Niemand kennt mich so gut wie du: Wie es ist, mit der Schwester befreundet zu sein
"Ihr seid so ein eingespieltes Team, da kommen Außenstehende gar nicht so schnell mit." Dieser Satz von meiner Mutter hat mich neulich zum Nachdenken gebracht und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sie recht hat. Meine Schwester und ich verstehen uns oft mit nur einem Blick und wissen sofort, was die andere gerade denkt. Wir waren eigentlich schon immer relativ close, aber durch die sieben Jahre Altersunterschied, konnte ich eine lange Zeit nichts so richtig mit ihr anfangen, bzw. habe sie halt eher als kleine Schwester gesehen, um die ich mich kümmern muss. Und versteht mich nicht falsch, auch das habe ich sehr gerne getan, sie mit meinem Roller vom Kindergarten abgeholt oder habe mit ihr Verstecken im Dunklen gespielt. Aber das war natürlich kein Vergleich mit dem Verhältnis, das ich zu meinen Freund*innen hatte.
Als ich dann von Zuhause ausgezogen bin, habe ich sie schon sehr vermisst. In den letzten Jahren ist sie zu einer jungen Frau herangewachsen, mit der ich mich heute auf Augenhöhe treffe. Denn spätestens im letzten Familienurlaub war es dann auch so, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen: Wir haben uns ein Zimmer geteilt, zusammen gekocht und irgendwann bei einem Urlaub in Italien zum allerersten Mal einen Aperol zusammen getrunken!
Der Umgang zwischen Schwestern ist einfach so vertraut
Der Moment, an dem wir so richtig dicke geworden sind, ist jetzt etwas mehr als ein Jahr her – da sind wir nämlich zusammen in eine WG gezogen. Meine Schwester wollte nach Hamburg, ich wollte in eine andere Gegend und dann ging alles auch ganz schnell. Von dem Moment an haben wir wirklich viel Zeit miteinander verbracht. Mehr als nicht-miteinander-verwandte Mitbewohner*innen. Zusammen kochen, Kaffee trinken, Outfits aussuchen, lästern und was man eben so macht.
Mit wenig Menschen kann ich so herzhaft und oft lachen, wie mit ihr und das Schönste ist die Ungezwungenheit. Dadurch, dass wir uns schon unser ganzes Leben lang kennen, weiß ich genau, wann sie ihre Ruhe haben will, sie weiß, wann ich hangry werde oder wie ich mein Frühstückei am liebsten esse. Und natürlich der Klassiker: Man schleppt die gleichen Erinnerungen und Geschichten mit sich rum, die bei jedem Mal, wenn man sie wieder auspackt, witziger werden.
Auch wenn wir jetzt nicht mehr zusammen wohnen – die Verbindung bleibt
Ich glaube, in dieser Zeit ist sie mir noch wichtiger geworden, als sie sowieso schon immer war und man könnte sagen, dass sie inzwischen eine meiner besten Freundinnen ist. Auch wenn wir uns jetzt nicht mehr ganz so oft sehen (sie studiert nämlich inzwischen in einer anderen Stadt), haben wir schon Besuche, Urlaube und gemeinsame Aktivitäten geplant und nutzen dann jetzt eben die Zeit, die wir gemeinsam haben, um weiterhin möglichst viel gemeinsam zu erleben.
Und dafür bin ich wirklich dankbar, denn ich höre in meinem Freundes- und Bekanntenkreis so oft, dass Leute kein gutes oder ein relativ gleichgültiges Verhältnis zu ihren Geschwistern haben. Mal ehrlich, die Schwester als Freundin zu haben ist der Hammer, weil man sich null verstellen muss und sich auch manchmal einfach nur Quatsch erzählen kann. Ich hoffe wirklich sehr, dass unser Verhältnis in den nächsten Jahren nur noch besser wird und sehe uns schon irgendwann mit unseren eigenen Familien am Weihnachtsbaum sitzen und Geschenke austauschen.