Warum ich froh bin, dass dieser Sommer bald vorbei ist

© Lisa Greis

Eigentlich liebe ich den Sommer. Wenn die Temperaturen steigen, es draußen grünt und der Badesee endlich warm genug für einen beherzten Sprung vom Ufer ist, dann blühe ich auf. Ich liebe Aperol trinken in der Sonne, mit dem Fahrrad durch die laue Sommernacht radeln und kurze Hosen tragen, ohne zu frieren.

Doch diesen Sommer freue ich mich das erste Mal darauf, dass er bald vorbei ist. Denn ich bin gestresst. Jedes Wochenende bis in den September ist verplant – und das schon seit Ende Mai. Hochzeiten, Geburtstage, Besuch aus anderen Städten, Fahrten zu Freund*innen, Junggesellinenabschiede, Day Drinking Partys – alles Dinge, über die ich mich natürlich auch freue, die mir aber in der Masse gerade nicht guttun. Und das kann ich mir nur schwer eingestehen.

Mein Feind, der volle Kalender

Wenn ich aktuell an meinen Terminkalender denke, bekomme ich Anxiety. Kaum ein Abend hat noch keinen Eintrag. Was für andere nach einem großen Spaß klingt, ist für mich wirklich belastend. Denn wenn ich es nicht schon vorher gewusst habe, hat mir spätestens die Coronazeit gezeigt: Ich bin echt gerne für mich. Und ich brauche in regelmäßigen Abständen Zeit alleine. Meine soziale Batterie geht schnell leer – und braucht Ruhe, um sich wieder aufzuladen.

Die nehme ich mir nur aktuell nicht. Denn ich will, gerade nach den letzten Sommern, in denen alles so unsicher war und dem Blick auf einen ungewissen Herbst und Winter, natürlich auch alles mitnehmen, was geht. Und bloß nichts verpassen. Oh ja, da ist sie, die liebe FOMO.

© Julia Liehr

Absolutes First World Problem – I know.

Die Lösung liegt natürlich auf der Hand, sagt ihr jetzt vielleicht. Nimm dir doch einfach weniger vor! Zack, fertig. Klingt aber leichter als gesagt. Denn wenn ich mich bewusst bei meinen Freund*innen abmelde, statt am Badesee alleine auf dem Balkon sitze oder statt im Open-Air-Kino auf dem Sofa Filme gucke, habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen. Pattsituation.

Deswegen, muss ich gestehen, freue ich mich auf den Herbst und Winter. Zwar nicht aufs Wetter, aber darauf, mehr als einen Abend in der Woche um 21 Uhr im Bett zu liegen und noch fix ein paar Seiten zu lesen. Problem ist nur: Gestern kam mein Partner nach Hause und sagte: "Hey, Toby aus Berlin wollte uns ja noch besuchen. Der Oktober ist aber schon ganz schön voll, habe ich gesehen. Dann schlage ich ihm das zweite Wochenende im November vor?" Aah! Sieht also so aus, als wäre nicht nur das Wetter Schuld an meinem vollen Terminkalender. Bedeutet für mich: Öfter Nein sagen, Zeit schaffen – auch wenn es schwer fällt. Meine soziale Batterie wird es mir schließlich danken.

Wir haben Meinung!

Stella hat Sommer Fomo
Stella geht es genau andersherum, als Franzi: Sie hat das Gefühl, der Sommer geht viel zu schnell vorbei und sie hat noch längst nicht alles gemacht.
Weiterlesen
Martyna liebt Softboys
Männer, die nahbar und emotional sind, sind unsexy? Pff, auf keinen Fall, gerade sie sind besonders sexy, findet unsere Autorin Martyna.
Weiterlesen
Zurück zur Startseite