Heimaturlaub: Winterparadies Harz

© Maria Anna Schwarzberg

Genug vom Straßenlärm und Großstadtgewusel? Sehnsucht nach Natur, Bewegung und Erholung? Kein Problem! In unserer Serie "Heimaturlaub" zeigen wir euch Ausflugsziele in und um Hamburg.

Willkommen im Harz

Der Harz hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: Öde, Rentnerheimat, oll und gar nicht so sehenswert soll er sein. Also macht sich jedes Jahr der halbe Norden in die Alpen auf, obwohl ein Mittelgebirge gleich vor der Haustür liegt. Zu Recht? Ich habe mich für ein Wochenende in den verschneiten Ort Sankt Andreasberg aufgemacht, um genau das einmal abzuchecken – und war traurig, nach drei Tagen wieder fahren zu müssen.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

Der Harz ist das höchste Gebirge Norddeutschlands und liegt genau im Triangel zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zwischen Naturparks, Sagen und Wintersportgebieten erhebt sich der Brocken mit 1.142 Meter. Übrigens: Nach einer neueren Messung ist festgestellt worden, dass der Brocken eigentlich nur 1.140 Meter misst, weshalb kurzerhand zwei große Steine nach oben gekarrt worden sind, um wieder der Messlatte zu entsprechen.

Freitag, 12 Uhr: Ankunft im Winter Wonderland

Freitagmittag 11 Uhr und wir machen uns im Regen auf den Weg von Hamburg nach Sankt Andreasberg. Drei Stunden soll die Autofahrt dauern, am Ende der Route laut Wetter-App Schnee auf uns warten. Dicke Tropfen prasseln auf die Scheiben, als sich nach zwei Stunden erste Erhebungen vor den Fenstern abzeichnen. Ich war schon immer von Gebirgen fasziniert – ein Flachland-Trauma.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

Je tiefer wir in den Harz fahren und je höher wir kommen, desto mehr Schnee liegt am Wegrand, dann auf den Baumspitzen, auf den Tannenzweigen, plötzlich ist alles weiß verschneit. Sankt Andreasberg ist ein kleiner 2.000-Seelenort auf der niedersächsischen Seite des Nationalparks Harz. Die Straßen gerade freigeräumt, türmt sich der Schnee am Wegrand, die Dächer der kleinen charmanten Häuser sind weiß gepudert. Fangbalken halten die Schneemassen vor den darunter laufenden Fußgängern zurück, manchmal warnt nur ein Schild vor den Dachlawinen. Die Fenster in den Holzhäusern sind beleuchtet, ein paar Fußgänger sind auf den Straßen zu den wenigen kleinen Geschäften unterwegs.

Freitag, 12.30 Uhr: Höchstpersönlicher Check-In

Mit geschulterten Taschen laufen wir zu dem roten Holzhaus. Die Vermieterin der Ferienwohnung ist auch gerade angekommen und begrüßt uns: "Willkommen bei uns im schönen Harz!" "Recht hat sie", denke ich mir und folge ihr die Stufen in die Wohnung nach oben. Das Apartment ist neu modernisiert worden, das Flair hat es behalten: Alte, dunkle Holzbalken und die Aussicht auf die Berge treffen auf klare Wandfarben und neues Laminat. Die helle Küche und das Bad sind in weiß und schwarz gehalten, während Wohnküche und Schlafzimmer vom knautschigen Ledersofa und schweren, alten Holzmöbeln dominiert werden. Es ist ein Ort zum Pudelwohlfühlen!

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

"Wir sind selbst erst vor zwei Jahren aus Berlin in den Harz gezogen und haben diese Wohnung eigentlich für unseren Sohn gekauft, der dann aber doch nach Goslar zum Studium gezogen ist. Das Image des Harz ist angestaubt und oll – und genau so sehen hier die meisten Ferienwohnungen aus. Die Touristenzahlen sind seit Jahren rückläufig und so fehlt den meisten das Geld, ihre Ferienwohnungen zu renovieren, was wiederum mehr Touristen anlocken würde. Also haben wir die Ersparnisse in die Hand genommen und uns dazu entschieden, einen Anfang zu machen, indem wir dieses Apartment modernisieren. Bisher waren alle Besucher begeistert – von dieser Wohnung und dem Harz. Es wäre schön, wenn wir ein klein wenig dazu beitragen können, dass der Harz sein Rentnerimage verliert", erzählt mir die Vermieterin.

Freitag, 14 Uhr: Einsamkeit am Galgenbaum

Nachdem sie uns die Schlitten vor die Tür gestellt hat, macht sie sich auf den Weg nach Haus und wir uns auf den Weg durch den Ort zum Galgenberg. Von dort soll man eine großartige Aussicht über das Gebirge haben. Wir stapfen durch den Schnee auf den einsamen Straßen erst nach unten und dann nach oben. Treffen wir einen Einheimischen in den schmalen Straßen, werden wir in dörflicher Manier freundlich begrüßt.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg
Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

Nachdem wir Sankt Andreasbergs Gassen hinter uns gelassen haben, ist niemand mehr zu sehen – weder einheimisch noch erkundend. Frischer Schnee bedeckt die Bäume, die Berge und den Weg hoch zum Galgenberg. Oben angekommen verweilen wir auf einer Holzbank vor dem beeindruckenden Bergpanorama. Sankt Andreasberg liegt hinter uns, vor uns ein tiefes Tal, durch das sich ein Fluss zieht, und blaue, schneebedeckte Wälder so weit das Auge reicht. "Es gab sicherlich schlechtere Orte, um gehängt zu werden", denke ich, als wir zurück in das beleuchtete Dorf gehen.

