11 sehenswerte Apotheken in Hamburg

Hamburgs alte Apotheken sind die Undercover-Schönheiten der Stadt. Sie erzählen Geschichten aus Tausendundeiner Schublade und lassen witzige Wörter wie „Lebertran“ und „Salmiakpastille“ in unseren Köpfen aufpoppen. Cafés? Kneipen? Clubs? Kennt Ihr. Aber Apotheken? Kommt mit! Wir betreten mit Euch 11 sehenswerte Arznei-Schatzkammern, bei deren Anblick Euch die Kinnladen vor lauter „Oh!“s , „Ah!“s und „Wohoo!“s herunterklappen:

© OLIVER VIAÑA

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Roths Alte Englische Apotheke – die Brasilianerin!

Roths Alte Englische Apotheke ist eine Institution am Gänsemarkt. Ihre Geschichte beginnt mit der Gründung im Jahr 1786 durch einen „Medicinalrat“ mit klingendem Namen: Dr. Wendelin Roth. Ist damit die Namensgebung geklärt? Nicht ganz. Roth, Alt, aber weshalb Englisch? Deshalb: Die Apotheke versorgte einst die englischen Schiffe im Hamburger Hafen mit Arzneien und Medizin. Mit ihren historischen Lampen und ihrer Palisander-Holzausstattung im „Dampfer-Stil“ von 1928 ist Roths Alte Englische Apotheke ein echtes Kleinod. Das hochwertige Edelholz aus Brasilien darf seit den 60ern nicht mehr ausgeführt werden und steht inzwischen unter Artenschutz. In der Apotheke könnt Ihr es bewundern!

2
Die Ise-Apotheke – die Kräuterhexe!

Pharma-Fans mit dem richtigen Riecher zieht es nach Harvestehude, in die Klosterallee 80. Von der Ise-Apotheke weht euch hier der Duft von Heilkräutern und Essenzen entgegen. Inhaber Torsten Mendel hat sich nämlich auf die Naturheilkunde spezialisiert. Jahrelang engagierte sich der Pharmazeut im brasilianischen Hochland, wo er die landwirtschaftliche Genossenschaft Agrotec unterstützte. Das Interieur der Ise-Apotheke – die hölzernen Schubschränke inbegriffen – steht unter Denkmalschutz. Aufgrund dieser 1-A-Inneneinrichtung von 1910 nutzten die Serien-Macher/innen des „Großstadtrevier“  den Raum bereits als Drehkulisse. Zu den Stammkunden der Ise-Apotheke gehörte übrigens auch der ein oder andere Promi – zum Beispiel Dirigent Hans Schmidt-Isserstedt, der nach dem Zweiten Weltkrieg das NWDR-Sinfonieorchester (heute: NDR Elbphilharmonie Orchester) aufbaute.

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3
Oberdörffers Apotheke – die Älteste!

Sie ist DER Oldie der Stadt! Oberdörffers Apotheke an der Hoheluftchaussee blickt auf 487 Jahre Firmengeschichte zurück. 1531 am Großen Burstah gegründet, ist sie nicht nur die älteste Apotheke im Stadtteil, sondern nach Angaben der Handelskammer auch das älteste noch existierende Geschäft Hamburgs. Nach dem Großen Brand im Jahr 1842 zog die Apotheke in die Hoheluftchaussee um. Dass ihr hier nun ein lebendiges Stück Hamburger Geschichte betretet, ist euch vielleicht nicht gleich klar, wenn ihr den modernen Verkaufsraum betrachtet. Das schlichte Schild mit dem Gründungsjahr lässt die Vergangenheit erahnen. Ein Kupferstich an der Wand erinnert daran, wo vor einem halben Jahrtausend alles begann –  im Gründungshaus am Großen Burstah.

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Die Johannis-Apotheke – die Namensreiche!

