Wie beeinflusst der G20 Gipfel unseren Alltag?
Die Hubschrauber über uns, die Mannschaftswagen in der ganzen Stadt. Ihr habt es sicherlich geahnt. In den nächsten Tagen wird es ganz schön anstrengend. Der G20-Gipfel kündigt sich mit großen Schritten an! Dass wir mit Trump, Erdogan und auch Putin ziemlich ungebetene Gäste in der Stadt haben werden, ist anscheinend nicht genug. Der Gipfel des Gipfels steht uns leider noch bevor: Zwangsurlaub, geschlossene Geschäfte und immer wieder diese Hubschrauber. Hier findet ihr das ultimative Worst-of der Dinge, die ihr vor und während der nächsten Tage unbedingt wissen solltet.
Wann und wo findet der G20-Gipfel jetzt eigentlich mal statt?
Am 07. und 08. Juli 2017 ist es so weit. Der G20-Gipfel in Hamburg beginnt nun offiziell. Und das mitten im Herzen von St. Pauli. In den Messehallen treffen sich die Regierungsvertreter der mutmaßlich wichtigsten Industrieländer der Welt. Doch nicht nur hier: Auch die Elbphilharmonie gehört zu den offiziellen Veranstaltungsorten – hier steht am Freitag ein Konzert, Abendessen und anschließender Fototermin auf der Agenda. Alles weitere findet ihr in unseren 11 Dinge, die du über den G20 Gipfel wissen solltest.
WTF innerer Sperrbezirk, äußerer Sperrbezirk?!
Alles rund um den Fernsehturm wird sich in den nächsten Tagen in einen Hochsicherheitstrakt verwandeln. Dort werden, ähnlich wie beim OSZE-Gipfel, zwei Sicherheitszonen eingerichtet: der innere und der äußere Sperrbezirk. Aufgepasst: Die Polizei startet mit den Vorbereitungen hierzu bereits am Mittwoch, dem 05. Juli.
So schauen der innere und äußere Sperrbezirk aus:
Die Messehallen A1 bis A4 und B1 gehören zum inneren, somit zum wichtigsten Teil des Gipfels und werden hermetisch abgeriegelt. In den A-Hallen findet das eigentliche Treffen der Politiker statt. Das internationale Pressezentrum mit circa 3.000 Journalisten entsteht in B1. In B2 bis B4 finden sich weitere Arbeitsräume für Journalisten. In B5 bis B7 lassen sich Logistik und der Fuhrpark nieder.
Hilfe, ich wohne mittendrin – wie kann ich mich bewegen?
Für die äußere Sicherheitszone gibt es strenge Bestimmungen: Euer Auto oder Rad hier abzustellen könnt ihr vergessen. Der Zugang ist grundsätzlich nur Anwohnern und weiteren Personen „mit berechtigtem Interesse“ gestattet.
Dazu gehören Besucher der Anwohner oder Liefer- und Pflegedienste. Macht euch aber keine Illusionen: Das berechtigte Interesse wird von der Polizei gründlich kontrolliert. Falls ihr hier wohnt oder jemanden besuchen möchtet, ist dies nur über 14 Kontrollpunkte möglich. Freunde besuchen wird hier mit Sicherheit kein Vergnügen: Neben der ausgiebigen Kontrolle, informiert die Polizei euch als Anwohner über den bevorstehenden Besuch.
Die Stadt Hamburg informiert hingegen: „Anwohnerinnen und Anwohner in der Umgebung der Hamburg Messe können an den beiden Gipfeltagen normal einkaufen gehen und Gepäck transportieren.“
Welche Straßen werden gesperrt?
Obwohl eigentlich nur die Flora-Neumann-Straße 2 bis 4 und Sternschanze 1 sowie 1a in dem äußeren Sperrbezirk liegen, werden dennoch gleich mehrere Straßen abgesperrt.
In diesen Straßen gibt’s während G20 kein Durchkommen:
- An der Verbindungsbahn
- Bei den Kirchhöfen
- Flora-Neumann-Straße
- Grabenstraße
- Holstenglacis ab Messegelände
- Karolinenstraße (ab Hausnummer 16)
- Lagerstraße
- Marseiller Straße
- Messeplatz
- Schröderstiftstraße
- Sternschanze
- St. Petersburger Straße
- Tiergartenstraße
Was ist dieser Transferkorridor?
