11 sexistische Fakten über Frauengesundheit, die sich ändern sollten

© Gemma Chua Tran | Unsplash

Wenn selbst die NASA eine Astronautin in den 80ern mit 100 Tampons für ganze sechs Tage im All ausstatten wollte – und man darf nicht vergessen, dass dort viele schlaue Menschen arbeiten – braucht man sich nicht zu wundern, über andere, überraschende Fakten zu stolpern, die beweisen, wie weit das Patriarchat in unseren Alltag eingreift. Wusstet ihr beispielsweise, dass sogar unser täglicher Rhythmus nach dem von Männern* eingestellt ist? Denkt nur mal daran, wie oft es euch mit PMS oder wegen eurer Regelblutung schlecht geht. Spanien hat das als erstes EU-Mitgliedsland verstanden, dass Frauen* ein Recht auf Freistellung zusteht, wenn sie während der Monatsblutung unter Schmerzen oder anderen Symptomen leiden. Bisher sind sie jedoch die einzigen, die die medizinischen Erkenntnisse aus genderspezifischen Forschungen tatsächlich nutzen, um Gesetze anzupassen und sich für mehr Gleichberechtigung in der Medizin einzusetzen. Wir haben da direkt mal 11 Beispiele zu herausgesucht, die sich auch, aber nicht ausschließlich die Deutsche Bundesregierung mal genauer anschauen könnte.

Disclaimer: Mit der Verwendung des Terms "Frauen*" inkludieren wir natürlich alle Menschen, die sich als solche identifizieren und weisen darauf hin, dass Transfrauen* ebenso weitreichenden gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sind. Hier findet ihr Beratungs- und Hilfsstellen in Hamburg, die dafür kämpfen und die ihr entweder monetär oder mit eurer Zeit unterstützen könnt.

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1. Kaum erforschte Krankheiten wie Endometriose

Zwei Millionen Betroffene plus 200.000 jährliche Neuerkrankungen. Das ist laut der Endometriose Vereinigung die Bilanz der deutschen Frauen*, die an Endometriose erkrankt sind. 20-50 % aller Menschen mit Uterus haben sie weltweit. Dennoch haben wir kaum Informationen darüber. Immer noch dauern Diagnosen zum Teil Monate, wenn nicht sogar Jahre. Und das alles, weil sie Jahrzehnte lang als starke Mentruationsschmerzen abgetan wurden. Heute wissen wir, dass es sich dabei um Ansiedlungen von Gebärmutterschleimhaut ähnlichem Gewebe handelt, das außerhalb der Gebärmutter wächst und wuchert. Leider gibt es immer noch keine Heilung – selbst Operationen geben oftmals nicht die gewünschte Linderung und die Wucherungen beginnen wieder. So liegt bis heute bei etwa der Hälfte aller Frauen*, die ungewollt kinderfrei bleiben, eine Endometrioseerkrankung zugrunde.

2. Atypische Symptome und keine Aufklärung bei Herzinfarkten

Denkt ihr auch, Männer* hätten in der Regel mehr Herzinfarkte als Frauen*? In Filmen, selbst in Stockfotos, die wir auf Broschüren oder im Wartezimmer sehen, zeigen bei diesem Thema meist einen Ü60-Jährigen. Laut einer britischen Studie sind es bei manchen Formen sogar bis zu 60 Prozent aller Frauen*, deren Herzinfarkt unerkannt oder falsch diagnostiziert wird, weil sie andere Symptome aufweisen, als wir sie aus Filmen kennen. Beispielsweise treten weniger häufig Brustschmerzen auf, sondern Bauchschmerzen und Übelkeit. Wie lebensgefährlich diese exkludierende Botschaft ist, müssen wir hier hoffentlich nicht anführen. Genauso sollten viel mehr Ärzte Männer* zu einem Brustkrebs-Check schicken!

3. Verwendung männlicher Daten bei Tests

© Miguel Bruna | Unsplash

Stellt euch nun mal vor, ihr habt als Frau* euren Herzinfarkt und erkennt ihn durch eigene Aufklärung frühzeitig. Nun braucht ihr aber einen Herzschrittmacher. Dieser wurde, logischer aber auch traurigerweise, ebenfalls vor allem an Männern* getestet und erst dann verschrieben, wenn ein bestimmter Millisekundenwert zwischen zwei Herzstößen erreicht ist. Dieser ist viel zu hoch für Frauen*, also bekommen sie das lebensrettende Gerät häufig nicht. Würde man sie nach dem ihrer körperlichen Beschaffenheit zugesprochenen Wert behandeln, würden 67 Prozent mehr Frauen* mit Herzproblemen die Hilfe bekommen, die sie brauchen.

4. Ungerechtigkeit und unzureichende Forschung bei Periodenprodukten

Jede Frau* hat durchschnittlich 450 Zyklen in ihrem Leben. Das sind etwa 3.500 Tage Blutung. Das sind etwa 10 Jahre durchgehend. Und dann müssen wir weiterhin den Pink Tax auf Produkte zahlen, die wir monatlich benötigen. Diese Preisanhebung bei speziell für Frauen* angebotenen Produkten und Dienstleistungen ist nicht nur diskriminierend und sorgt für ein Loch in unseren ohnehin schon vom Gender Pay Gap geplagten Portemonnaies. Hinzu kommt, dass Innovationen wie die Periodenunterwäsche immer noch zu wenig erforscht sind. Erst kürzlich hat die New York Times über Thinx berichtet, deren Produkte in der Kritik standen, gesundheitsschädliche Substanzen zu beinhalten.

