Artvergnügen im Dezember: 11 Ausstellungen, die ihr euch ansehen solltet
Woran denken wir im Dezember? Na klar, an unser morgendliches Türchen im Adventskalender, an Plätzchen, Glühwein, Weihnachtsmärkte, ans Geschenkekaufen und die Silvester-Pläne. Aber was, wenn wir da mal etwas Abwechslung reinbringen wollen? Wie wär’s also dazu noch mit wilden Weltraumskulpturen und Astronauten, schrillen Cartoonfiguren und Promis, Zeitreisen in die 80er Jahre und den Fragen nach Frieden auf der Welt und der politischen Bedeutung von Essen? In der Kunst-Szene gibt’s nämlich keine Spur von "Same Procedure as every Year". Dafür wartet ganz viel Neues, Buntes und Besonderes
1 High Noon
Wer durch die Ausstellung "High Noon" in den Deichtorhallen schlendert, entdeckt dort Bilder der vier Fotograf*innen Nan Goldin, David Armstrong, Mark Morrisroe und Philip-Lorca diCorcia. Sie alle lebten und liebten im New York der 80er-Jahre und hielten mit ihren Kameras die Momente aus ihrem Umfeld und ihrem Leben fest. Was wir dort sehen, sind intime Szenen, Momente von Liebe und Freundschaft, aber auch Sucht, Tod und Aids. Während Nan Goldin, David Armstrong und Mark Morrisroe eng befreundet waren und sie mit ihren Kameras und Bildern ihre eigenen Geschichten erzählen, inszenierte Philip-Lorca diCorcia seine Fotos und stellte alltägliche Szene mit Verwandten und Freunden nach.
2 Franz Gertsch: Blow up. Eine Retrospektive
Nicht wundern: Hier hat sich kein Fehler eingeschlichen, die Ausstellung zu Franz Gertsch findet tatsächlich zur gleichen Zeit in den Deichtorhallen statt. Wer also ohnehin zu "High Noon" geht, kann in dem Zuge auch "Blow up" besuchen – oder andersherum. So oder so: Beim Betrachten der Bilder von Franz Gertsch werden viele ins Grübeln kommen. Ist das wirklich noch Malerei? Oder steht man hier doch vor einer überdimensionalen Fotografie? Der Schweizer Künstler ist nämlich ein echter Meister des Realismus und arbeitet mit fast unglaublicher Präzision an seinen Bildern. Neben Freunden und Familie malte er auch Künstler*innen wie Patti Smith, die Rolling Stones oder Urs Lüthi.
3 Hanne Friis: Contemporary Craft
Latex, Seide, Samt, Wolle und Gore-Tex: Die Skulpturen von Künstlerin Hanne Friis sind eine echte Besonderheit und schreiben der Bildhauerei eine ganz neue Bedeutung zu. Ihre Werke sind allesamt weich, werden nicht umsonst "Soft Sculptures" genannt, und wirken in ihren leuchtenden Farben stets so, als müssten sie sich gleich bewegen oder würden langsam vor sich hinwachsen. Hanne Friis hat jede ihrer Skulpturen von Hand gefertigt, geformt und gefaltet und mit Nadel und Nylonfaden verarbeitet.
4 Schrill, schräg, bunt
Drei Künstler*innen, drei unterschiedliche Stile, aber eine Menge Humor: Ab dem 13. Dezember sind in der Fabrik der Künste die Werke von Marina Krohs, Ronald Sawatzki und Ulf Krüger zu sehen. Während Marina Krohs sich vor allem auf ihre Skulpturen aus Ton und Drahtkleiderbügeln konzentriert, aus denen sie die Körper berühmter Sänger*innen und Künstler*innen formt, zeigt der Fotograf Ronald Sawatzki große Musiker*innen und Konzertfotos, aber auch Bilder, die das Leben auf St. Pauli dokumentieren und die verschiedenen Facetten des Stadtteils widerspiegeln. Der Dritte im Bunde, Ulf Krüger, ist Cartoonist und malt schrille Bilder, vor allem mit Farb- und Bleistift.
5 Tausend Töpfe: Was Essen uns angeht
Egal wie unterschiedlich Menschen auch sein mögen – Essen müssen sie alle. Warum Essen also politisch ist, was es uns persönlich angeht und welche Dinge wir damit verbinden, wird in der Ausstellung "Tausend Töpfe" deutlich gemacht. Das Markk präsentiert Gedichte, Fotografien, Videos, aber auch Erinnerungsstücke und Interviews der ausstellenden Künstler*innen zum Thema Essen. Wer vorbeikommt, wird überrascht sein, was sich mit Essen alles ausdrücken und verbinden lässt – denn auch die Themen Migration, Körpernormen und das Erleben von Beziehungen spielen hier eine Rolle.
