Zwei Hamburger Barkeeperinnen berichten, wieso sie den coolsten Job der Welt haben

@ The Rabbithole Bar

Wir erinnern uns alle nur ungern zurück an die Zeit, in der wir weder in Restaurants noch Bars gehen konnten. Drinks und Food gab es nur to go, die Branche war am Strugglen, einige Mitarbeiter kehrten ihr teils den Rücken, andere versuchten mit allen Möglichkeiten, ihre Läden und Existenzen zu retten. Danke Lockdown! Umso schöner war es dann aber auch, als endlich das "Go" kam und Restaurants, Bars und Cafés wieder öffnen konnten.

Und jetzt, wo wir endlich wieder in unseren liebsten Spots abhängen und uns die Skills von Barkeeper*innen von nächster Nähe betrachten dürfen, haben wir das Thema zum Anreiz genommen, einen kleinen Abstecher in zwei unserer liebsten Bars zu machen (es ist nicht so, als würden wir mehr Gründe brauchen, uns einen Drink zu genehmigen) und zwei von Hamburgs coolsten Barfrauen beim Mixen, sagen wir mal, ausgequetscht über ihren Job. Denn seitdem die Cafés, Restaurants, Clubs und Bars wieder geöffnet haben, hat die gesamte Branche mit Personalnotstand zu kämpfen. "Personal gesucht!" steht an jedem zweiten Laden, besonders auf dem Kiez und in der Schanze, besonders in unseren Nightlife-Hotspots. Im Rahmen einer Job-Initiative für Bars, die von "Schweppes" und "Mixology", dem Magazin für Barkultur, ins Leben gerufen wurde, unterstützen die Kampagne "Mach die Nacht zu deinem Beruf!" Bars bei der Personalsuche. Beide wollen die Barszene mit unterschiedlichen Aktionen dabei unterstützen, sich von den Nachwehen der Lockdowns zu erholen.

Wir sind hier alle Quereinsteiger*innen!

Finden wir cool und standen da natürlich gern tatkräftig zur Seite. Buchstäblich, denn während unseres Besuches in der Kleinraumdisko und der Rabbithole Bar standen wir vor langen Bartresen (oder saßen auf luxuriösen Samthockern), ließen uns bedienen und Britt sowie Constanze einfach mal erzählen. Vom Lebens als Barfrau, von Corona, von neuen Plänen und Chancen UND natürlich haben wir sie nach ihrem liebsten Drink gefragt, logisch!

© Martyna Rieck

Constanze in der Rabbithole Bar

Wie bist du zur Gastro gekommen und ist das hier deine Bar?

Jetzt kommt die typische Antwort. Ich habe mit 17 neben der Schule in der Gastronomie angefangen und dann um mein Studium zu finanzieren weitergejobbt, was ja der Klassiker ist. Danach folgten leitende Positionen in Bars und Konzeptgestaltungen und dann erst kam meine eigene Bar.

Wie ist das Team im Rabbithole aufgebaut?

Ich arbeite mit zwei Festangestellten und zwei Aushilfen zusammen. Davon ist je eine bzw. einer Gelernt und das ist das erste Mal, dass ich mit gelernten Kräften arbeite. Die meisten, die mir in meiner Barlaufbahn begegnet sind, waren Quereinsteiger (wie ich ja auch). Zwar habe ich den Barmeisterbrief irgendwann mal gemacht, aber ich würde jetzt echt nicht behaupten, dass mich das in irgendeiner Form weitergebracht hat. Gut, und ich hätte damals den Gründer*innen-Kredit für die Bar nicht bekommen, wenn ich ihn nicht gemacht hätte...

Wie sieht der*die typische Bewerber*in bei euch denn aus? Meist Quereinteiger*innen?

Absolut! Und ich achte auch mehr darauf, ob ich jemanden vor mir sitzen haben, der*die richtig Bock auf den Job hat, anstatt mich lange an den offiziellen "Qualifikationen" aufzuhängen. Softskills gehen da echt vor! Mein Fokus beim Gespräch liegt da echt weniger auf der Bar und mehr auf dem Mut zur Menschenbetreuung. Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres als Barpersonal, das auf 3000 Arten einen Whisky Sour shaken kann, aber ein Stoffel ist, wenn Gäste reinkommen.

Was sind eure Learnings aus der Corona-Zeit? Was habt ihr vielleicht auch für Veränderungen implementiert?

