Hamburger Maultasche: Wieso kann man in Hamburg so oft nur mit Bargeld bezahlen?

© Lisa Greis

Die Maultasche. Ein grandioses Gericht aus meiner Heimat Baden-Württemberg, eine kleine Tasche aus Nudelteig mit allerlei Füllung, die in Brühe oder aus der Pfanne serviert wird. Die Maultasche ist aber auch eine wunderbare Beschreibung für mein wütendes Ich. Unter diesem Alias maule ich in dieser Reihe einfach mal rum. Rege mich über alles auf, was mich an meiner geliebten Wahl-Heimat Hamburg so richtig nervt. Über verspätete S-Bahnen, tiefe Pfützen, trockene Franzbrötchen, fehlendes Bargeld, aggressive Tiere und weitere wenig schöne Dinge, die das Leben so bereithält. Ihr habt noch mehr Ideen, über was ich maulen kann? Dann schickt mir eine E-Mail und ich nehme mich euren Themen an. Denn wie sagt man so schön: Zusammen mault es sich am besten!

Wie haben sich die Menschen vor ein paar Hundert Jahren wohl das Leben in 2022 vorgestellt? Vielleicht haben sie an selbstfahrende Autos, Züge in Lichtgeschwindigkeit, silberne Space-Anzüge und Bezahlung per Fingerabdruck gedacht? Und nun? Tragen wir wieder die Klamotten der 80er und bezahlen immer noch mit Papiergeld und Silbermünzen. Und auch wenn ich zumindest Letzteres gerne ändern würde – die Hamburger Gastroszene macht es mir geradezu unmöglich.

Nicht nur der schnelle Cappuccino to go muss in Hamburger Cafés meist in Bar bezahlt werden – auch nach einem ausgiebigen Abendessen wollen die Kellner*innen oft nur eines sehen: Scheine! Denn Münzgeld möchte natürlich auch niemand annehmen. Ich schaue dann meist fassungslos auf meinen Geldbeutel, denn ich weiß: Darin befindet sich einiges, aber kein Bargeld. Wieso auch? Schließlich kann ich überall sonst meine EC-Karte zücken – selbst das Sonntagsbrötchen für 40 Cent und die Naschitüte am Kiosk bezahle ich so regelmäßig. Nur die Hamburger Café- und Restaurantszene macht mir wortwörtlich einen Strich durch die Rechnung und zwingt mich regelmäßig zum ungeplanten Gang zum Geldautomaten. Den muss man natürlich erstmal finden – und sich dann auch noch an die PIN erinnern. Hilfe!

"Nur Bares ist Wahres", tönt es laut in Hamburg

Klar, die Cafés und Restaurants werden ihre Gründe haben, warum sie Kartenzahlung ablehnen – so richtig verstehen kann ich sie aber nicht. Mag ja sein, dass ein EC-Gerät monatlich einen bestimmten Betrag kostet, aber der hält sich nach meiner Recherche in Grenzen. Und sind zufriedene Gäste nicht auch wichtig? Außerdem kenne ich das Spiel doch von feuchtfröhlichen Abenden im Club: Wenn ich mit Karte bezahlen kann, gehen die Drinks ohne Ende über die Theke – und ich achte überhaupt nicht mehr auf meine Ausgaben. Blöd für mein Konto, aber grandios für den Laden!

Und hinzukommt doch: Es ist 2022, wir haben mehrere Lockdowns hinter uns und leben immer noch in einer Pandemie. Wir tragen Maske, desinfizieren alles Mögliche, haben uns monatelang nicht mal mehr die Hand gegeben, aber hantieren noch immer mit Bargeld, das durch unzählige Hände geht und dadurch zur reinsten Bakterienschleuder wird? Ist das nicht ein Grund mehr, endlich scheinlos zu werden?

© Talika Öztürk | Franziska Simon

Gibt es eine Lösung für alle?

Ich bin mir sicher, es würde der Hamburger Gastro guttun, flächendeckend Kartenzahlung anzubieten. Denn ich bin nicht die Einzige, die genervt ist von den bargeldliebenden Läden. Wie oft musste ich Freund*innen bitten, für mich zu bezahlen – oder andersherum. Meine Kolleg*innen können ein Lied davon singen: Ständig muss irgendjemand was auslegen oder doch noch mal Geld abheben. Also gehen wir in unserer Lunch-Pause inzwischen immer in dieselben Läden – nämlich in die an deren Tür steht "Kartenzahlung willkommen".

Aber natürlich will ich nicht nur maulen, sondern auch verstehen. Schließlich haben nicht nur Münzen, sondern auch Maultaschen immer zwei Seiten – und mich würde wirklich interessieren, warum noch immer so viele Lokale einen großen Bogen um digitale Bezahlmethoden machen. Wenn du das hier liest und Teil der Hamburger Gastroszene bist, klär mich gerne auf!

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