6 Illusion. Traum – Identität – Wirklichkeit
Was ist eigentlich Illusion? Dieser Frage spürt man ab dem 6. Dezember in der Hamburger Kunsthalle nach, wenn dort etwa 150 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten ausgestellt werden. Wollen uns die Künstler*innen bewusst täuschen? Oder verwandeln sie ihr Werk nur vor unseren Augen? In der Ausstellung wird aber nicht nur die eigene Wahrnehmung hinterfragt, es gibt auch philosophische und psychologische Ansätze bekannter Persönlichkeiten wie Platon, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud, die man lesen und dann in seine Überlegungen miteinfließen lassen kann.
7 Politics of Love
Was ist der wohl größte, aber leider oft auch unwahrscheinlichste Wunsch, den wir alle haben? Frieden. Doch was ist Frieden überhaupt? Mit dieser Frage haben sich im Kunsthaus Hamburg verschiedenen Künstler*innen auseinandergesetzt. Denn Friede heißt nicht nur, keinen Krieg zu führen, sondern auch an das Gemeinwohl zu denken, an Solidarität und Verbindungen. Da sich viel Nationen mehr und mehr abschotten und ihr eigenes Ding machen und immer weniger nach gemeinsamen Lösungen gesucht wird, ist die Thematik wichtiger denn je, finden die Kurator*innen und Veranstalter*innen.
8 Don’t wake Daddy XIX
Diese Ausstellung ist etwas ganz Besonderes: Die Werke, die hier gezeigt werden, fallen unter den Begriff "Low Brow" – eine Kunstform, die sich seit den 50er Jahren bis heute entwickelt hat und auch als „Pop-Surrealismus“ bekannt ist. Der Stil ist manchmal comic-haft, bunt, skurril und schöpft ihre Inspiration aus Cartoons, Science-Fiction-Filmen und -Fernsehserien oder B-Movies. Die Galerie Feinkunst Krüger zeigt seit 19 Jahren Jahr für Jahr die Ausstellung "Don’t wake Daddy", immer mit neuen Bildern und Künstler*innen. Dieses Jahr sind insgesamt 32 von ihnen am Start.
9 begEHREN
In der Gruppenausstellung "begEHREN" zeigen 14 Künstler*innen ihre Sicht und Gedanken zum Thema Verlangen, Leidenschaft und Sehnsucht. Wie unterschiedlich das von ihnen aufgefasst wird, beweisen unter anderem diese Beispiele: In der Ausstellung wird unter anderem der Film „The Opposite of Love is Abandonment“ von Heejung Choi gezeigt, die an der HfbK Hamburg studiert und sich dem Thema des "plant investment tradings" gewidmet hat. Darunter versteht man die Kommerzialisierung von Pflanzen und die fehlende Empathie, die wir ihnen entgegenbringen. Johannes Huinink hingegen beschäftigte sich mit den sieben Todsünden und Tate Kwan reflektiert in der Videoarbeit "Dear Ghost" eine Fernbeziehung, die nur mit Texten und Videoanrufen geführt wird.
10 Freddie Mercury
Er war und ist mit Sicherheit einer der bekanntesten Künstler aller Zeiten: Queen-Frontsänger Freddie Mercury. Das Barlach Museum in Wedel widmet ihm und seinem schillernden Leben eine ganze Ausstellung und lässt ihn durch Objekte, Fotos, Texte, Dokumente und Videos wieder lebendig werden. Spannend für alle Schüler*innen und Studierenden: Für sie gibt es ab Januar Führungen und Gespräche zum Thema "Was bedeutet es, ein Weltstar der Musikgeschichte zu sein?"
11 Philipp Liehr: Weltraumgeschichten II
Wie läuft wohl der Alltag auf dem Mond ab? Und was versteckt sich eigentlich unter einem Raumanzug? Ab dem 7. Dezember verwandelt sich die Affenfaust Galerie auf St. Pauli ins All und zeigt die aus Holz geschnitzten Astronauten-Skulpturen von Philipp Liehr. Wer genau hinschaut, erkennt immer wieder kleine, versteckte Details und witzige Accessoires, die den Astronauten, trotz ihrer anonymen Raumanzüge, ein Stück Menschlichkeit zurückgeben.