Angela Merkel und alle anderen Teilnehmer sollen so schnell wie möglich von A nach B transportiert werden – vom Flughafen zur Messehalle, von dort zum Hotel. Dies ist der Plan der Polizei. Begleitet werden die Staatsoberhäupter neben der Polizei von einem Konvoi mit weiterem Sicherheitspersonal. Zu diesem Zweck werden kurzfristig Kreuzungen gesichert und sogar ganze Straßenzüge für den Verkehr gesperrt.
Für euch bedeutet das: Alle Autos müssen halten. Als Fußgänger oder Radfahrer habt ihr ebenfalls keine Chance die Straße zu überqueren. Plant daher unbedingt etwas mehr Fahrtzeiten ein und ladet eure Smartphone-Akkus auf, damit ihr zur Not rechtzeitig Bescheid geben könnt!
Und was ist mit meinem Transferkorridor – HVV und Bahn?
Falls es für euch nicht zwingend notwendig ist, so der Rat der Polizei sowie Politik, solltet ihr ab Donnerstagmittag bis Sonnabend auf euer Auto verzichten. Stellt euch nur mal vor, ihr steht mit dem Drive Now oder car2go minutenlang an einer gesperrten Kreuzung …
Daher sind zumindest für alle Wege in die Innenstadt in dieser Zeit das Rad oder der ÖPNV eure bevorzugten Verkehrsmittel. Letztere sollen wohl einigermaßen verlässlich verkehren: U- und S-Bahnen fahren wohl regulär. Insbesondere auf den U-Bahn-Strecken werden zusätzliche Züge eingesetzt. Zudem soll die S1 von und zum Flughafen nachts verstärkt werden. Einzig an der U-Bahn-Haltestelle Messehallen und an der S-Bahn-Station Sternschanze kann es kurzfristig zu Sperrung von einzelnen Ausgängen kommen.
Für die Buslinien dieser Stadt sieht es schon etwas anders aus: Grundsätzlich fahren sie, jedoch gibt es hier Einschränkungen. Die Innenstadt wird während des G20 Gipfels nicht angefahren, da die Busse an U- und S-Bahn-Stationen am Rande des Rings 1 enden. Detaillierte Infos liefert euch der HVV unter hvv.de und der eigenen G20 Hotline unter 19449.
Bei den Fähren sieht es hingegen ziemlich entspannt aus: Lediglich die Linie 72 ist betroffen und wird ab Donnerstag, 11 Uhr nicht mehr fahren.
Wiederum etwas anders ist es beim Fernverkehr, hier informiert die Stadt Hamburg:
„Alle ICE/IC/EC-Züge beginnen und enden von Freitag, 07. Juli, 2 Uhr bis Samstag, 08. Juli, 16.30 Uhr im Hamburger Hauptbahnhof.“
Ausgewählte Züge sollen am Samstag zwischen 09 und 15 Uhr in Hamburg-Bergedorf oder Hamburg-Harburg halten. Ebenso werden die Fernverkehrszüge von und nach Kiel und Westerland umgeleitet oder entfallen ab Hamburg Hauptbahnhof in Richtung Norden. Eine weitere Änderung betrifft die Züge der IC-Linie Hamburg in Richtung Aalborg: Diese beginnen und enden abweichend in Hamburg-Altona.
Im Nahverkehr stehen ebenfalls einige Änderungen auf dem Fahrplan: Die Verbindungen RE 7 (Richtung Flensburg) und RE 70 (Richtung Kiel) beginnen und enden von Donnerstag, 06. Juli, 21 Uhr bis Samstag 08. Juli, 21 Uhr ebenfalls nicht am Hauptbahnhof, sondern in Hamburg-Altona. Weitere aktualisierte Infos zum Nah- und Fernverkehr findet ihr hierzu auf bahn.de. Auch die Nordbahn sah sich gezwungen einen Sonderfahrplan zu erstellen, den ihr unter nordbahn.de einsehen könnt.
Einfach mal einkaufen gehen, kann ich das denn?
Viele Geschäfte in der Innenstadt werden zwischen dem 06. und 09. Juli schließen. So unter anderem das Levantehaus, da der russische Präsident im Park Hyatt Hotel übernachtet. Oder aber sie werden ihre Schaufenster verbarrikadieren. An den beiden Gipfel-Tagen gilt für viele Geschäfte eine Kernöffnungszeit von 10 bis 18 Uhr. Grundsätzlich soll die Innenstadt aber erreichbar sein. Im Bereich des Park Hyatt Hotels, indem Putin für die Zeit des G20 residiert, solltet ihr zu Fuß problemlos auf der Straßenseite laufen können.
