Ziehen wir aus Liebe zusammen – oder wegen des Hamburger Wohnungsmarkts?
Der Hamburger Wohnungsmarkt ist ein Albtraum – wissen wir alle. Der Struggle ist hanseatisch real, als Single-Person eine bezahlbare Bleibe in unserer schönen Stadt zu finden. Doch die hohen Preise können auch Menschen zusammenbringen und das tun sie auch regelmäßig, wie ein Artikel des Guardians beweist. Ständig ziehen Paare nach wenigen Monaten zusammen, weil sie sich hoffentlich lieben, aber auch, weil sie so unfassbar viel Geld sparen. Auch ich werde bald mit meinem Freund zusammenziehen, freue mich darauf, aber habe gleichzeitig krass Schiss davor, meine 650-Euro-Single-Bude in der Schanze aufzugeben.
Bye bye Single-Wohnung, hallo Sparfuchs?
Lange war ich auf WGs und Pärchen neidisch. Denn so glücklich ich mich auch schätzen kann, im beliebten Altona-Nord eine Wohnung gefunden zu haben, die ich in den vergangenen vier Jahren zu meinem 49,5 Quadratmeter großen Safe Space gemacht habe – günstig ist der ganze Spaß dann auch wieder nicht. Besonders während der Corona-Zeit, in Kurzarbeit und später ganz ohne regelmäßiges Einkommen hatte ich mehrfach Probleme, meine Miete zusammenzukratzen. All in all kostet mich das Alleinewohnen etwa 700 Euro und damit liege ich laut der Statistik voll im Durchschnitt und deutlich über den Kosten von Paaren oder Wohngemeinschaften.
Zur Miete und den Nebenkosten kommen nämlich noch weitere Lebenshaltungskosten dazu, die ich mir mit keinem teilen kann. Einkaufen zum Beispiel. Und außerdem schmeckt das Essen, das man sich alleine kocht, sowieso nur halb so gut wie das von meinem am Herd äußerst begabten Freund – auch, weil ich weiß, dass es günstiger war. Spaß!
Wichtig beim Zusammenwohnen: Wissen, was man will!
Den eigenen Safe Space aufgeben, das tut man nicht einfach so, schon gar nicht unüberlegt und auch nicht, wenn dieser einem monatlich einen Krater in den Geldbeutel brennt. Vor allem dann nicht, wenn man, wie ich, bereits mit einem Partner zusammengewohnt hat und man seinen ganzen Kram wieder untereinander aufteilen musste. Das macht nach fast sechs Jahren echt keinen Spaß und dabei verlief unsere Trennung noch äußerst human.
Diese Erfahrung hat mich einiges gelehrt, zum Beispiel habe ich mir damals, als ich ohne Partner, Bett, Job und Geld plötzlich bei meiner besten Freundin einzog, geschworen, immer eine Backup-Matratze zu behalten. Und einen Satz billiger Teller sowie Küchen-Basics von einem großen, schwedischen Kaufhaus. Nennt mich zynische Realistin, aber das sind meine Grundbedingungen.
Es fühlte sich so an, als hätte ich eine Affäre mit meiner eigenen Wohnung. (...) Sie war dreckig und ungeliebt. Ich benutzte sie nur noch.
Für meinen Partner, dessen Jungfräulichkeit in Sachen Pärchenhaushalt ich ihm in ziemlich genau vier Wochen sanft aber bestimmt entreißen werde, findet das ein wenig unromantisch, versteht und respektiert meine Rahmenbedingungen aber. Deswegen ziehen wir überhaupt zusammen: Dieser Mann ist einfach der Wahnsinn, meine Lieblingsperson und ich will ihn ständig um mich haben. Sorry, der Cheese musste kurz sein, sonst trennt er sich beim Lesen direkt von mir. Denn natürlich ziehen wir vor allem der Liebe wegen zusammen.
Recht früh haben wir gemerkt, wie viel Zeit wir eigentlich zusammen verbringen. Und dann kommt der Punkt, an dem man anfängt, die eigene monatliche Miete zu verachten, wenn sie vom Konto flattert: "Wofür zahl' ich den Mist eigentlich? Ich bin doch eh nie zu Hause!" Ungefähr gleichzeitig begann ich, anzubieten, Hausarbeiten in seiner Bude zu übernehmen und mich an den Strom- und Wasserkosten zu beteiligen. Es fühlte sich so an, als hätte ich eine Affäre mit meiner eigenen Wohnung, denn ich sah sie nur noch einmal die Woche, wenn ich morgens um fünf vom Tresenjob mega fertig ins Bett fiel. Sie war dreckig und ungeliebt. Ich benutzte sie nur noch.
"Willst du dir mit mir die Miete teilen?"
Ende des Monats ziehe ich erstmal bei meinem Partner ein und dann suchen wir uns gemeinsam etwas Neues, denn seine Eimsbüttler Bleibe ist für alle unsere Möbel und Meinungen auf Dauer schlichtweg zu klein. Außerdem müssen neue, gemeinsame Erinnerungen her – unbelastet von der Vergangenheit. Also, wenn ihr was hört, meldet euch gern bei mir, hehe, denn ewig halten wir es hier nicht aus. Die Hälfte unserer Kleiderschränke wurde bereits in den Keller verbannt und ich vermisse meine Hoodies jetzt schon. Aber wisst ihr, was inmitten des ganzen Umzugskisten-Chaos das Geilste ist? Unser späteres Miet-Budget für die erste gemeinsame Wohnung haben wir bei etwa 1300 Euro angesetzt. Damit ist es beinah genauso hoch, wie der Betrag, den wir aktuell für zwei einzelne Wohnungen zahlen. Am Ende ziehen wir eben doch der Liebe wegen zusammen.