Samstag, 11 Uhr: Roa-Roa-Roadtrippin' durch den Harz

"Halt an, halt an!", rufe ich, als wir mit dem Auto aus Thale zurückkommen. Quer durch den Harz ging unser kleiner Roadtrip heute: Am Wurmberg mit den Skipisten vorbei zur Rappbodetalsperre, von der man sich abseilen kann, bis nach Thale, wo die schöne Königstochter Brunhilde auf der Flucht vor dem Riesen Bodo über das Bodetal gesprungen und ihr Pferd den riesigen Hufabdruck (die Roßtrappe) hinterlassen haben soll.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

Gleich gegenüber: Der Hexentanzplatz mit der Sommerrodelbahn und dem Freilichttheater – alles zuletzt auf einer Klassenfahrt vor 15 Jahren gesehen, als Jungs noch blöd und Herumlaufen ätzend war. Viele Familien sind mit ihren Kindern unterwegs und genau für die ist Thale der perfekte Ort, aber ich möchte zurück in den Schnee und die Ruhe, will rodeln und an den Kamin.

Samstag, 17 Uhr: Die ganze Rodelpiste abräumen

"Warum soll ich anhalten?" Ich deute mit dem Arm aus dem Beifahrerfenster auf die 300 Meter lange Rodelpiste mitten in Sankt Andreasberg. Eine Wiese, ein Feld - vor lauter Schnee nicht zu erkennen – ist zum Rodeln präpariert und freigegeben worden. Oben gibt es einige Buden mit Punsch, Waffeln und Bratwurst für die Alten, unten Heuballen, damit niemand in den See fährt, für die Jungen. Hier kommt das Dorf also zusammen.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

"Komm, stell das Auto ab, ich will vier Jahre alt sein." Noch einen Heidelbeerpunsch zum Aufwärmen und los geht es: 1,91 Meter und 1,78 Meter geballte Euphorie sitzen auf dem Schlitten und rodeln die Piste runter – ohne bremsen, ohne lenken. Was von oben nicht zu sehen war: Die Sprungschanzen, über die wir gerade hinweg brettern, sodass selbst die gewieften Zwölfjährigen applaudieren. Meine Knie zittern, die Wangen sind rot vor Aufregung und Kälte und ich kann nicht aufhören zu lachen – es ist schön vier Jahre alt zu sein. Noch schöner ist es, erwachsen zu sein und nach ein paar Abfahrten mit Punsch auf dem Schlitten zu sitzen, um sich die wilden Stürze von oben angucken zu können.

Sonntag, 12 Uhr: Im Harz, da sagt Tschüß

Am nächsten Morgen sitze ich etwas wehmütig am Frühstückstisch. Drei Tage Schnee, Abende am Kamin und idyllische Ruhe liegen hinter uns und ich möchte eigentlich noch viel länger bleiben. Ich will noch mal Rodeln, ein bisschen Snowboarden und durch den Schneewald stapfen, will in die Thermen und immer wieder aus dem Fenster gucken, um die schneebedeckten Berge sehen zu können.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

Der Harz klopft sein eingestaubtes Image gerade wieder ab und investiert: In Skilifte und Pisten, sanierte Unterkünfte und viel mehr Action und Outdoor-Erlebnisse. Kurze Anfahrtswege und günstige Preise sprechen für eine Reise in den Harz, genau wie die (noch) nicht überfüllten Attraktionen. Einziges Manko: Es gibt im Winter keine Schneegarantie – aber in den Alpen spätestens seit letztem Jahr auch nicht, oder?

So kommt ihr hin:

Die bequemste Möglichkeit ist die Anreise mit dem Auto. Nicht nur wegen des direkten Weges, der Flexibilität und dem Stauraum, auch weil Roadtrips einfach cool sind. Es gibt aber auch die Möglichkeit, mit der Bahn und dem Bus von Hamburg in den Harz zu reisen. Die passende Verbindung sucht ihr euch am besten über die Deutsche Bahn und Flixbus raus.

Eine weitere Möglichkeit sind Mitfahrgelegenheiten – oder ihr bietet anderen einfach selbige an, wenn ihr mit dem Auto anreist.

Harz Reise Tipps Ausflug Urlaub
© Maria Anna Schwarzberg

Unbedingt einpacken:

Dicke Wintersachen solltet ihr auf keinen Fall vergessen – zumindest der Parka und die dicken Schuhe dürfen #weilwegenkalt nicht fehlen. Nahrungsmittel könnt ihr auch bequem vor Ort kaufen, die müsst ihr nicht aus Hamburg mitbringen. Und ein Memo an alle Hobby- und Profifotografen: Kamera nicht vergessen!

Das kostet der Spaß:

Für den Mietwagen werden über das Wochenende circa 150 Euro Miete und 150 Euro Benzingeld fällig. Dazu kostet die Unterkunft ebenfalls ungefähr 200 Euro. An Speisen und Getränken eben das, was ihr verbraucht. Aber: In Hamburg hättet ihr ja auch essen müssen.

Noch mehr Heimaturlaub

Lüneburger Heide
Unsere Autorin ist einmal quer durch die Heide gedüst, um euch die besten Tipps mitzubringen. Kulinarisches, was für müde Reisende, was für abenteuerlustige, alles dabei!
Weiterlesen
Erkundungstour an der Schlei
An der Schlei hat es Anna sehr gut gefallen und was sie da so getrieben hat, verrät sie in ihrem Ausflugsvergnügen. Unsere Notizzettel sind gezückt!
Weiterlersen
Zurück zur Startseite