Artvergnügen: 11 Kunsttipps, die ihr im August nicht verpassen solltet
Designer*innen, die die Welt retten könnten, oder Fotograf*innen, die mit ihren Bildern neue Geschichten erzählen: Viele Hamburger Ausstellungen sind im August politisch, kritisch, weisen auf Missstände hin oder zeigen neue Perspektiven auf. Von Arbeiterstreiks über die Frage, wie nachhaltig eigentlich die Kunst selbst ist oder wie gutes Design gesellschaftliche Missstände auflösen könnte, geben uns die 11 Ausstellungstipps im Sommer reichlich Stoff zum Nachdenken.
1. Ask Me If I Believe In The Future
Könnte Design die Welt retten? Das MK&G beweist, dass Designer*innen durch ihre Methoden und Arbeitsweisen neue Ideen, Fragen und Strategien haben, um alternative Zukunftsvisionen zu entwickeln. Wie wollen wir leben? Diese erst mal abstrakt und groß erscheinende Frage wird mit konkreten und interaktiven Designs von internationalen Gestalter*innen beantwortet. Freut euch auf die Arbeiten vom griechischen Designstudio "Objects of Common Interest" von Eleni Petaloti und Leonidas Trampoukis, vom Designer Erez Nevi Pana aus Israel, von der Schweizerin Carolien Niebling, und dem multidisziplinären Designstudio "Zaven" von Enrica Cavarzan und Marco Zavagno aus Italien.
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) | Steintorplatz, 20099 Hamburg | bis 23. Oktober 2022 | Dienstag – Sonntag: 10–18 Uhr; Montag: geschlossen; Donnerstag: 10–21 Uhr | Eintritt regulär 12 Euro; ermäßigt 8 Euro; Donnerstag ab 17 Uhr 8 Euro; unter 18 Jahre frei | Mehr Info
2. Andrea Gjestvang: The Atlantic Cowboy
Die norwegische Fotografin Andre Gjestvang nimmt uns mit auf die Färöer mit ihren knapp 50.000 Einwohner*innen und macht uns auf einen sehr besonderen Sachverhalt aufmerksam: Denn die Inselbewohner*innen erleben seit den 1990er-Jahren ein Missverhältnis in der Geschlechterverteilung. Die Frauen zieht es zum Studium ins Ausland, die Männer fahren daheim zur See. Der Fischfang bestimmt nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das gesellschaftliche Leben, aus dem sich die Frauen zunehmend herauslösen und emanzipieren. Nur wenige Frauen, die einst gegangen sind, kehren zurück.
FREELENS e.V. | Alter Steinweg 15, 20459 Hamburg | 25. August bis 27. Oktober 2022 | Montag – Donnerstag: 11–18 Uhr; Freitag: 11–16 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info
3. Akram Zaatari: Three snapshots and a long exposure
Zusammen mit Arbeiten von Akram Zaatari eröffnet die Sfeir-Semler Galerie ihre neuen Räumlichkeiten. Der aus dem Libanon stammende Künstler bedient sich individueller und kollektiver Erinnerungen als wichtigste Quelle für die Erforschung und die Niederschrift der Geschichte. Seine künstlerische Arbeit übersetzt er in Rauminstallationen oder Fotografien. Zaataris Arbeiten wurden 2012 auf der "Documenta13" ausgestellt. Im Jahr 2013 vertrat er den Libanon auf der Biennale von Venedig.
Sfeir-Semler Galerie | Admiralitätstraße 71, 20459 Hamburg | bis 27. August 2022 | Montag – Freitag: 11– 18 Uhr; Samstag: 11–16 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info
4. Flint is Family, Act III
Der Kunstverein präsentiert eine Fotoserie von LaToya Ruby Frazier. 2016 reiste die Fotografin im Auftrag des Magazins Elle nach Flint, Michigan, um die dortige Wasserkrise zu dokumentieren. Große Mengen von Blei traten damals ins Trinkwasser und gefährdete die Gesundheit der Bewohner*innen der Stadt. Die Serie fängt die Umweltschäden ein, aber legt auch die Verantwortungslosigkeit von Unternehmen und Regierungen offen.
