Modervergnügen #5 Festival des Métiers - Museum für Hamburgische Geschichte

Auf schicke Halstücher und überteuerte Henkeltaschen stehe ich so gar nicht, geschweige denn habe ich ein Pferd und somit Bezug zu Ledersätteln. Das „Festival des Métiers“ im Hamburg Museum, bei dem diese Woche die Kunsthandwerker des französischen Traditionsunternehmen Hermès den Besucher Einblicke in ihr Savoir-faire gewähren, habe ich mir trotzdem – wenn auch zufällig – angeschaut.

So ganz verstehe ich den Zusammenhang nicht, als mir eine Freundin erzählt, dass sie in der kommenden Woche als Übersetzerin für Hermès im Museum für Hamburgische Geschichte arbeiten wird. „Die kommen extra aus Frankreich, Lea, und zeigen eine Woche lang, was sie bei Hermès tagein, tagaus machen“, versucht sie mich zu überzeugen. Mag ja sein, denke ich, aber Hermès? Finde ich irgendwie spießig. Und trotz meiner Vorliebe für Frankreich und alles, was im entferntesten damit zu tun hat, habe ich wenig Interesse daran, mir die Ausstellung anzusehen. Doch da ich oben erwähnte Freundin länger nicht gesehen habe, verabreden wir uns vor Arbeitsbeginn zum Frühstück im Café Fees im Museum für Hamburgische Geschichte, das dank seines verglasten Kuppeldachs übrigens ein toller Ort ist, um trotz Dauerregen das Gefühl zu haben, draußen zu sein. Und da werde ich dann doch neugierig, denn die Ausstellung – oder soll es tatsächlich „Festival“ heißen? – sieht doch recht ansprechend aus dort unten im überdachten Innenhof des Hamburg Museums. Egal, jetzt bin ich ja sowieso schon mal hier, denke ich, wäre doch bescheuert, nicht wenigstens drüber zu laufen.

Und so erfahre ich nicht nur, wie der Marquinier, der Täschner, die berühmten Hermès-Taschen herstellt und wie eine Krawattenschneiderin arbeitet. Ich sehe auch dabei zu, wie der Gantier, der Handschuhmacher, die farbigen Lederstücke mit einer Bürste von Hand mit weich kämmt. Sichtlich beeindruckt schaue ich auch dabei zu, wie die Imprimeuse sur Soie, die Seidendruckerin, fünf Tage lang mit einem einzigen Werkzeug ein Hermès-Tuch von Hand bearbeitet, um die Seide mit aufwendigen Mustern und Farbverläufen zu versehen.

Zugegeben: Ein Besuch der Hermès Handwerksausstellung wird euch vielleicht keinen ganzen Nachmittag lang vergüngen. Doch verbunden mit einem Frühstück oder Kaffee im Café Fees oder gar einem Besuch der Dauerausstellung des Hamburg Museums ist das kostenlose Festival des Métiers sehenswert – und zwar für jeden. Man muss kein Mode-Fan sein, um sich von der Handarbeit einer Zeichnerin, Täschnerin, Uhrmacherin oder eines Sattlers beeindrucken zu lassen, und die Ausstellung ist interaktiv genug inszeniert, als dass von Kindern bis hin zu deren Großeltern hier jeder etwas mitnehmen kann.

Übrigens braucht keine Angst zu haben, wer der französischen Sprache nicht mächtig ist: Hermès hat zwar die Handwerker aus Frankreich einfliegen lassen, doch eine ganze Reihe charmanter Dolmetscherinnen in Streifen-Shirts – es lebe das Klischee – walten ihres Amtes und sorgen für ein klares Verständnis.

Festival des Métiers – Handwerksausstellung
13. - 18. Mai 2014
von 12 - 20 Uhr
Museum für Hamburgische Geschichte
Holstenwall 24 20355 Hamburg

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