Sex nach der Geburt — Wie es wirklich ist, wieder in den Sattel zu steigen

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Einen Artikel über Sex? Mega, ich wollte ich mich schon immer mal fühlen wie Carrie Bradshaw aus "Sex and the City": In einem schicken Apartment auf der Upper East Side von New York City sitzen, schmunzelnd meine Sex-Kolumne in den Laptop hacken und Manolo Blahniks shoppen. Nun gut, Hamburg ist nicht "The Big Apple" und die teuren Designer-Treter kann ich mir auch nicht leisten. Aber schauen wir mal, wohin uns dieser Text führen wird. Ob mein Foto demnächst an einem großen Hamburger Bus prangen wird? Wer weiß ...

Strugglen mit Dammriss & Co.

Aber eins nach dem anderen. Vor dem Sex nach der Geburt steht ... (große Überraschung) die Geburt. Das Ereignis ist bekanntermaßen nicht gerade ein Spaziergang. Auch kein heftiger Sprint, sondern oftmals leider ein quälend langer Marathon, der nicht selten üble Geburtsverletzungen mit sich bringt. Oder aber einen Kaiserschnitt. Darauf folgt das Wochenbett. Es beschreibt eine etwa sechs- bis achtwöchige Zeitspanne nach der Geburt, die nicht nur dazu da ist, um das Baby kennenzulernen. Der weibliche Körper benötigt diese Ruhephase ebenso dringend, um zu heilen. Hormonumstellung, Milcheinschuss, frische Nähte an Stellen, wo die Sonne nie scheint — diese Zeit hatte für mich absolut nichts an sich, was sexy gewesen wäre. Also gab es bei uns totale Flaute im Bett – wen wundert's? Was aber für uns beide okay war, denn nicht nur ich war ja gerade Mutter geworden, sondern mein Partner auch Vater. Das muss man auch erstmal verdauen…

Sex nach der Geburt: Das richtige Timing

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Hat man sich von der Geburt erholt, muss für Sex auch erstmal das Timing stimmen. Denn die möglichen Zeitfenster, während denen man es krachen lassen könnte, schrumpfen mit Baby zu mikroskopisch kleinen Slots zusammen. Eben immer dann, wenn das Baby mal nichts oder niemanden braucht. Und das ist, ihr habt es erraten, äußerst selten. Darum geht leider auch einiges von der früher so aufregenden Spontaneität verloren. Und wenn man dann mal so ein Zeitfenster erwischt hat und alle Umstände stimmen, muss man ja auch noch Lust haben. Sex auf Kommando? Schwierig.

Eben noch darüber gestritten, wer jetzt diesen barbarisch stinkenden Windeleimer leeren muss und dann in die Kiste? Zweifelhaft.

Momzilla im Survival-Modus

Neu-Eltern funktionieren im Überlebensmodus: Morgens immer müde, abends schlapp. Der allgegenwärtige Schlafmangel, gepaart mit Hilflosigkeit und Überforderung im Umgang mit dem kleinen Wesen sind eine explosive Mischung. Da kommt es zwangsläufig zu Spannungen mit der*m Partner*in, weil man einfach so. furchtbar. fertig. ist! Eben noch darüber gestritten, wer jetzt diesen barbarisch stinkenden Windeleimer leeren muss und dann in die Kiste? Zweifelhaft.

Dazu kam mein persönliches Körpergefühl. Ich strotzte in dieser Zeit nicht gerade vor Selbstbewusstsein und fühlte mich eher wie eine Milchkuh, an deren Körper ständig ein nuckelndes Baby hängt. "Übertreib es nicht mit dem Duschen, Babys lieben den Eigengeruch der Mutter", versicherte mir meine Hebamme. Weiß jetzt nicht, ob mein Partner meinen Eigengeruch, vermischt mit dem Duft von altem Schlafanzug und getrockneter Muttermilch auch so sehr geschätzt hat. Da meine Brüste eher zum Typ Overachiever gehörten und fälschlicherweise annahmen, sie müssten nicht nur ein Baby, sondern ein ganzes Dorf mit Milch versorgen — nein, fluten! — musste ich mir auch bis zum Abstillen (und das hat immerhin über ein Jahr gedauert) diese Einlagen in den Still-BH kleben. Marke: Liebestöter. Die Nippel tropften also auch zwischen den Still-Sitzungen und hätten ohne die Einlagen jedes T-Shirt durchnässt. Eines Morgens wies mich mein Partner darauf hin, dass ich so ein Teil am Hinterkopf kleben hatte. Musste nachts irgendwie verrutscht sein. Also sexy ist auch irgendwie anders.

Es ist also entgegen der landläufigen Meinung NICHT so, dass sich der Sex für den Mann nach einer vaginalen Geburt anfühlt, als würde man ein Würstchen in eine Turnhalle werfen.

Wir haben’s getan (kostenloser Ohrwurm von Echt, dankt mir später)

Als es dann soweit war, fühlte ich mich wie ein Teenie vorm ersten Mal. Ähnlich nervös, unbeholfen, nur mit reinerer Haut. Würde es sich für meinen Partner oder mich anders als vor der Geburt anfühlen? Ich habe mir übrigens bestätigen lassen, dass er keinen großen Unterschied feststellen konnte. Es ist also entgegen der landläufigen Meinung NICHT so, dass sich der Sex für den Mann nach einer vaginalen Geburt anfühlt, als würde man ein Würstchen in eine Turnhalle werfen. Aber Spaß beiseite: Sollte euch jemand erzählen wollen, eine Frau wäre da unten irgendwie "ausgeleiert", nachdem sie ein Kind geboren hat, dann glaubt er vermutlich auch, die Erde sei eine Scheibe und die Menschheit stünde ganz knapp vor der Versklavung durch außerirdische Echsenmenschen. Ich gebe zu, die ersten Male liefen etwas unrund, aber wir hatten uns relativ schnell wieder miteinander eingegroovt.

Abschließend kann ich sagen: Ich will nichts beschönigen. Stellt euch darauf ein, dass sich euer Sexleben verändern wird. Aber: Es pendelt sich wieder ein, man schafft sich nach und nach Freiräume und kann dann auch wieder entspannt genießen, ohne ständig panisch auf das Babyphone schielen zu müssen.

Noch etwas: Ich berichte hier lediglich von meinen persönlichen Erfahrungen. Paarbeziehungen sind super individuell. Tut also, was ihr für richtig haltet. Frei nach der alten Swingerclub-Regel: Alles kann, nichts muss. Ihr wollt euch nach kurzer Zeit wieder bespringen wie die Karnickel? You do you. Euch liegt nichts ferner als miteinander zu verkehren? Auch fein. Hauptsache ihr sprecht darüber und lasst den anderen an euren Gedanken teilhaben. Wow, jetzt klinge ich wirklich wie Dr. Sommer.

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