Artvergnügen #29 – 11 Kunsttipps, die ihr im Dezember nicht verpassen solltet
Freunde der Sonne: Es wird Ernst. Zwischen Last Christmas und Mariah Carey, Glühwein und Spekulatius, Lichterketten und Geschenkeinkäufen bahnt sich neben der Feststellung „Früher war mehr Lametta!“ tatsächlich die besinnliche Weihnachtszeit an. Unsere Hamburger Museen, Galerien und Offspaces lassen sich von dem Trubel überraschenderweise nur wenig beeindrucken.
Zu sehen gibt es diesen Monat Fotografien der Føroyar-Inseln oder des alten Harburgs, spannende Rauminstallationen, Roboter…. und Katzen.
1 MKG goes Pop
68. Pop und Protest zeichnet die gesellschaftliche Stimmung im Jahre 1968 innerhalb Hamburgs, Deutschland und der Welt nach. Über Mode, Design, Musik, Film, Fotografien und historische Objekte macht der Ausstellungsrundgang und das Entdecken der bunten Ausstellungsstücke großen Spaß. Gleichzeitig vermittelt 68. Pop und Protest die gesellschaftlichen und angespannten politischen Dimensionen dieses Jahres auf nationaler und internationaler Ebene. Wer nur an Hippies und Musik der Beatles denkt, liegt hier falsch. Die Ausstellung zeigt auf, dass intensiv über Frieden, kulturelle Revolution und entfesselte Ausdrucksformen in der Kunst diskutiert und Engagement bewiesen wurde.
2 Sammlung Falckenberg x RALF ZIERVOGEL AS IF
Mit der Ausstellung Ralf Ziervogel AS IF lädt euch die Sammlung Falckenberg in die Fabrikhalle der Phoenix-Werke in Harburg ein. Auf drei Etagen werden Welten von feingliedrigen, komplexen Zeichnungen und Verwandlungen des menschlichen Körpers in monochrome, ornamentale Geflechte präsentiert. Ralf Ziervogel beschränkt sich mit seinen Zeichnungen keineswegs auf kleine Papierformate. Ohne Vorzeichnungen fließen fantastische Tintenzeichnungen über bis zu zehn Meter große Papierbahnen und kreieren eine ganz eigene Welt. Neben diesen Zeichnungen stellt Ziervogel auch kleine Versuchsanlagen, Skulpturen und Installationen aus, wodurch er dem Besucher sein Konzept von Utopie und Existenzmöglichkeiten des menschlichen Körpers vermittelt.
3 Sophia Roßberg nimmt uns mit auf die Føroyar-Inseln
80.000 Schafe, 50.000 Einwohner*innen und 300 Regentage im Jahr. Das sind die die vulkanischen Føroyar-Inseln zwischen Island und Norwegen. Der Regen konnte Sophia Roßberg nicht abhalten und so reiste sie im Frühjahr 2018 auf die Inseln. Im Gepäck hatte sie ihre analoge Kamera und hielt damit ihre Entdeckungen im hohen Norden fest. Jetzt teilt Sophia Roßberg ihre Fotografien und ein daraus entstandenes Buch im Enfants Art Space in der Neustadt mit allen Interessierten und Fernweh-Liebhabern.
4 Stencil-Arbeiten im Brakula
Der Bramfelder Kulturladen e.V. oder kurz BRAKULA ist das erste und größte Stadtteilkulturzentrum im Nordosten Hamburgs und lockt uns in der kalten Jahreszeit mit einer Kunstausstellung. Beheimatet ist das BRAKULA in einem 135 Jahre alten Bauernhaus. Hier präsentiert René Scheer noch bis nächstes Jahr seine Werke. Seine Bilder entstehen durch das Anfertigen von aufwendig zugeschnittenen, feinen Schablonen. Mit der Sprühdose und den Schablonen bringt er schließlich das Motiv auf den Bildgrund. Zudem arbeitet er skulptural mit den unterschiedlichsten Materialien wie etwa Beton, Papier, Holz und Metall.
5 Dineo Seshee Bopape bei Sfeir-Semler
Bis Januar präsentiert die Galerie Sfeir-Semler eine Rauminstallation und eine Videoarbeit der südafrikanischen Künstlerin Dineo Seshee Bopape. In der Arbeit Lerole: footnotes (The struggle of memory against forgetting) hinterfragt sie die Mechanismen von Erinnerung und historischen Narrativen des kolonialisierten Afrikas. Mit 100 kleinen gravierten Holztafeln dokumentiert sie eindrücklich den Widerstand der afrikanischen Bevölkerung gegen die Kolonialisierung und installiert diese historischen Fakten und Erinnerungen mit verschiedenen Materialitäten, Sound und Weihrauchgeruch im Galerieraum.
