Kleine, geile Firma: Das Geld hängt an den Bäumen
An einem heißen Sommertag gibt es doch nichts Besseres als eine kalte, spritzige Apfelsaftschorle. Unser Favorit derzeit: die Säfte von Das Geld hängt an Bäumen. Das Social Business pflegt seit über zehn Jahren die Grundsätze: regional, sozial und nachhaltig. Darüber wollen wir mehr erfahren und treffen uns mit Till, der uns erklärt wie hier vergessene Menschen mit vergessenem Obst zusammengebracht werden.
Hallo Till, erste Frage: Das Geld hängt an den Bäumen – ganz schön ungewöhnlicher Name. Woher kommt der?
Das Konzept hat sich unser Gründer Jan Schierhorn ausgedacht. Der saß eines Tages in seinem Garten und hat Äpfel von Bäumen runterfallen sehen, die dann einfach vergammelten. Zwar backte er viele Apfelkuchen mit seiner Familie, aber wenn die Apfelerntezeit vorbei war, musste er doch wieder in den Supermarkt, um Äpfel oder Kompott zu kaufen. Das Problem ließ ihm keine Ruhe und deswegen hat er sich in seinem Viertel, in Groß Borstel, umgehört. Und siehe da: Es gab Kleingärtner mit Apfelbäumen, die gar nicht alle Äpfel verwenden konnten. Dann kamen Streuobstwiesen der Stadt Hamburg dazu und zusammen mit Menschen aus einer benachbarten Behindertenwerkstatt hat er angefangen die liegen gebliebenen Äpfel zu ernten. Der Name Das Geld hängt an den Bäumen soll ausdrücken, dass es einen Wert gibt, der an den Bäumen hängt und eigentlich „nur noch“ gepflückt werden muss. (Er grinst, denn so einfach, wie es klingt, ist es in der Realität gar nicht.)
Verstanden! Ihr redet immer wieder, dass ihr mit vergessenen Menschen zusammenarbeitet. Was meint ihr damit?
Vergessene Menschen, wir sagen auch: Menschen aus sozialen Randgruppen oder sozial benachteiligte Menschen, sind Menschen, die nicht im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen. Die haben entweder eine Behinderung, eine chronische Krankheit, Migrationshintergrund, sind ehemalige Langzeitarbeitslose oder Obdachlose und befinden sich an einer Stelle in der Gesellschaft sind, wo sie keinen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt finden. Solche Menschen stellen wir ein und für die schaffen wir Arbeitsplätze. Sodass sie die Chance bekommen, das was sie können, denn jeder kann etwas, einzusetzen.
Tolle Sache! Und erzähl doch mal, was produziert ihr?
Es ging los mit Apfelsaft aus 100 Prozent Früchten. Dann ging es weiter zu Apfel-Misch-Säften: Apfel-Rhabarber, Apfel-Johannisbeere, Apfel-Birne, Apfel-Holundersaft – immer mit Apfel drin, denn das ist unser Grundprodukt. Daraufhin kamen Schorlen. Mittlerweile haben wir auch eigenen Honig von eigenen Bienen. Außerdem haben wir Marmelade gemacht und ein großes Ding ist auch unser Garten- und Landschaftsbau.
Oh, was macht ihr denn da?
Wir beschäftigen im Moment 12 Leute mit unserem Garten- und Landschaftsbau. Da fahren wir zu unseren Kunden raus in Hamburg und Umgebung und mähen beispielsweise Rasen oder schneiden Hecken. Dadurch, dass die Apfelernte nur drei Monate im Jahr läuft, muss man sich auf fragen: Was sollen die Leute noch machen? Da haben wir uns gedacht: nehmen wir die Menschen doch mit und leisten einfache Gartenarbeit, weil das jeder kann. Selbst ein Blinder kann Rasen mähen. Das wird vielleicht anfangs ein bisschen schief, aber bei einer Fläche von hunderten Hektar fällt das nicht so auf. Trotzdem machen wir das in einer hohen Qualität. Wir haben Gärtnermeister dabei, die das anleiten und jeder arbeitet so, wie er es am besten kann.
Dann zur Frage aller Fragen: Was ist denn deine Lieblingssorte?
Das kommt immer aufs Jahr an. Der Jahrgang ist immer unterschiedlich, da wir immer unterschiedliche Äpfel von verschiedenen Spendern bekommen und die Natur auch jedes Jahr anders ist. In manchen Jahren schmeckt mit Apfel-Birne sehr gut, aber dieses Jahr wird es glaub ich Apfel-Holunder.
Und: Saft oder Schorle?
Schorle, selbst angemischt.
Wo kann man denn eure Produkte kaufen?
Vor allem Direktvertrieb. Ab zwei Kisten fahren wir die zu euch nach Hause. Ansonsten gibt es uns im Onlineshop über die Kehrwieder-Brauerei und Solvino. Und in einigen Läden, wie Mutterland und ein in ein paar Bio- und Edekamärkten.
Letzte Frage: Was wünscht du dir für die Zukunft?
In erster Linie natürlich, dass die Pandemie vorüber geht. Dadurch, dass wir auch in vielen Gastronomien vertreten waren, sind uns da einige Kunden weggefallen. Aber auch, dass die Community weiterhin wächst und Leute Lust haben uns zu unterstützen. Sei es durch den Kauf von Apfelsaft, Geldspenden, Spenden von Äpfeln, Ehrenämtern – wir sind dankbar für alle und jeden.