Vergnügte Viertel damals und heute: St. Pauli

„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ — war noch nicht immer so viel los, wie heute. Wie auch die anderen Hamburger Stadtviertel, hat St. Pauli eine bewegte Geschichte hinter sich. Ihr wollt wissen, wie es hier früher aussah und was ihr hier heute Vergnügtes unternehmen könnt? Schön, dann seid ihr hier nämlich genau richtig! 

Die Geschichte des heutigen St. Paulis beginnt ganz unspektakulär und beschaulich: 1247 siedelt sich ein Zisterzienserinnen-Kloster in der Nähe des heutigen Fischmarkts an. Aufgrund des hier gelegenen Geesthangs, der sich wie ein Berg erhob, taufte man die Ansiedlung auf den Namen „Hamburger Berg“ – bis 1833 sollte der spätere Vorort so heißen. 

1492 schenkte der Gründer der Siedlung, Graf Adolph IV. von Schauenberg, das Gebiet der Ehefrau des hamburgischen Bürgermeisters – um hier ihre Wäsche aufhängen zu können. Der Hamburger Berg stellte von nun an die Außengrenze Hamburgs und den Übergang zum Fischerdorf Altona dar. 

Der Grenzstein markiert wo früher Hamburg aufhörte und Altona begann. | © Emma7stern , wikipedia | CC BY 3.0

Der Dreißigjährige Krieg verändert St. Pauli

Angst, Schrecken und Gewalt brachte von 1618 bis 1648 der Dreißigjährige Krieg über Europa. Mit der hügeligen Landschaft am Hamburger Berg war daher ab 1616 Schluss: Um Material für die Festungswälle zu gewinnen und ein freies Schussfeld zu haben, wurde eine Vielzahl an Hügeln in den Vororten planiert. Ein riesiger Wall schützte fortan die Hamburger Innenstadt vor Feinden. Fun Fact: Die Redewendung „auf St. Pauli“, die sich von der ehemaligen Hügellage der Siedlung ableitet, hat bis heute Bestand. 

Gebiete wie Eimsbüttel, Rotherbaum, St. Georg und der Hamburger Berg lagen außerhalb der schützenden Mauern. Gastwirte und Prostituierte zogen hierher, da sie sich das Leben in Hamburg selbst nicht leisten konnten. 

Die Reepschläger ziehen vor die Stadttore

Immer mehr Betriebe zog es bedingt durch Platzmangel, Wasserverschmutzung und Lärmbelästigung vor die Stadtmauern. Um 1630 entschieden sich auch die Reepschläger und Seilmacher dazu, ihr Handwerk auf den Hamburger Berg zu verlagern. Zuvor arbeiteten sie in der Nähe der heutigen Landungsbrücken. Die langen Reepe und Seile, die später auf den Schiffen im Hamburger Hafen zum Einsatz kommen sollten, wurden im gesamten Viertel hergestellt. Daher rührt auch der Name der Seilerstraße, die parallel zur Reeperbahn verläuft.

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Der Spielbudenplatz unterhält die Stadt

Anfang des 17. Jahrhunderts siedelte sich eine Reihe an Amüsierbetrieben an und der Spielbudenplatz wurde errichtet. Ein Jahrmarkt, Gaststätten sowie reisende Händler und Schausteller sorgten nicht nur die für die Unterhaltung der Menschen auf dem Hamburger Berg, sondern mit der Zeit auch für ganz Hamburg. 

Flammen während der Französischen Besatzung

Dem Spaß wurde Anfang des 19. Jahrhunderts Einhalt geboten: Zwischen 1806 und 1814 befand sich Hamburg unter französischer Besatzung. Ganz plötzlich, am 20. Dezember 1813 erhielten die Bewohnerinnen und Bewohner des Hamburger Bergs den Befehl ihre Häuser innerhalb von nur vier Tagen zu räumen. Rund drei Wochen später gab General Davout den Befehl den Vorort vollständig abzubrennen. 484 Gebäude und 297 Holzbuden fielen den Flammen zum Opfer. Nach dem Abzug der Franzosen wurde der Vorort jedoch schnell wieder aufgebaut.

St. Pauli wird offizielle Vorstadt

1831 erhielten die Bewohnerinnen und Bewohner des Hamburger Bergs die vollen Hamburger Bürgerrechte. Zwei Jahre später stellte man das Gebiet um den Hamburger Berg in Hinblick auf die Kirche St. Pauli als „Vorstadt St. Pauli“ unter städtische Verwaltung. Da die Vorstadt jedoch noch immer vor den Stadtmauern Hamburgs lag, hatte die Bevölkerung unter der nächtlichen Torsperre zu leiden. 

Erst 1861 sollte es zur Aufhebung der Torsperre kommen. Fortan war das Millerntor ganztägig passierbar, was der Reeperbahn und den ansäßigen Amüsierbetrieben zum Aufschwung verhalf. Arbeiter, Handwerker, Zimmerleute, Händler und Prostituierte lebten vorrangig hier — als St. Pauli 1894 zum Stadtteil erhoben wurde, waren es rund 72.000 Einwohner und Einwohnerinnen.