Kunstverein in Hamburg | Klosterwall 23, 20095 Hamburg | bis 2. Oktober 2022 | Eröffnung 8. Juli 2022: 19 Uhr | Dienstag – Sonntag: 12–18 Uhr | Eintritt regulär 5 Euro; ermäßigt 3 Euro | Mehr Info
5. Schwerelos: Günter Haese, Raumplastiken aus Draht
Messingdraht, Phosphorbronze und Federstahl, Uhrenrädchen oder Spiralfedern sind der Ausgangspunkt für die Skulpturen und Installationen des Bildhauers Günter Haese. Die kleinen und feinen Einzelstücke setzt er in filigrane, fast schon schwebende Raumplastiken um. So technisch und mechanisch die einzelnen Bestandteile sind, so poetisch und natürlich sind seine Kompositionen. Schnell erhielt der Kieler Künstler Aufmerksamkeit in der internationalen Kunstszene. Er stellte im New Yorker MoMA aus oder beteiligte sich bei der Weltausstellung in Montreal.
Ernst Barlach Haus | Baron-Voght-Straße 50a, 22609 Hamburg | bis 16. Oktober 2022 | Dienstag – Sonntag (an Feiertagen auch Montag): 11–18 Uhr | 7 Euro (Tageskarte berechtigt am Tag des Erwerbs zu ermäßigtem Eintritt in die beiden anderen Museen im Jenischpark: Jenisch Haus und Bargheer Museum) ermäßigt 5 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei | Mehr Info
6. Sand !Hū Sand
Um und auf Sand werden Kriege geführt, Dörfer versinken im Boden, Inseln werden vom Meer überspült. In Beton, Asphalt, Glas, Teleskopen, Glasfaserkabeln, Chips, Mobiltelefonen und Satelliten ist Sand unter und über uns und Verlängerung unserer Körper. Die Ausstellung "Sand ! Hū Sand" bewegt sich zwischen Musik, bildender und darstellender Kunst. In dem gemeinsam gestalteten Raum in der Ausstellungshalle im Kunsthaus Hamburg erkunden die Künstler*innen Geschichten mit und um Sand. Dabei setzen sie sich mit ihrem Verhältnis zu Landschaft, Erde, Planet und Menschen sowie der kolonialen Geschichte Deutschlands, Namibias und Südafrikas auseinander.
Kunsthaus Hamburg | Klosterwall 15, 20095 Hamburg | 20. August bis 2. Oktober 2022 | Dienstag – Sonntag: 11–18 Uhr | Eintritt regulär 5 Euro; ermäßigt 3 Euro; Schüler 1,50 Euro | Mehr Info
7. MS ARTVILLE – Festival für urbane Kunst und geteilte Gegenwart.
Wer wie in einer klassischen Ausstellung Bilder an weißen Wänden und andächtiges Schweigen erwartet, der wird beim MS ARTVILLE das Gegenteil erleben: Das MS ARTVILLE, Festival für urbane Kunst und geteilte Gegenwart, versammelt diesen Sommer unter dem Motto Filtern Werke, Positionen und Diskurse in Wilhelmsburg. In einer Open Air-Ausstellung und einem vielfältigen Rahmenprogramm aus Talks, Workshops und Führungen werden Künstler*innen und Publikum gefragt, was Filter für die Gesellschaft bedeuten, was sie sichtbar machen oder verschleiern, wen sie ausschließen und empowern.
