Weltfrauentag 2020: 11 Frauen aus Hamburg, die uns gerade inspirieren
8. März 2020 – in Berlin ist heute Feiertag, denn es ist Weltfrauentag. Aber können wir wirklich feiern? Vielmehr sollten wir diesen Tag nutzen, um aufmerksam zu machen. Auf die Ungerechtigkeit die weltweit, aber auch in unserer Stadt gegenüber Frauen herrscht. Jeden Tag erleben Frauen sexuelle Gewalt: Zuhause, am Arbeitsplatz und auf der Straße. Weibliche Nippel sind auf Instagram verboten, die Frau soll noch immer Zuhause bleiben, wenn das Kind krank ist und verdient auch 2020 im Durchschnitt 20 Prozent weniger, als der männliche Kollege.
Wie gut, dass es Frauen gibt, die laut sind. Die nicht nur auf die Rechte der Frauen aufmerksam machen, sondern sich auch für Klimaschutz, gegen Rassismus und ein stigmatisiertes, weibliches Körperbild einsetzen. Sie twittern, sie podcasten, sie schreiben Bücher, geben Interviews, posten Stories und geben den Frauen eine Stimme. Vielen Dank an diese 11 wunderbaren Frauen aus Hamburg. Lasst uns zusammen laut sein!
1. Kübra Gümüşay
Kübra Gümüşay ist vieles: Frau, Muslima, Autorin, Speakerin, Aktivistin, Enkelin eines türkischen Gastarbeiters, Feminist. Und sie hat viel zu sagen. Das macht sie im Netz, wo sie Kampagnen wie #Ausnahmslos startet, die sich nach den Übergriffen der Silvesternacht 2015/16 gegen Sexismus und Rassismus stellt. Sie warnt online und offline vor Hass im Netz, gründet in Hamburg das feministische Co-Working-Space eeden und veröffentlicht 2020 ihr Buch "Sprache und Sein" in dem sie der Frage nachgeht, wie unsere Sprache unser Denken prägt, die Politik bestimmt und Menschen in Kategorien einteilt. Gerade war sie im Hotel Matze zu Besuch, hört euch die Folge unbedingt an, wen ihr mehr über diese inspirierende Frau erfahren wollt!
2. Alexandra Zykunov
Alexandra arbeitet Vollzeit und hat zwei kleine Kinder – und damit ist sie die Ausnahme. Wieso? Genau das fragt sie sich jeden Tag und fühlt unserer patriarchischen Gesellschaft mächtig auf den Zahn. Sie ist Brigitte-Redakteurin, Mitherausgeberin der Brigitte Be Green und zusätzlich postet sie auf Instagram aus ihrem beruflichen und privaten Alltag. Immer wieder stellt sie Fragen zur Vereinbarkeit, zum Maternal Gatekeeping, der Retraditionalisierung von Rollenbildern – und manchmal auch einfach nur, dass sie gerade einfach zu kaputt ist, den Flur aufzuräumen. Es braucht mehr Frauen wie Alexandra, damit Sätze wie "Echt, Vollzeit? Deine Tochter ist doch noch so klein" schneller nicht mehr stattfinden.
3. Bina Nöhr
Fuck Fast Fashion – steht auf Binas T-Shirt. Der Slogan passt, denn sie setzt sich seit Jahren für nachhaltige Mode ein. Auf ihrem Blog stryleTZ zeigt sie nicht nur lässige Looks, sie klärt auch darüber auf, was Fast Fashion mit Umwelt und Mensch macht und wie wir gegensteuern können. Durch den bewussten Kauf von Mode, aber auch durch vegane Ernährung und einen nachhaltigen Lifestyle. Unsere Kolumnistin Julia hat sie zum Gespräch getroffen, hier lest ihr mehr!
4. Charlotte Nzimiro
Charlotte kann es nicht fassen: das Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern stuft das N-Wort als "nicht ausschließlich abwertend ein". Das macht sie wütend, denn das rassistische Wort dient zur Herabwürdigung und Provokation schwarzer Menschen. Die Aktivistin, die auf Instagram den Account @blackpowergermany betreibt, hat eine Petition ins Leben gerufen, damit das N-Wort ein für alle mal rechtlich als rassistisch eingestuft wird. Über 100.000 Menschen haben diese bereits unterschrieben! Laut wird Charlotte nicht nur im Netz, sondern auch auf Demos – zu denen sie immer wieder aufruft.
5. Melodie Michelberger
Der weibliche Körper – ein Thema, das dauerpräsent ist. Frauen wird seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, vorgeschrieben wie sie auszusehen haben. Ein völlig verzerrtes Bild davon begegnet uns jeden Tag im Internet, lächelt uns von Zeitschriftencovern entgegen und spaziert über Laufstege. Melodie stellt sich dagegen und macht mit starken Bildern und Texten auf Body Positivity aufmerksam. Sie zeigt den eigenen Körper zu lieben, mit Stoppeln, Falten und Dellen. Und gibt damit allen Frauen Kraft, liebevoller in den Spiegel zu schauen.