6 Die blaue Stunde – Khaled Barakeh
Im Rahmen der Tage des Exils zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe Skulpturen, Collagen und Medieninstallationen von Khaled Barakeh. Der Ausstellungstitel Die blaue Stunde beschreibt sowohl den Zeitraum von Dunkelheit bis Sonnenaufgang als auch die Phase vor dem Sonnenuntergang. Der Titel möchte diesen Moment der Zwischenphase aufgreifen und damit sinnbildlich auf die Situation von Migranten oder Geflüchteten im neuen Aufenthaltsland hinweisen. Wie findet man sich an diesem neuen Ort zurecht? Wie kann man Fluchterlebnisse und die Sehnsucht nach Heimat verarbeiten? Diese Fragen nach Identität stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Khaled Barakeh und werden in der Ausstellung mit über 20 Arbeiten thematisiert.
7 GROUPSHOW – Katzen gehen immer noch
Sie sind der offensichtliche Star auf YouTube und kämpfen unerbittlich mit dem Hund um den ersten Platz des beliebtesten Haustieres. Um wen kann es dabei nur gehen? Katzen! Natürlich! Die Affenfaust Galerie lädt Künstler ein, den flauschigen Vierbeiner unter die Lupe nehmen. Denn die Katze ist für die Kunst keine Unbekannte, wurde sie schon im alten Ägypten als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt. Während Hunde leider draußen bleiben müssen, freut sich die Affenfaust Galerie auf alle Katzenfreaks und diese, die hochmotiviert ihre Katzenallergie endlich hinter sich lassen wollen.
8 Marc Burckhardt & Edel Rodriguez bei Paul Roosen Contemporary
In der Ausstellung Fault Lines kommt bei der Betrachtung der Arbeiten von Marc Burckhardt und Edel Rodriguez vielleicht die Feststellung „Hier stimmt doch was nicht!“ auf. Damit liegt ihr genau richtig, denn beide Künstler verstehen das Spiel mit Illusionen und traditionellen Sehgewohnheiten. Rodriguez, welcher unter anderem als Illustrator für das Time Magazine arbeitet, bezieht sich innerhalb seiner Arbeiten auf visuelle Referenzen der Pop Art und US-amerikanischer Kultur. Burckhardt hingegen schafft mit seiner Faszination für alte niederländische Malei und seinem Interesse an Symbolik fantastisch surreale Traumwelten.
9 OUT OF OFFICE: Wenn Roboter und KI für uns arbeiten
Mensch versus Maschine? Oder Mensch und Maschine? Über elf Stationen verdeutlicht die Ausstellung die bereits vorhandenen Möglichkeiten von KI (Künstlicher Intelligenz). Gleichzeitig präsentiert OUT OF OFFICE zukünftige Einsatzfelder von KI und fragt nach den etwaigen und moralischen Grenzen dieser Technik. Sie verdeutlicht, dass KI und Roboter keine ferne Zukunftsmusik sind—steckt die künstliche Intelligenz doch schon längst in unserem Smartphone und Roboter stellen unsere Autos her. Eine spannende und vor allem aktuelle Thematik, die nicht nur etwas für Technik-Nerds zu bieten hat.
10 Frisch entwickelt – Harburg in frühen Fotografien
Wer sucht, der findet! Im Depot des Stadtmuseum Harburgs schlummerten lange zerbrechliche Glasplatten, auf denen Negative gebrannt waren. Diese kleinen Schätze dokumentieren nicht nur über ihr Material ein Teil Fotografiegeschichte. Sie lassen uns auch über die abgebildeten Straßen, Plätze und das städtische Treiben eine Zeitreise in das Harburgs der 1880er bis 1930er Jahre unternehmen. Im Rahmen der Ausstellung wurden die Fotografien zum einen digital erfasst und in einer Datenbank hinterlegt. Des Weiteren entwickelte der Künstler Martin Eckert aus den alten Negativen mit traditionellen Verfahren Einzelabzüge, die man jetzt in der Ausstellung bestaunen darf.
11 Night Shift—Das Spiel mit der Nacht im Hamburger Kunstverein
In der Ausstellung des in Berlin lebenden Künstlerkollektivs FORT wird der Ausstellungsraum in nächtliche Szenerien verwandelt. FORT setzt an unsere Assoziationen mit der dunklen Tageszeit an. Ob einsame Leere und unheimliche Stille oder das befreite Gefühl von Grenzenlosigkeit beim Feiern—über raumübergreifende Installationen versetzt uns FORT in die uns bekannten nächtlichen Situationen. Eine verlassene Tankstelle oder Partyatmosphäre bei Elektrobeats—all das könnt ihr im Kunstverein entdecken. Während man Night Shift sinngemäß mit „Nachtschicht“ übersetzten kann, arbeitet FORT auch mit der wörtlichen Übersetzung von „Nacht“ und „Verschiebung“ und spielt mit der phantasievollen Vorstellung, was wohl mit den Dingen um uns passiert, wenn wir schlafen.