Ich liebe Hamburg, aber manchmal macht mir die Großstadt Angst

© Franzi Simon

Ich bin schon immer ein Stadtkind gewesen, hatte nie einen langen Weg zur Schule und vor Güllegeruch ekele ich mich bis heute. Und trotzdem hat sich das Leben in der Stadt und dem Vorort, aus dem ich ursprünglich komme, immer sehr familiär und klein angefühlt. Ich konnte alles mit dem Rad erreichen und hatte Abends eigentlich so gut wie nie Angst, alleine nach Hause zu gehen. Doch dann habe ich nach dem Studium beschlossen: Es reicht mir hier nicht, ich will in die Großstadt! Und so habe ich Hamburg zu meinem neuen Zuhause gemacht.

Anfangs war ich etwas überfordert von der Infrastruktur, den vielen Menschen, dem Lärm, aber schnell habe ich mich genau in die Vorteile verliebt, von denen ich wusste, dass die Großstadt sie mit sich bringt. Es ist immer was los, es gibt unglaublich viele Restaurants, in denen ich mich kulinarisch austoben kann, der Kiosk an der Ecke hat bis Mitternacht auf und noch so viel mehr. Noch dazu kommt, dass Hamburg natürlich eine wunderschöne Stadt ist, die uns und mir einen traumhaften Lebensstandard bietet. Doch wie es immer ist, da wo Licht ist, ist auch Schatten und im Laufe der zwei Jahre, die ich jetzt schon hier wohne, habe ich manche Dinge erlebt und gesehen, wo ich gedacht habe: Okay krass, sowas passiert auch nur in der Großstadt!

Sonnenuntergang an der Alster
@ Anna Nguyen

"In Zeiten wie diesen kriegt man schneller ein unsicheres Gefühl"

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen es Kriege innerhalb Europas gibt, fühle ich mich manchmal in der Großstadt einfach unsicher, denn wo viele Menschen sind, ist natürlich die Chance, dass etwas passiert, deutlich höher. Natürlich ist mir bewusst, dass es jede*n überall erwischen kann, aber in Hamburg treffen täglich so viele verschiedene Menschen aufeinander, dass ich während der Rushhour auch immer wieder happy bin, wenn ich aus der Bahn aussteigen kann.

Es gibt hier nicht mal so einen konkreten Punkt, von dem ich sagen kann: Das und das macht mir Angst. Es ist einfach ein etwas beklemmendes Gefühl, das ich manchmal verspüre. Und als ich neulich Abend in der U-Bahn-Station Jungfernstieg stand und auf einmal ein Alarm losging, war mein erster Gedanke nicht "Ach, das ist bestimmt ein Test", sondern viel mehr "Scheiße, hier rennt bestimmt gerade jemand mit einer Waffe herum." Dass es sich im Endeffekt tatsächlich um einen Fehlalarm gehandelt hat, weil ein*e Mitarbeitende*r von LeCrobac vergessen hatte, den Ofen auszuschalten, hat mich im Nachhinein zwar beruhigt, aber in der Situation selbst hatte ich wirklich Herzrasen.

© Đăng Nguyễn | Unsplash

Natürlich versuche ich, nicht alles so an mich heranzulassen, aber wenn man die gängigen Nachrichtenseiten öffnet, springen einem doch zuerst viele negative Schlagzeilen ins Auge. Nicht umsonst versuchen wir mit unseren täglichen Good News auf Instagram ein paar positive Meldungen aus Hamburg und der Welt zu verbreiten. Denn wenn man sich zu sehr in den negativen Nachrichten vergräbt, kann es echt schnell passieren, dass der Weltschmerz kickt und man das Gefühl hat, vielleicht doch isoliert aufs Land ziehen zu wollen. Aber auch wenn ich diesen Gedanken auch schon das eine oder andere Mal kurz hatte, habe ich es doch nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Dafür liebe ich meinen Hamburg-Großstadt-Lifestyle doch viel zu doll. Ich meine, wo bekomme ich sonst meine regelmäßige Portion Ramen und den Cappuccino mit Hafermilch und Latte Art?

Eine gesunde Portion Respekt vor der Großstadt ist absolut berechtigt und ich bin nach wie vor fest der Überzeugung, dass man auf seine Intuition hören sollte und wenn man sich in einer Situation unwohl oder unsicher fühle, sollte man einfach sehen, dass man wegkommt, aber man sollte es auch nicht übertreiben.

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