Warum Hamburg Modellstadt für die Legalisierung von Cannabis werden sollte

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Kiffen tue ich seit ein paar Monaten nicht mehr. Doofes Timing eigentlich, denn die Debatte um eine mögliche Legalisierung von Cannabis ist aktuell in vollem Gange. Bisher musste ich, genauso wie die anderen von der Informations- und Beratungsstelle Sucht.Hamburg geschätzten 130.000 konsumierenden Erwachsenen in der Hansestadt, mein Weed noch illegal kaufen – einige bauen sogar klammheimlich in ihren Schrebergärten an. Doch das soll sich bald ändern. Wie Hamburg enorm von der Legalisierung profitieren könnte, lest ihr hier.

Die Marihuana-Möglichkeiten

Meinen ersten Joint habe ich mit 18 Jahren in den USA geraucht. In Washington State, wo ich 2008 mein Auslandsjahr verbrachte, ist das Kiffen bereits im Jahr 2012 entkriminalisiert worden – als erster Staat im Land. Allein im Jahr 2021 (man bemerke, es war ein von COVID-geprägtes) wurden in dem Staat, der nur etwa ein Zehntel von Deutschlands Einwohnerdichte zählt, stolze 500 Millionen Dollar an Steuereinnahmen durch den Verkauf von Marihuana-Produkten sowie Shop-Lizenzen erzielt. Bling bling, da haben so manche Dollarzeichen in den blutunterlaufenen Augen.

Zwar wäre diese Summe in Deutschland mit den geplanten Rahmenbedingungen zur Legalisierung schwer zu erreichen, denn laut des aktuellen Gesetzesentwurfs sieht die Bundesregierung vorerst nur den Eigenanbau und -Konsum in sehr kleinen Mengen vor, aber Steuereinnahmen sind Steuereinnahmen. Auf Weed-Shops im Ami-Style mit mehr oder weniger professionell hergestellten Gummibärchen, Lutschern und anderen Edibles sind wir demnach zwar noch eine ganze Weile entfernt, aber irgendwo muss man ja anfangen und zwar bevor uns alle anderen europäischen Städte überholen. Wie man am Beispiel von Amsterdam sieht, ist Marihuana-Tourismus eine sehr reale Einnahmequelle. In Malta ist Kiffen bereits komplett legal, in Barcelona muss man einem Club beitreten, um in die Shops zu dürfen (das ist auch bei uns im Gespräch), oder jemanden kennen, der Mitglied ist und auch in Kopenhagen gibt es einfachere Möglichkeiten als zur Zeit in der Bundesrepublik. Ich war im letzten Jahr da und mein erster Stop war damals die Freistadt Christiania. Ich musste nur dem Dunst und herrlichem Geruch folgen und schon war ich im Kifferparadies. Arm sahen die Betreiber*innen der staatlich anerkannten autonomen Kommune nicht aus – eher ein wenig wie ein Kollektiv, das abends mit einen Luxuswagen nach Hause fährt.

München (?!), Mainz und Wiesbaden sollen wohl Anträge stellen wollen, Hamburg bisher nicht. Wieso nicht, frage ich mich da als hanseatische Ex-Kifferin und manchmal-einen-Zug-Paffende.

Würde Spanien seine Barcelona-Regelungen auf das gesamte Land ausweiten, würden sie laut Schätzungen der Universität jährlich mehr als Milliarden Euro in Steuern einnehmen von 50 Millionen potentieller Cannabis-Konsument*innen. Amsterdam macht jährlich mehr als eine Milliarde Euro Umsatz mit Cannabis-Produkten und der Markt wächst jährlich um unglaubliche 15 Prozent, wie man Statista entnehmen kann.

Sorry, aber das ist ganz schön viel. Andere Branchen träumen von einem solchen Zuwachs. Trotzdem stellt sich das konservative Bundesland Bayern quer und somit hat sich die flächendeckende Legalisierung auch erledigt. Modellstädte soll es geben, an denen das Ganze ausprobiert wird. München (?!), Mainz und Wiesbaden sollen wohl Anträge stellen wollen, Hamburg bisher nicht. Wieso nicht, frage ich mich da als hanseatische Ex-Kifferin und manchmal-einen-Zug-Paffende.

Der aktuelle Marihuana-Gesetzesstand in Deutschland

© Martyna Rieck | Matthew Brodeur via Unsplash

Zum Glück haben wir Nordlichter ja noch ein wenig Zeit, uns als Modellstadt zu bewerben, denn gerade wurde nur der erste Teil des sogenannten "Club Anbau & Regional-Modells" vorgestellt, indem es um den Eigenanbau und Besitz für den persönlichen Bedarf geht. Vom Selbstanbau bis 25 Gramm wird Hamburg jetzt nicht unbedingt reich und die Konjunktur auch nicht wirklich angekurbelt. Doch die Bundesregierung will noch im April den ganzen Gesetzentwurf vorlegen und nach der Sommerpause solle laut des NDR der zu den Modellregionen folgen. Ach ja, und dann muss der ganze Bums schlussendlich auch noch durch den Bundestag und -rat. Der letzte Zug von diesem elendig langen Bürokratie-Joint ist noch lange nicht genommen.

Das kann man tun, um die Legalisierung von Cannabis in Hamburg voranzutreiben

Dennoch muss man jetzt aktiv und laut werden, wenn man pro Legalisierung ist und Hamburg zur Modellregion zu machen. So kann man beispielsweise diese Petition unterschreiben, zu Demos gehen oder selbst welche organisieren und der Regierung direkt Druck machen.

Das Totschlagargument ist folgendes: Die Legalisierung von Cannabis würde entspannt Geld in die Kassen der Hansestadt paffen, damit vielleicht das gigantische Haushaltsloch von 34 Milliarden Euro stopfen, während die Bevölkerung jeglichen Alters von Schmerzlinderung, Spaß mit Freund*innen und geilen Vibes bei Festivals profitieren kann – was ist dagegen schon schon zu sagen? Legalize it!

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