Apotheka mia! Wie heißt Du denn? Alte Apotheke - Bahnhof Apotheke - Alte Blankeneser Apotheke - Johannis-Apotheke? Auf letzteren Namen hört die Blankeneserin seit ihrem Umzug 1991. Umzüge, damit kennt sich diese Apotheke ebenfalls aus. Ursprünglich stand sie nämlich an der Elbchaussee. Dort eröffnete der Pharmazeut Carl Heinrich Wolff aus Hadersleben die „Alte Apotheke“ im Jahr 1836. Von Frederik dem Sechsten, König von Gottes Gnaden zu Dänemark, Herzog zu Schleswig Holstein und zu Oldenburg, war dem Pharmazeuten das Privileg zur Haltung einer Apotheke in der Herrschaft Pinneberg erteilt worden. Ende der zwanziger Jahre erfolgte dann doch der Umzug in das wesentlich günstiger gelegene Geschäftszentrum der Blankeneser Bahnhofstraße. Ihren Charme hat die Johannis-Apotheke nicht verloren. Der historische Handverkaufstisch, die Schubladenschränke und Regale aus Eichenholz, die Beschriftungen und Standgefäße aus dem vergangenen Jahrhundert stehen den Altonaern seit Jahrzehnten stets zu Diensten.

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Die Rathaus-Apotheke – die Jugendstil-Queen!

Huch! Sind wir im Inneren eines Schiffes gelandet? Nein, ihr befindet euch in der Rathaus-Apotheke – „seit 1790 im Herzen der Stadt“. Feinste Holzverkleidung zieren Ladentheke und Galerie. Noch immer können Besucher/innen hier die ehemalige Jugendstileinrichtung, antike Vorratsflaschen und Nymphenburger Porzellangefäße bestaunen. Sie alle sind Zeugen einer bewegten Geschichte. So ging die Apotheke in über 225 Jahren immer wieder von einer Besitzerhand in die andere über. Zeitweise übernahm sogar ein Maler das Geschäft. Nach zahlreichen Umzügen in der Stadt, fand die Apotheke schließlich ihren Platz am Rathaus. Trotz Luftangriffen und erheblicher Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg konnte die wertvolle Jugendstileinrichtung weitgehend erhalten werden. Auch bei ihrer letzten Umgestaltung im Jahr 1995 siegte die Art-Déco-Grazie. Die früheren Intarsien wurden einfach in den neuen Verkaufstischen integriert. Hamburg saves the Jugendstil-Queen am Rathausmarkt!

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Die Pelikan-Apotheke – die Blaue!

Rund um den Großneumarkt sorgen Kneipen und alteingesessene Fachgeschäfte für das besondere Flair des Viertels, das seine Kopfsteinhaftung noch nicht verloren hat. Mittendrin steht eine Charakter-Lady, die Pelikan-Apotheke. Die Pharma-Boutique hat es außen und innen in sich. Von vorne betrachtet, macht sie blau und besticht mit einem spätbarocken Sandsteinportal von 1913. Im Inneren der zweigeschossigen Apotheke fühlt ihr euch in eine Kaufmannsdiele versetzt. Bei dem Anblick vergesst Ihr doch glatt Rezept, Aspirin und Pillencocktail. Die Einrichtung der Pelikan-Apotheke stammt zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert!

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7
Die Apotheke am Dermatologikum – die Schönste!?

Außen wilhelminisch, prächtig, protzig – und innen? Die Apotheke am Dermatologikum ist nicht irgendeine Apotheke. Sie wirbt mit dem Anspruch, „Hamburgs schönste Apotheke“ zu sein. Ob es wirklich die „Schönste“ im ganzen Hamburger Land ist, hinter den sieben Deichen… das sei eurem Urteil überlassen. Doch eines ist gewiss: Die moderne Apotheke am Dermatologikum hat es sich in einer ziemlich geschichtsträchtigen Kulisse bequem gemacht. Heinrich von Stephan ließ den „Postpalast“ 1883 errichten, um „der Würde des geeinten Reiches auch äußerlich einen erhebenden Ausdruck zu geben“. 90 Jahre lang nutzte die Oberpostdirektion das Gebäude, heutzutage praktizieren im Haus inzwischen mehr als 50 Ärzte. Mit seinen Türmen und Kippeln sieht das Ensemble aus wie ein Residenzschloss. Innen geht’s nicht weniger pompös zu. Stuck, Säulen, Treppenparadiese und ein mannshohes Bismarck-Gemälde erwarten euch, wenn ihr nach eurem Apo-Ausflug noch ein bisschen herumstromern wollt.