MS Artville | Reiherstieg-Hauptdeich / Alte Schleuse 23, 21107 Hamburg-Wilhelmsburg | tägliches Festivalprogramm; Ausstellung immer Donnerstag & Sonntag: 12–20 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info
8. But I’m awake. Identity, Vulnerability and Empowerment
Kampnagel und die Deichtorhallen haben sich zusammen getan! Im Rahmen der Phototriennale zum Thema "Currency" stellen die beiden Kulturinstitutionen bei Kampnagel junge internationale Fotograf*innen aus, die sich kritisch mit dem Einfluss von Bildern auf gesellschaftliche Machtverhältnisse und Blickwelten auseinandersetzen. Die Ausstellung vereint Perspektiven von Ausgrenzung, Zugehörigkeit und der Ermächtigung aus Systemen der Unterdrückung und präsentiert neue Bilder über Queerness, Blackness oder migrantische und osteuropäische Identität.
Kampnagel Internationale Kulturfabrik | Vorhalle, Jarrestraße 20, 22303 Hamburg | 10. bis 28. August 2022 | Täglich immer eine Stunde vor Beginn der ersten Show auf Kampnagel | Eintritt frei | Mehr Info
9. Streik! Fotogeschichten von Arbeitskämpfen
Die aktuelle Ausstellung im Barmbeker Museum der Arbeit nimmt euch mit zu den historischen Meilensteinen der Arbeiterstreiks. Über Fotografien werden die Aktionsformen, Solidarisierungen und der Umgang mit Erfolg und Niederlagen offengelegt. Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden die Streiks, die mit den jeweiligen Strukturkrisen der führenden regionalen Branchen verbunden waren: das Zechensterben in den 1960er-Jahren, die Stahlkrise ab den 1980er-Jahren im Ruhrgebiet oder auch die Werftenkrise in Hamburg.
Museum der Arbeit | Wiesendamm 3, 22305 Hamburg | bis 3. Oktober 2022 | Montag: 10–21 Uhr; Dienstag: geschlossen; Mittwoch–Freitag: 10–17 Uhr; Samstag–Sonntag: 10–18 Uhr | Eintritt regulär: 8,50 Euro; ermäßigt: 5 Euro; freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren | Mehr Info
10. Mining Photography: Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion
Ausstellungen über Fotografien sind keine Seltenheit im Museum für Kunst und Gewerbe, aber mit "Mining Photography" legt das Museum einen neuen und sehr spannenden Schwerpunkt: Denn nichts Geringeres als die Materialgeschichte und die Rohstoffe der Fotografie stehen im Kontext der Klimakrise im Fokus. Anhand historischer Fotografien und zeitgenössischer künstlerischer Positionen, vermittelt die Ausstellung die Fotografie als eine Geschichte der industriellen Fertigung und zeigt, wie das Medium zu den vom Menschen verursachten Veränderungen der Natur beiträgt. Vom 19. Jahrhundert bis heute wird ein Bogen gespannt: Denn besonders das Zeitalter der digitalen Fotografie und der Smartphones produziert große Mengen von CO2.
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) | Steintorplatz, 20099 Hamburg | bis 31. Oktober 2022 | Dienstag – Sonntag: 10–18 Uhr; Montag: geschlossen; Donnerstag: 10–21 Uhr | Eintritt regulär 12 Euro; ermäßigt 8 Euro; Donnerstag ab 17 Uhr 8 Euro; unter 18 Jahre frei | Mehr Info
11. Gute Gerätschaft
In der alten Viktoria-Kaserne nahe der Max-Brauer Allee in Altona versteckt sich ein spannender Kunstraum, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet: Das Frappant öffnet im August mit Gute Gerätschaft seine Türen und präsentiert genreübergreifend die Arbeiten von Nick Guse, Sanna Leone, Hye-Eun Kim, Helene Kummer, Saray Purto Hoffmann, Julian Slagman, Sophia Tartler, Prateek Vijan und Kastania Waldmüller. Thematisch setzt sich die Gruppenausstellung mit der Frage auseinander, wann ein Gegenstand ein Gerät wird und was für Beziehungen zwischen dem menschlichen Körper und Geräten entstehen.
Frappant e.V. | In der Viktoria-Kaserne, Zeiseweg 9, 22765 Hamburg | 6. bis 14. August 2022 | Samstag – Sonntag: 14–19 Uhr, Eröffnung am Freitag, 5. August 2022: 19 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info