sicherlich eh enorm sind oder an der Angst vor sinkenden Einnahmen, dass Kund*innen nur noch das kostenlose Leitungswasser und keine anderen Getränke mehr konsumieren würden? Aber liebe Gastronom*innen, ich bin ehrlich mit euch: Wenn eine Location kostenloses Wasser anbietet, steigen die Sympathiepunkte und ich bin noch mehr gewillt, Geld zu lassen und auch das weitere Angebot zu nutzen. Water is a human right – und seit wann kosten Menschenrechte 4,50 Euro?

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