8
Die Schwan-Apotheke – die Goldene!

Das „Haus Golderner Schwan“  an der Dammtorstraße ist einmalig in Hamburg. Genauso die Schwan-Apotheke von 1765, die darin 1912 ihren Platz fand. Die Bauherren des Gebäudes, Paul Runge und Wilhelm Mielck, könnt Ihr an der Seite zur Großen Theaterstraße in einem Relief begutachten. Die Herren Apotheker ließen sich nicht lumpen und verewigten sich dort unter einem steinernen Baldachin auf einem Schild. Im Treppenhaus des Gebäudes tobten sich die zwei Bauherren gestalterisch dann so richtig aus; insgesamt verschlang das Schwan-Gebäude rund 315.000 Reichsmark. Das Porzellangemälde mit dem Titel „Dammthor mit Schwanapotheke um 1850“ links am Treppenaufgang muss bereits damals ein Vermögen gekostet haben.  Die Apotheke selbst  zeigt die einzige noch erhaltene Ladenausstattung eines Hamburger Kontorhauses. Bemalte Wandfliesen und Buntglasfenster erzählen die Geschichte ihres Traditionsbetriebes.

9
Die Alte Eilbeker Apotheke – die Standhafte!

In einem 120 Jahre alten Eckhaus an der Wandsbeker Chaussee residiert eine wahrlich betagte, ziemlich standhafte „Geschäftsdame“ Hamburgs; die Alte Eilbeker Apotheke zählt zu den zehn ältesten Unternehmen der Stadt. Sie wurde 1745 als „Apotheke am Speersort 93“ von dem Pharmazeuten Joachim Orthmann gegründet. In den 1880er Jahren erfolgte der Umzug nach Eilbek – ein Glücksfall für den Vorort. Während der Cholera-Epidemie 1892 entwickelte sich die Apotheke nämlich zur wichtigsten Vergabestelle von Medikamenten für die erkrankte Bevölkerung. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Eckgebäude zwar im Dachbereich durch Bomben beschädigt, brannte aber als eines von wenigen Häusern in Eilbek nicht aus. So blieb die „betagte“ Apotheke bis zum heutigen Tag standhaft (be)stehen.

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Die Elefanten-Apotheke – die Königlich-Dänische!

„Bey Tag und Nacht“ sollte jedermann, ob reich oder arm, zu einem „billigen Preiß“ Medikamente erwerben können. Diese seien „nach den Recepten mit treuer Sorgfalt zu praeparieren“. Dänenkönig Christian V. genehmigte die Elefanten-Apotheke im Jahr 1692 zum Wohle der Bürger/innen Altonas. Seitdem hat das Apotheken-Urgestein drei Umzüge und 16 Besitzerwechsel hinter sich. Seit 1903 wird der Betrieb von der Familie Mensing geführt. Heute leiten Ralf und Frauke Mensing das Geschäft bereits in dritter Generation!

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Die Lauenburger Raths-Apotheke – die Zwiegespaltene!

Tags an der Elbe, nachts im Museum? Diese Apotheke ist zwiegespalten! Ihre hübsche Fachwerk-Fassade könnt ihr in Lauenburg an der Elbe betrachten – ihr Innenleben spielt sich hingegen im Altonaer Museum ab! „Auf die Apotheke gut acht zu geben“, das hatte ihre letzte Besitzerin, die Apothekerin Margarete Lammers, ihrem Schwiegervater Johann Lammers versprochen - und schenkte sie deswegen 1997 dem Hamburger Museum. Jeden Mittwoch um 15 Uhr führen hier ehrenamtliche Apotheker/innen durch die Offizin. So nennt man den Verkaufs- und Arbeitsraum, dessen Mobiliar teils bis auf die Gründungszeit von 1736 zurückgeht. Naseweise dürfen bei der Führung ihre Nasen in Behälter voller heilender Kräuter und kurioser Substanzen stecken und sich deren geheimnisvollen Geschichten anhören…

Wer einen besonderen Einblick in die Welt der Apotheken erlangen möchte, der kommt am 5. Juli um 20:30 Uhr mit auf den Insta-Walk in die Roths Alte Englische Apotheke, veranstaltet vom Wort & Bild Verlag, der unter anderem die Apotheken Umschau herausbringt. Ein einmaliger Blick hinter die Kulissen für tolle Bilder! Die Teilnehmerliste ist schon voll – aber es gibt eine Warteliste, auf die ihr euch setzen lassen könnt. Unter dem Hashtag #apowalk findet ihr dann alle Beiträge vom Event.

Dieser Beitrag wurde vom Wort + Bild Verlag gesponsert.

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