5. Autotests an heteronormativ männlichen Puppen

Frauen sind in der Regel kleiner und grundsätzlich anders gebaut, als Männer. Deswegen sitzen wir auch anders, wenn wir am Steuer sind. Viel näher am Lenkrad zum Beispiel. Das wird bei Autotests leider nicht immer in Betracht genommen, was zur Folge hat, dass Verkehrsunfälle oftmals gefährlicher für Frauen* sind, als für Männer*. Das geht aus einer britischen Studie hervor.

6. Was Historisches: die wandernde Gebärmutter

Wie weit die Diskriminierung von Frauen* in der Medizin zurückgeht, zeigt dieses Beispiel. So glaubten die frühen Griechen wohl, dass unsere Gebärmutter, solange sie gerade nicht zur aktiven Reproduktion genutzt wird, in uns drin herumwandert. Jawoll, richtig gehört: Herumwandert! Wieso genau und was das für Folgen hat, erklärt Kulturhistorikerin und Feministin Elinor Cleghorn im Standard: "Sie dachten, der Uterus könnte gegen die Leber oder die Magenschleimhaut drücken – und erklärten so viele psychische Symptome. Und diese Vorstellung hat ganz lange nachgewirkt. Sogar als irgendwann durch die Wissenschaft der Anatomie nachgewiesen wurde, dass eine wandernde Gebärmutter physisch unmöglich ist, blieb die Vorstellung, dass die Gebärmutter massiven Einfluss auf die geistige und körperliche Gesundheit der Frau* hat, erhalten."

7. Fehlerhafte und falsche Diagnosen wie bei ADHS

Endometriose haben wir euch ja bereits im ersten Punkt aufgeführt, doch es gibt noch weitere Erkrankungen, die bei Mädchen* und Frauen* nicht nur oftmals gar nicht oder falsch diagnostiziert werden. So dachte man lange Zeit, ADHS oder Asperger's würden vor allem in Jungs* vorkommen, was ganze Generationen an jungen Frauen* vor ganz neue Herausforderungen stellt, die mit dieser Erkrankung leben mussten, denen kein*e Arzt*Ärztin geglaubt hat, deren Eltern sie nicht verstanden haben und so weiter. Zwei- bis dreimal mehr Diagnosen, so groß ist die Gender-Diskrepanz bei ADHS immer noch – ob die Störung bei Jungen* allerdings tatsächlich häufiger vorkommt, ist heute umstritten.

8. Eine Generation voller Rückenschmerzen dank falscher BHs

Pablo Heimplatz | Unsplash

Vier aus fünf BHs sollen der New York Times zufolge falsch sitzen. Das sind achtzig Prozent. Wie wir das als Gesellschaft geschafft haben, ist wirklich schwer zu begreifen. Es mag vielleicht daran liegen, dass Unterwäschekonzerne wie Victoria's Secret von Männern* an der Spitze und im Marketing uns seit Jahrzehnten vermitteln, der Busen müsse schön hoch gestützt und am besten noch mit einem sehr unbequemen Bügel darunter "in Form gebracht" werden müssen.

9. Skinny Jeans stehen in der Kritik

Ähnlich des aus der männlichen Perspektive gedachten BH-"Dilemmas", steht es auch um Skinny Jeans. Millennial-Frauen* (und zugegeben auch einige -Männer) lieben die engen Hosen und bekamen sie seitdem sie im Trend sind, ständig vor die Nase gehalten. Schon allein der Name gehört verboten... Jetzt hat eine Studie auch noch herausgefunden, dass zu enge Hosen die Zirkulation abschneiden und zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führen können. High Waist Jeans stehen ebenfalls in der Kritik, da sie nicht nur dem Muskelaufbau entgegenwirken können, sondern dazu auch noch auf den Magen drücken. Skinny High Waist Jeans plus Bügel-BH und Periodenunterwäsche, ein unbequemeres und gesundheitschädigenderes Outfit gibt es kaum!

10. Sexismus in der Suchtprävention

Süchte können vielerlei Formen annehmen, doch mit dem Geschlecht einer Person haben sie selten etwas zu tun. Dennoch werden Essstörungen immer noch viel häufiger meist jungen Frauen* und Mädchen zugesprochen, bei Männern* jedoch weniger häufig diagnostiziert und ignoriert. Im Gegensatz dazu steht, das Jungen* statistisch gesehen häufiger der Spiel- und Alkoholsucht verfallen. Auch die Suchtpräventionsstellen leiden unter der Unterrepräsentation bestimmter Gruppen. Sucht Hamburg sucht beispielsweise aktuell verstärkt nach Frauen* für ihre Teams.

11. Die Pille

Kaum ein Medikament ist sexistischer ausgelegt, als die Anti-Baby-Pille. Allein die Aufzählung aller Nebenwirkungen, Stimmungs- und Gewichtsschwankungen, die mit der regelmäßigen Einnahme der Pille einhergehen, würden mehrere Seiten füllen. Dazu kommt der Stress der Verantwortung als auch die monetären Kosten. Wir möchten hier nur erwähnen, dass es Alternativen gibt, die weniger invasiv sind und diesen Link dalassen. Hier könnt ihr nachlesen, wieso es die Pille für den Mann* trotz mehrerer klinischer Studien immer noch nirgends zu bekommen ist und wieso das 100 Prozent dem Sexismus zu schulden ist. *hust* …weil sie angeblich zu viele Nebenwirkungen hat.

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