Liebe nach Corona: Kann ich einen Impfgegner daten?
Die Liebe wartet nicht auf das Ende einer Pandemie. Jetzt, wo sich die Welt zumindest langsam wieder zu normalisieren scheint, möchten wir euch zur Seite stehen. Mit Tipps, Ratschlägen und Ich-Geschichten, die Lust darauf machen sollen, sich wieder unter Menschen zu trauen. Zwicker, zwinker.
Ein Date mit einer fremden Person während einer Pandemie, das ist ein ziemlich prekäres Unterfangen, nicht wahr? Für die meisten hatte das keine Priorität, aber wir Menschen sind nun einmal soziale Wesen. Wir sehnen uns von Natur aus nach der Nähe anderer. Und dennoch: Viele hatten fast zwei Jahre lang keine Verabredung – ich kann es ihnen nicht verdenken. Jetzt, wo die Kontaktbeschränkungen gelockert, Bars und Clubs wieder normal geöffnet werden und wir uns wieder mit unseren Liebsten (oder jenen, die es mal werden sollen) verabreden, ist es wichtig, eine Bestandsaufnahme zu machen. Wie geht Liebe nach Corona – vor allem, wenn der Impfstatus in der App angezeigt wird?
Deswegen fragen wir heute: Kann man eine*n Impfgegner*in daten?
Liebe nach der Pandemie zu finden, ist keine leichte Sache. Viel geht immer noch über die gängigen Apps. Aber nun stellt euch mal vor, ihr seid auf Tinder unterwegs, seht eine Person, die euch gefällt und erkennt dann erst, dass sie sich nicht hat impfen lassen und dies auch nicht vorhat. Absolutes No-Go? Nie zuvor haben das Verhalten der letzten Jahre und die persönliche Meinung dem Impfprozess gegenüber die Kompatibilität zweier Menschen so stark beeinflusst wie heute. Um nach einer Pandemie eine neue Beziehung einzugehen, ist es wichtig, konkrete Fragen darüber zu stellen, wie sich jemand während der Pandemie verhalten hat. Es ist ganz natürlich, dass man sich mit jemandem treffen möchte, der auf gesunde Weise mit Ängsten umgehen kann und zudem noch eine Meinung vertritt, die in der Wissenschaft verankert ist und nicht in Q-Anon-Foren…
Es gibt nichts Ungeileres, als sein körperliches Wohlbefinden zu riskieren.
Passiert ist genau das einer meiner Freundinnen. Sie matchte einen jungen Mann, freute sich darauf – nach Monaten ohne Dates, Küssen, Nähe und Bauchkribbeln – endlich wieder schick essen zu gehen, sich nett zu unterhalten und wer weiß was noch. Offen war sie. Ungeimpft war er. Das wusste sie aber leider nicht, hatte auch nicht gefragt. Bewusst wurde ihr dieses unpassende Match erst, als er meinte, er könne nicht ins Restaurant rein und fragte, ob sie nicht lieber spazieren gehen wollten. "Jetzt bin ich schon hier", dachte sie, was nach zwei Stunden am windigen Hafen entlang laufen jedoch schnell in Frust umsprang. Mist, hätte sie mal mehr auf das nicht vorhandene Spritzensymbol auf Tinder geachtet, dann hätte sie sich ein Date erspart mit jemandem, mit dem es eh nie gepasst hätte. Tja, Impfgegner*innen sind nach Corona definitiv Teil der gleichen Dating-No-Go-Liste geworden, der Jahre zuvor schon AfD-Wähler*innen hinzugefügt wurden…
Ein zweites Date wird es nicht geben, meint sie. Logo. Was es jedoch gab, war eine recht ehrliche Unterhaltung mit einem Menschen, die es, wäre er in der App aufrichtig gewesen, wohl nie gegeben hätte. Umstimmen konnte sie ihn nicht, aber hey: Ein gesunder Diskurs hat manchmal mehr Wert für die persönliche Entwicklung als eine gesunde Mahlzeit. So zumindest ihr Fazit. Ihre Antwort auf unsere Frage ist ein klares: "Nein, ich möchte keinen Impfgegner daten, denn es gibt nichts Ungeileres, als sein körperliches Wohlbefinden zu riskieren". Am Ende, so viel sei versichert, haben viele Eltern schöne Kinder in unserem traumhaften Hamburg – und davon viele mit vollem Impfschutz!