Craft Beer in Hamburg: “Frauen lassen sich eher auf ein neues Bier ein”

Einfach ein Bier bestellen funktioniert in den hippen Schanzenbars schon lange nicht mehr. Seit dem Einsetzen des Craft Beer Trends schlägt das Bierangebot in vielen Lokalen die Weinkarte um Längen. Überall in Deutschland sind in den letzten Jahren Mikrobrauereien aus dem Boden geschossen, die das Bierbrauen wieder zu einer Kunstform gemacht haben. Weg mit dem Reinheitsgebot, her mit der Kreativität! Und das kommt an: Beim Winter Beer Day in den Schanzenhöfen schoben sich am letzten Wochenende 3.000 Bierfans von Stand zu Stand.

Wie lange dieser Trend noch anhalten wird, ist schwer zu sagen, aber wenn es jemand einschätzen kann, dann Daniel Elich. Wir haben mit dem Biersommelier des Alten Mädchens über die Hamburger Bierszene, die Zukunft des Craft Beers und seine Geheimtipps gesprochen.

Daniel, du stehst als Biersommelier des Alten Mädchens fast jeden Abend hinter der Theke. Was trinken die Hamburger am liebsten?

Untergärig, ganz klassisch. Unser Zwickel ist der absolute Evergreen und das meistverkaufte Fassbier. Pilsener wird natürlich auch immer viel getrunken.

Lassen sich die Hamburger denn gerne bei der Bierauswahl beraten?

Ja, die sind wirklich offen für Empfehlungen. Interessanterweise die Frauen mehr als die Männer. Frauen lassen sich schneller mal auf ein neues Bier ein und auch nicht nur auf die fruchtigen Biere, die oft für die weibliche Zielgruppe produziert werden.

Wann ging es eigentlich los, mit dem Craft Beer in Deutschland?

Der erste deutsche Craft Beer war das Schneider Weisse Tap 5, das 2007 auf den Markt kam und für ziemlich viel Furore in der Presse gesorgt hat. Denn gerade Süddeutschland ist dem Reinheitsgebot sehr verbunden und die Angst war groß, dass die Weißbiertradition verschandelt wird.

Inzwischen ist die Skepsis einem großen Trend gewichen. Wie ist die Lage in Hamburg, wie viele Mikrobrauereien gibt es?

Die Hamburger Szene ist, vor allem verglichen mit Berlin, übersichtlich. Ich würde sagen, wir liegen bei sechs bis zehn ernstzunehmenden Brauereien. Die Brauer kennen sich - in Hamburg und deutschlandweit - untereinander sehr gut und es ist eine eingeschworene kleine Gemeinde.

© Henning Angerer

Also noch keine Konkurrenzstimmung?

Nein, überhaupt nicht. Wir hoffen, dass es auch noch lange so weitergeht und die Ellbogen nicht so schnell ausgefahren werden. Das wird aber natürlich kommen, wie bei jedem Trend, der seinen Peak erreicht.

Ist denn noch Platz für neue Mikrobrauereien im Markt?

Auf jeden Fall. Die Frage ist, wie lange dieser Trend noch anhält und wann der Markt für kreative Bierstile gesättigt ist. Aber noch gibt es etliche Nischen für neue Mikrobrauereien. Ich denke, das wird noch zwei bis drei Jahre so weitergehen.

Fällt dir eine Nische ein?

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand Hamburger Weizen wieder salonfähig macht. Denn Hamburg hat eine längere Weißbiergeschichte als München. Zu Zeiten der Hanse wurde Weißbier hier in hohen Mengen produziert und nach Skandinavien und England vertrieben.

Dein Hamburger Geheimtipp?

“Die dunkle Macht” von Hopper Bräu. Das beste Porter Hamburgs!

Und zu Weihnachten?

Das “Xocoveza” von Stone aus Berlin. Ein Mokkastout mit Chilischoten, Vanille und weihnachtlichen Gewürzen. Ganz toll für die Jahreszeit.

 

Na denn, Prost! Und vielen Dank für das Gespräch.

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