"Kontraste ziehen sich wie ein roter Faden durch Hamburg" - Barikone Betty über Hamburg

© Max Ebert

Ruhig, schön und unscheinbar liegt er da, der Chug Club, zwischen dem neuen und dem alten Kiez, Ecke Taubenstraße/Hopfenstraße. Betty Kupsa, die Besitzerin der Cocktailbar, ist gebürtige Österreicherin, lebt seit 20 Jahren hier und ist Teil von Hamburgs pulsierendem Herzen, das wir St. Pauli nennen. Wir haben mit Betty einen ihrer leckeren Cheparis geschlürft:

Die Elbphilharmonie ist fertig, was braucht Hamburg jetzt als nächstes?

Einen sonnigen Sommer würde ich sagen (lacht). Und gastronomisch könnte noch einiges passieren - zum Beispiel Restaurants, die Essen mit Cocktails anbieten. In London und New York gibt’s in fast jeder guten Bar auch was Kleines zu Essen. Das fängt hier gerade an, aber es wird einfach noch etwas dauern.

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Warum hängt Hamburg da hinterher?

Hamburg ist keine Trendsetter-Stadt. Hier ist eben alles etwas langsamer. In meiner Heimatstadt Wien ist es übrigens noch eine Spur langsamer und gemütlicher (lacht).

Du warst jetzt für Campari in Rom und hast einen Drink für die Reihe „Red Diaries“ entwickelt. Was steckt hinter deinem Drink?

Der Untertitel des Projektes ist „Every Cocktail Tells A Story“. Ich bin eine von 14 internationalen Barkeepern, die für Campari einen Drink kreiert haben, der filmisch inszentiert wurde, als Fortführung des Kurzfilms Killer in Red mit Clive Owen. Es geht um Bars und Geschichten, Begegnungen und Inspirationen.

Mein Drink ist der Chepari – eine bittersüße Harmonie mit Campari:

Wie erfindet man einen Drink?

Zuerst einmal brauchst du die Inspiration. Und die kommt entweder durch einen Moment oder einen Geschmack, den du intensiv und emotional erlebst. Dann suchst du Aromen und Spirituosen, die diesem Moment geschmacklich wieder lebendig werden lassen.

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Die Trinkkultur ist offensichtlich in Bewegung, was geschieht da gerade?

Ich glaube die Trinkkultur verändert sich schon seit sicherlich zehn Jahren. Es bedeutet, dass wieder angefangen wurde, nach alten Rezepten zu suchen und sie neu zu adaptieren und ihnen einen neuen Touch zu verleihen. Ich habe das Gefühl, dass das Thema Bar seit einiger Zeit in Deutschland rasant an Bedeutung gewinnt und sich vor allem auch wieder junge Leute für Drinks interessieren.

Gibt es hier in Hamburg so etwas wie Konkurrenz in der Barszene?

Meiner Ansicht nach nicht. Von mir aus kann hier gerne nebenan eine Bar aufmachen. Ich freue mich eher darüber. Ein Konkurrenzdenken hat doch nur, wer von seinen eigenen Ideen nicht überzeugt ist. Vor allem hier auf St. Pauli kann man jede gute Bar gebrauchen, wir haben so viel Platz in der Stadt.

Du lebst seit 20 Jahren auf St.Pauli - welche Eigenschaften machen Hamburg und St. Pauli deiner Meinung nach aus?


Für mich spielen Kontraste eine große Rolle. Hamburg hat z.B. unfassbar viel Wasser für eine Großstadt. Wir haben dieses tolle bunte Viertel hier und dann fußläufig die Innenstadt mit ihren vielen poshen Läden. Und gerade auf St.Pauli ist es einfach unglaublich spannend: unser Laden liegen ja direkt in der Mitte zwischen dem alten und dem neuen Kiez. Dieses Nebeneinander zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Stadt.

Inwiefern spielt dieser Kontrast eine Rolle in deiner Bar?

In einer Bar sollten immer möglichst viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen. So wünschte ich es mir für meine Bar, und so leben wir es auch. Bei uns ist jeder willkommen. Immer die gleichen Gesichter zu sehen ist doch langweilig. Ich selbst gehe auch in keine Bar, in der man nur unter sich sein will.

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Wenn eine Gruppe junger, urbaner Menschen eine alte Gardinenkneipe für sich entdecken, kassieren sie allerdings oft schräge Blicke.

Das finde ich ehrlich gesagt nicht. Es kommt auch darauf an, wie sie in die Kneipe kommen. Wenn du natürlich dort einmarschierst und so tust, als ob dir die Welt gehört, dann bist du auch schnell wieder draußen. Wenn du nett bist, dann wird das erwidert. Dabei spielt es keine Rolle, ob du in den „Goldenen Handschuh“ oder in den „Elbschlosskeller“ gehst. Es kommt darauf an, wie man den Leuten begegnet.

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Gibt es denn klassische Gardinenkneipengänger, die hier Cocktails trinken?

Klar, das braucht ein bisschen Überzeugungskraft - funktioniert aber nach ein bisschen Übung ganz gut.

Verlaufen sich denn nicht manchmal auch Junggesellen-Abschiede hierher?

Selten. In den Chug Club kommt eher, wer danach sucht oder die Bar kennt. Außerdem sind ja unsere Fenster beklebt, weshalb es sowas wie Laufkundschaft fast nicht gibt.

Hast du deshalb die Fenster abgeklebt?

Auch. Hauptsächlich aber, weil Trinken etwas sehr privates, sehr intimes ist.

The Chug Club

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