6. Josefa Nereus
Frauen und Sex – ein vielfältig diskutiertes Thema. Oft zum Sexobjekt degradiert, die weibliche Lust wird hintenangestellt, Pornos zeigen eine verzerrte Realität. Josefa Nereus bricht mit dem Tabus und redet offen über Lust. Sie ist Sexworkerin und wirft ein neues Licht auf Erotik. Geht offen um mit Fetischen, bricht mit Konventionen und bietet ihren Service allen Geschlechtern in jedem Alter und jeder Form an. Auf YouTube klärt sie mit ihrem Kanal "Wissen macht Sex" über Sex und Sexworking auf und holt sich regelmäßig Expert*innen mit dazu. Für besseren Sex für alle!
7. Alli Neumann
Erst kam ihre Rolle in Kim Franks "Wach". Dann das erste Album, schnell das zweite. Und ein gemeinsamer Song mit Trettmann. Es wäre einfach zu sagen, dass Alli einfach ein Shootingstar am deutschen Musikhimmel ist. Denn sie ist noch mehr – und nicht nur laut auf der Bühne. Sondern auch wenn es um Mensch- und Tierrechte geht, gegen Rassismus und für Gleichberechtigung. Es braucht mehr Künstlerinnen wie sie, die ihre Stimme nutzen, nicht nur gute Musik zu machen!
8. Sabine Rückert
Sabine Rückert sitzt in der Chefredaktion der Zeit – und produziert gemeinsam mit Kollege Andreas Sentker den Podcast Zeit Verbrechen. Sie ist ein Vorbild für viele, setzte sich in ihrer Karriere gegen Männer durch und gewann Preise für ihre grandiosen Texte. Für sich zu kämpfen hat sie gelernt, und macht jungen Frauen mit Sätzen wie "Ihre zweite Hälfte gibt es nicht. Sie ganz allein sind die Kugel: rund und schön. Niemand muss Sie vervollständigen, verteidigen oder Ihnen gar Bedeutung verleihen" Mut, sich von ihrer Stärke ein Stück abzuschauen.
9. Yusra Mardini
Im Sommer 2015 flieht Yusra gemeinsam mit ihrer älteren Schwester aus ihrer Heimat Syrien, um in Europa in Sicherheit zu kommen. Über den Libanon reisen sie in die Türkei, um von dort aus mit dem Boot nach Griechenland zu kommen: Während sie das Meer überqueren, fällt auf einmal der Motor des Boots aus und Yusra und ihre Schwester, die beide professionelle Schwimmerinnen sind, springen sofort ins Wasser und ziehen gemeinsam mit zwei anderen das Boot dreieinhalb Stunden durchs offene Meer und retten damit 20 Menschen das Leben. In Deutschland lebt Yusra zunächst in Berlin und beginnt dort wieder mit dem Schiwmmtraining. Ein Jahr später kann Yusra bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio teilnehmen, im Refugeesteam. Außerdem engagiert sich Yusra für Geflüchtete, hat bereits vor der Generalversammlung der UN gesprochen, Barack Obama und Papst Franziskus getroffen. Heute lebt und trainiert sie in Hamburg und arbeitet auf ihr großes Ziel hin: Wieder bei Olympia dabei zu sein, 2020 in Tokio.
10. Anja Weiß aka Resilience.Ink
Anja ging es nicht immer gut, ihr Leben war oft von Dunkelheit überschattet. Als sie ihre Narben das erste Mal mit einem Tattoo übercovern ließ, fühlte sie sich frei, stark und schön. Genau dieses Gefühl wollte sie auch anderen ermöglichen und lernte das Tätowieren. Heute ist sie bekannt dafür an ihrem Resiliance Day, besonders sensibel mit wunderschöner Kunst Narben zu überstechen. Sie will ihren Kund*innen damit Mut geben, ein neues Selbstbild und Glück zu finden. Die Narben verschwinden dadurch nicht – aber sie werden zu etwas Neuem, etwas Schönem.
11. Wir alle!
Die Welt verändern, das können wir nicht alleine! Das können wir nur alle zusammen, als Freundinnen, Kolleginnen, Schwestern, Nachbarinnen. Die sich gegenseitig unterstützen, in den Arm nehmen, füreinander laut werden und miteinander auf die Straßen gehen. Man muss keine tausendfachen Follower haben, um etwas zu bewegen – manchmal reicht ein Satz, der von vielen gesprochen wird.
Die Nummer elf teilen wir mit allen Frauen da draußen. Mit Müttern, solche die es noch werden wollen und die, die es nie sein möchten. Mit Karrierefrauen mit 60-Stunden-Wochen und Frauen, die ihre Karriere opfern um sich um Angehörige zu kümmern. Mit Frauen, die sich sozial engagieren, im Großen wie im Kleinen. Die ihre Stimme erheben oder zuhören. Denn es gibt noch viel zu tun – und wir sollten alle zusammenhalten!