Hamburg hakt nach: Wieso gibt es ein goldenes Haus auf der Veddel?

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"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!": Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Hamburg immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der*die das kann.

Sandra fragt: "Wieso gibt es ein goldenes Haus auf der Veddel?"

In Hamburg steht ein Haus, dessen Fassade komplett vergoldet ist. Als reichste Stadt Deutschlands ist das vielleicht wenig verwunderlich. Obwohl, doch. Es ist schließlich nicht so, als gäbe es einen Wettbewerb der wohlhabendsten Städte Deutschlands und der Gewinner würde mit einem Goldhaus ausgestattet. Also haben wir uns in die Recherche begeben und sind für unsere Fragestellerin Sandra und euch auf Spurensuche gegangen, was es mit dem edlen Gebäude auf der Veddel auf sich hat.

Gold, gold, gold, ist alles, was wir lieben?

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Bei dem Goldaus auf der Veddel handelt es sich um ein Kunstprojekt des Künstlers Boran Burchhardt und es "vergoldet" den traditionellen Arbeiterstadtteil südlich der Elbe bereits seit 2017. Das freut nicht alle, aber dazu später mehr. Burchhardt ist für seine stadtbezogene Performancekunst bekannt und bekam für seine Fassadenarbeit viel Aufmerksamkeit. Kein Wunder, immerhin stand er dafür mehrere Tage lang mit Spezialkleber und Blattgold bewaffnet auf einer Hebebühne. Sein Plan, mehr Aufmerksamkeit auf die Veddel zu lenken, ist zumindest schon mal aufgegangen, wie er dem Stern erzählte. Eine mühselige und sehr teure Arbeit, die auf viel Kritik stößt. Immerhin hat der Artist das hauchdünne Blattgold nicht aus eigener Tasche bezahlt, sondern für sein Projekt 85.000 Euro von der Hamburger Kulturbehörde bekommen. Geld, das Kritiker*innen zufolge lieber für den Ausbau des sozial eher schwachen Viertels hätte ausgeben werden können.

Ist das Goldhaus Kunst, oder einfach nur ein teurer Spaß?

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Ein goldenes Haus und die Veddel passen auf den ersten Blick nämlich nicht so ganz zusammen. Kein Wunder, dass das Goldhaus auf eine Menge Kritik von Bewohner*innen, Politiker*innen und Stadtplaner*innen stößt. Von Steuergeldverschwendung ist die Rede und das auch zu Recht. Immerhin lebt auf der Veddel laut der Welt jede*r Vierte an der Armutsgrenze, es wohnen hier Menschen aus mehr als 50 Nationen und mit fast 80 Prozent auch die zweitmeisten Stadtteilschüler*innen Hamburgs. Zudem hat der Stadtteil ein Infrastrukturproblem. So gibt es hier wenig Supermärkte und nur eine einzige Postfiliale. Dafür aber eben ein goldenes Haus, über das viel berichtet wurde. Immerhin ist eine bessere Vernetzung des Stadtteils geplant, wie man bei business.on lesen kann. So soll die Veddel besser vernetzt werden und neue und grüne Zugänge zum Wasser erhalten. Zudem gibt es Pläne, "vielfältige Arbeitsplätze" entstehen zu lassen. Bleibt zu hoffen, dass für die Veddel goldene Zeiten anstehen.

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