Ebenso wohl in der Markt- oder Karolinenstraße, um die dortigen Geschäfte zu besuchen. Denn nach offiziellen Angaben der Stadt liegen nur wenige Geschäfte innerhalb der Sicherheitszone. Ob es wirklich dabei bleibt, wird sich natürlich erst zeigen. Falls ihr euren Vierbeinern also ein tolles G20-spezifisches Geschenk machen möchtet, greift gern zu!
Wer demonstriert, wann und wo?
Insgesamt 15.000 Polizisten stehen ebenfalls mehreren Tausenden G20-Gegnern gegenüber. Der Protest gegen das Zusammentreffen von Trump & Co. ist vielfältig. Natürlich wird es hierdurch Einschränkungen geben. Welchem Protest ihr euch anschließen möchtet, entscheidet ihr natürlich selbst.
Hier erhaltet ihr einen Überblick über die geplanten Veranstaltungen:
- ab dem 04. Juli, Dauerdemo im Gängeviertel, Motto: „Kraft tanken!“ für Aktivisten [Status: untersagt vom Verwaltungsgericht]
- 04. Juli, St. Pauli, Schanze, Karoviertel, Motto: Hedonistisches Massencornern gegen G20! weitere Infos
- ab 05. Juli, Kampnagel, Konferenz, Motto: Gipfel für globale Solidarität, weitere Infos
- 05. Juli, Hamburger Innenstadt, Kunstaktion, Motto: 1000 Gestalten, weitere Infos
- 05. Juli, Landungsbrücken, Demorave, Motto: „Lieber tanz’ ich, als G20!“,weitere Infos
- 05. Juli, ab 19.30 Uhr, Lesung, Motto: Lesung auf dem Tschaikoskyplatz
- 06. Juli, Fischmarkt, Demo, Motto: Welcome to hell,weitere Infos
- 06. Juli, Kennedybrücke, Kunstaktion, Motto: #bridgestohumanity,weitere Infos
- 07. Juli, Wilhelmsburg, Demos, Motto: „Shut down the logistic of capital“, weitere Infos
- 07. Juli, Ottensen, Mahnwache, Motto: zwischen 11 und 16 Uhr auf der Ottenser Hauptstraße gegen „Menschenrechtsverletzungen im besetzten Teil von Kaschmir”
- 07. Juli, Karoviertel, Motto: "G20 (Bier holen)“, weitere Infos
- 07. Juli, Dammtor Bahnhof, Fahrradkolonne, Motto: Colourful Mass gegen G20, weitere Infos
- 08. Juli, ab Hauptbahnhof, Demo, Motto: „Grenzenlose Solidarität statt G20“, weitere Infos
- 08. Juli, ab Meßberg, Demo, Motto: „Hamburg zeigt Haltung“, weitere Infos
Ich haue für die Zeit einfach ab – geht das mit dem Flieger?
Die gute Nachricht zuerst: Der Flugverkehr ist höchstens geringfügig betroffen. Es kann zu kürzeren Verspätungen kommen, mehr aber wohl nicht. Plant jedoch in dieser Zeit eine längere Fahrt zum Airport ein. Für aktuelle Zeiten und Änderungen, checkt bitte hamburg-airport.de.
Apropos fliegen: Wie viele Hubschrauber sind am Start?
Das wird ganz schön laut! Mit 17 Hubschraubern unterstützt die Bundespolizei ihre Kollegen am Boden. Vielen von ihnen werden zwar nur Transportflüge durchführen. Leiser sind sie dadurch aber natürlich nicht. Stationiert sind die meisten übrigens in Fuhlendorf (Schleswig-Holstein). Für die Strecke bis in die Schanze benötigen sie knapp 15 Minuten.
Für alle Hobby-Piloten unter euch: Während des G20 ist in Hamburg und Umland eine Flugverbotszone eingerichtet.
Museum statt G20!
Wenigsten etwas! Am Sonntag nach dem G20-Gipfel erhaltet ihr in allen städtischen Museen sowie den Häusern der Kunstmeile freien Eintritt. Dazu gehören unter anderem: die Deichtorhallen, die Kunsthalle und das Museum für Kunst und Gewerbe. Auch einige private Museen und Ausstellungshäuser wollen sich der Aktion anschließen. Weitere Infos findet ihr entsprechend direkt bei den teilnehmenden Museen selbst.
Dieser Beitrag wurde von Ulf Blankenhagen geschrieben.