Mir als Chefin war es wichtig, etwas zu verändern, denn ich finde, das ist unsere Pflicht, den Beruf nach einem Wegbruch, wie er durch die Pandemie verursacht wurde, wieder attraktiv zu machen. Überstunden gibt es bei uns sowieso keine; Tips werden gerecht verteilt und ich zahle über Mindestlohn. Was ich neu plane, ist, meinem Personal die Möglichkeit zu geben, ihre Rentenbeiträge aufzupolstern. Stichwort: vermögenswirksame Leistung. Heißt, wir machen einen Rentenpott auf, ich als Arbeitgeberin zahle einen Teil, Arbeitnehmer*in einen weiteren und schon wird ein wenig etwas Extra zur Seite gelegt. Ich wünschte, meine damaligen Vorgesetzten hätten so was vorgeschlagen...

Wenn wir schon mal mit einem Vollprofi an der Bar stehen, müssen wir einfach fragen: Was ist dein absoluter Lieblingsdrink?

Mein Lieblingsdrink ist der Manhattan, mit all seinen Varianten, aber der Espresso Martini (Foto) kann es auch mal sein.

© Rabbithole Bar

The Rabbithole Bar | Kleine Freiheit 42, 22767 Hamburg | Montag – Donnerstag: 18–0 Uhr, Freitag–Samstag: 18–2 Uhr | mehr Info

© Martyna Rieck

Britt von der Kleinraumdisko

Wie lange hast du dieses kleine Schmuckstück mit Mobiliar aus den 70'ern schon?

Seit ziemlich genau drei Jahren. Ja, war nicht das beste Timing, aber wir sind hart im Nehmen hier zwischen dem Kiez und der Schanze und seit dem ungefähren Rückgang zur Realität haben wir unser Team auch wieder aufgestockt. Darum bin ich echt froh, denn da geht es vieler meiner Bekannten anders.

Stimmt, hier hängt jetzt kein "Personal gesucht"-Schild mehr! War's denn schwer, neue Barkeeper*innen einzustellen?

Es ist immer ein Prozess, diesmal hatten wir Glück, dass viele Bewerbungen über Mundpropaganda reinkamen. Alles liebe Menschen, die zuvor in anderen Kneipen gearbeitet haben und einfach Lust darauf haben, anderen Menschen einen fantastischen Abend zu bereiten. Ein bisschen was an Mixing-Skills muss man auch mitbringen, aber das kann man auch alles lernen. Was man niemandem beibringen kann, sind die Softskills eines guten Barpersonals. Das klassische "Ich kenn da wen, der*die wen kennen könnte" hat bei uns funktioniert und deswegen haben wir aktuell ein volles Haus!

Das war zu Pandemie-Zeiten ja anders, nicht wahr?

Ja klar, der Lockdown war echt hart, aber es hat auch jede*r für sich Learnings daraus gezogen. Ein ehemaliger Mitarbeiter hat eine Ausbildung in einem völlig anderen Beruf begonnen, andere sind geblieben und möchten sich im Barumfeld gern weiter fortbilden lassen, was ich klasse finde! Ansonsten haben wir unsere Öffnungszeiten ein wenig verlängert, eine Beteiligung bei bestimmten Umsätzen gibt es auch und unsere Gäste sehen ein paar neue Gesichter hinter der Bar, die frischen Wind reinbringen. Ich kann es jeder Person, die Interesse an dem Beruf Barkeeper*in hat, nur empfehlen, zumindest eine Probeschicht zu machen. Es ist der beste Beruf der Welt, denn man beschert Menschen jeden Tag eine Freude und bekommt mindestens so viel an positiver Energie zurück, wie man sie ausschenkt!

Und was ist denn nun dein Lieblingsdrink?

Ich liebe Boston Sours oder Old Cubans!

© Martyna Rieck

Kleinraumdisko | Neuer Kamp 17, 20359 Hamburg | Dienstag – Donnerstag: 18–2 Uhr, Freitag und Samstag: 18–4 Uhr | Mehr Info 

Na, haben wir euer Interesse geweckt, euch den Beruf Barkeeper mal genauer anzuschauen? Dann schaut doch mal hier vorbei. Auf der Website bekommt ihr weitere Tipps, könnt euch durch verschiedene Interviews lesen und findet natürlich zahlreiche Barjobs. Los geht's!

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