Weltweit berühmte Vergnügungsmeile

Schausteller*innen, Tänzer*innen, exotische Tiere - die Hamburger Reeperbahn war außergewöhnlich und zog Menschen von fern und nah an. Im Panoptikum, konnte man Wachsfiguren bestaunen, in Carl Hagenbeck’s Handlungs-Menagerie ungewöhnliche Tiere erleben und in der „Hamburg-Amerika-Bar“, die angeblich größte Bar Deutschlands der damaligen Zeit, Drinks schlürfen. 

Der Erste Weltkrieg, Wirtschaftskrise und Inflation sorgten für leere Kassen auf der Reeperbahn. Dafür waren die „wilden Zwanziger“ umso ausgelassener: Im Jahr 1925 eröffneten „Alkazar“ rauschten als Höhepunkt der Varieté-Shows um vier Uhr morgens riesige, mit nackten Frauen bestückte Kronleuchter über die Bühne. Neben den zur damaligen Zeit beliebten deutschen Liedern konnte man auf der Reeperbahn in den Tanzpalästen auch schon früh andere Musikrichtungen, wie z. B. Jazz hören. 

Alles anders im Zweiten Weltkrieg

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurden Hamburg und auch St. Pauli stark zerstört. Wo heute am Spielbudenplatz Autos in der Tiefgarage parken, befand sich damals ein Schutzbunker mit 5.000 Sitzplätzen – zum Teil suchten hier jedoch bis zu 20.000 Menschen Schutz. Während der Luftangriffe der „Operation Gomorrha“ wurde die Reeperbahn massiv beschädigt. 

Hamburgs ehemaliges Chinatown

Rund um die Schmuckstraße befand sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein kleines Chinatown. Am 13. Mai 1944 wurden in der so genannten "Chinesenaktion" der Hamburger Gestapo etwa 130 chinesische Männer verhaftet, im Gestapogefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert und gefoltert. Viele von ihnen wurden anschließend zu Zwangsarbeit im Hafen verurteilt. Mindestens 17 von ihnen kamen bei der Trümmerräumung und durch Misshandlungen des Wachpersonals ums Leben.

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Swinging Sixties

In den 1950er und 1960er Jahren fand das Vergnügungsviertel rund um die Reeperbahn zu seiner alten Form zurück. Eine maßgebliche Rolle spielte dabei das Auftreten englischer Musikgruppen, wie den Beatles, die im legendären Star Club spielten. Der Club ist zwar bereits seit 1969 geschlossen, ein Gedenkstein erinnert aber auch noch heute an die Spielstätte.

Heute: Touristenattraktion und Amüsierviertel

Heute ist St. Pauli allen voran bekannt als Touristenaktion mit der Reeperbahn als Highlight. Menschen aus den verschiedensten Ecken der Welt treiben sich hier vor allen in den Abendstunden und nachts herum. Theater und Kabarett in Schmidts Tivoli, die Nacht durchtanzen im Moondoo, Halo oder Neidklub, Konzerte im Gruenspan, dem Mojo Club oder in der Großen Freiheit 36 — jeder findet hier ein Örtchen, ob Einheimischer oder Tourist.

Hamburger Dom und der FC St. Pauli

Wenige Gehminuten von der Reeperbahn Richtung Norden befindet sich das Heiligengeistfeld, wo dreimal im Jahr der Hamburger Dom mit Achterbahnen, Schießbuden und Imbissständen Besucherinnen und Besucher anlockt. Direkt nebenan, im Millerntorstadion, hat der FC St. Pauli sein zu Hause. Der Hamburger Kult-Club ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und findet in der ganzen Republik zahlreiche begeisterte Anhängerinnen und Anhänger. 

Grauer Riese

Der mahnende, graue Hochbunker an der Feldstraße war während des Zweiten Weltkrieges Zufluchtsort für Zehntausende Menschen, heute ist er vor allem als Medienbunker und Heimat des Uebel & Gefährlich bekannt. Hier finden regelmäßig Konzerte, Partys und Events statt — obendrauf gibt es noch eine atemberaubende Aussicht über die Dächer Hamburgs. 

Vergnügte Fakten 

Essen 

Prinzessinnen-Frühstück in der Zuckermonarchie | American Breakfast schnabulieren im Grilly Idol | Selbstgemachte Marmelade frühstücken im Kraweel | Frühstücken gehen bei Kaffee Stark | Ramen essen im Kokomo Noodle Club | Nordische Küche entdecken bei HACO | Vietnam-Burger in der Ban Canteen | Fischfrikadelle und Apfelkuchen bei Fritzis auf St. Pauli | Traditionelle vietnamesische Köstlichkeiten im VU bestellen | Mexikanisch essen in der Mexiko Straße | Speisen wie Gott in Frankreich im hæbel | Käsespätzle verdrücken im Wohlers | English Breakfast, vegane Torten und Bier im Café Miller | Bodenständiges im Krug

Trinken 

Beachclub-Klassiker an den Landungsbrücken: StrandPauli | Edle Drinks im Clockers | Buttemilch-Margarita im Chug Club trinken | Auf ein paar Pils in die Korallbar | Einzigartige Cocktails trinken in der dripBAR 

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