Hamburg hakt nach: Was hat es mit dem traditionellen Weihnachtsbaum-Werfen auf sich?

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!": Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Hamburg immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der*die das kann.
Vormittags mitten im Containerhafen in Hamburg: Nebelschwaden verschlechtern die Sicht auf die vielen bunten Schiffsriesen, hanseatisches Geplapper ist überall zu vernehmen und auch die Möwen treiben wie immer ihr Unwesen in den Lüften. Plötzlich fliegt da etwas Grünes durch die Luft, ziemlich schnell und unter lautem Gejubel. Nein, wir erzählen euch hier keine abstruse Geschichte aus dem Paulaner Garten, wir sprechen vom traditionellen Weihnachtsbaum-Werfen im Hamburger Hafen.
Maritimes Weihnachten auf hoher See

Weihnachten ist für die meisten von uns klassisch ein Fest, das wir mit der Familie verbringen. Aus verschiedenen Ecken Deutschlands oder sogar der ganzen Welt findet man sich gemeinsam in der Heimat ein und feiert drei Tage lang die Geburt Jesus oder auch einfach die grandios krosse Ente von Onkel Wilhelm. Aber nicht für alle Menschen läuft das Weihnachtsfest so ab. Denn die online bestellten Weihnachtsgeschenke müssen erst ihren Weg unter unsere Tannenbäume finden. Viele Waren werden per Container auf Schiffen rund um die Welt transportiert. Und diese Schiffe können nur mit einer Besatzung funktionieren, die auch an den Feiertagen für uns arbeitet. Für die Schiffsleute läuft Weihnachten also eh schon komplett anders ab: Anstatt mit der Familie wird mit Kolleg*innen angestoßen und das auf einem schwankenden Riesen mitten im Meer.
Klar, diesen Job haben sich diese Menschen zwar ausgesucht, aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass sie auf gewisse Dinge verzichten müssen, oder? Und so entstand vor über 20 Jahren die Idee des Weihnachtsbaum-Werfens. So simpel wie genial fährt seitdem jedes Jahr im Dezember ein verkleideter Weihnachtsmann durch den Hafen und versorgt die Besatzungen der Schiffe per Schmeißleine und mit der festlichen Kraft des Weihnachtsbizeps mit Nordmanntannen. Oder kurz gesagt, mit Schwung über die Reling. Und wenn der Weihnachtsmann dann doch mal Hilfe braucht, stehen ihm Feuerwehr und Polizei als fleißige Elfen zur Seite.
Ausgedacht hat sich die Aktion "Ein Tannenbaum für alle Schiffe im Hafen" übrigens das Nordmann Informationszentrum. Für die Schiffsleute ist diese liebe Geste zur Tradition geworden, die die Weihnachtszeit auf See zu einem besonderen Erlebnis macht und auch weit weg vom Zuhause heimatliche Gefühle auslöst. Auch für die Menschen aus anderen Kulturkreisen auf den Schiffen, die immer wieder interessiert zuschauen, wie sich ihre Kolleg*innen über das Grün auf dem Schiff freuen. In diesem Jahr haben 50 Nordmanntannen ihren Weg auf die Tanker und Containerfrachter gefunden und erstrahlen dort in festlichem Glanz. Jetzt wisst ihr also Bescheid, so funktionieren die besinnlichen Feiertage auf hoher See!