Zwischen Chaos & Chance – wie geht die Hamburger Gastro mit der Corona-Krise um?

Ach, wie gern würden wir uns gerade durch die Hamburger Cafés und Restaurants schlemmen und euch davon berichten, was es alles so zu schnabulieren gibt. Leider können wir das gerade nicht. Natürlich sind unsere Gedanken aber gerade jetzt (auch) bei den tollen Gastronom*innen der Stadt, denn die aktuelle Situation stellt die Restaurants und Cafés vor große Herausforderungen. Hinter unseren vielen Lieblingsläden stecken immer Menschen, die mit viel Herz und Leidenschaft bei der Sache sind. Wir haben mit ihnen gesprochen und sie gefragt, wie es ihnen gerade geht oder was ihnen in diesen Zeiten Hoffnung gibt. Dabei geht es um Vermissen und Unsicherheit, aber vor allem (und das ist das schöne) um Hoffnung, tolle Stammkund*innen und Hamburger*innen, die füreinander da sind, und ihre Lieblingsläden jetzt in der Krise unterstützen.

Hillel vom Lowinsky's

© Franzi Simon

"Die Stimmung hier ist eigentlich ziemlich gut. Wir haben das Glück gehabt, Stammkunden in den ersten Monaten gewonnen zu haben und die kommen wieder –sogar in der Corona Krise. Wir waren konsequent mit unserer Entscheidung seit der ersten Verordnung. Wir haben durchgehend geöffnet. Viele andere Läden haben zugemacht. Die Leute wissen, dass sie ein nettes Wort, guten Kaffee, Bagels, Gebäck und Tee von uns bekommen. Egal, was für eine Krise existiert, ich glaube an mich, meine Angestellten und meine Stammkunden, wie davor. Weil ich überzeugt bin, dass ich und das Lowinsky's das überleben werden. Die Kunden kommen zum Fenster und es gibt den Spuckschutz. Es ist jetzt ein Ritual und Routine für alle geworden."

Tim vom LüttLiv

© Andreas Baur
Das Feedback der Gäste und das Lächeln motiviert uns – so können wir zusammen all die schwere Zeit überstehen.

"Es ist eine schwierige und besondere Zeit für uns. In den letzten Tagen waren wir recht traurig, weil wir bei herrlichstem Wetter auf einen leeren Gästegarten geschaut haben, der jetzt voller Stimmengewirr, Lagerfeuer und Gläserklingen wäre. Aber wir machen das Beste daraus, haben unseren Garten bunt geschmückt und versuchen uns mit To-Go-Ständen und Aktionen über Wasser zu halten. Das Feedback der Gäste und das Lächeln motiviert uns – so können wir zusammen all die schwere Zeit überstehen. Sehr dankbar sind wir auch über die vielen Gutscheinkäufe. Ziemlich großartig sind auch unsere Angestellten, die sich mit Abstand treffen und putzen, reparieren und streichen, damit alles nach der Corona-Zeit wieder schön ist.
Wir sorgen uns jedoch vor einer Teilöffnung, denn wenn wir wieder das volle Angebot und Personal, sowie alle Kosten haben – jedoch bei halber Platzanzahl, schmerzt das mehr, als die aktuelle Situation. So leben wir weiter in der spannenden Zeit, lernen viel dazu, sehen wo unsere Stammgäste wohnen, mixen AperolSpritz an der Haustür, backen Pizza im Gästegarten, machen jeden Sonntag ein Online-Quarantäne-Quiz und einfach das Beste draus."

Nóra vom Bistro Spajz

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© Maria Anna Schwarzberg
Mich beschwingt der starke Zusammenhalt in meinem Bezirk.

"Mich als Gastronomin und vor allem GASTGEBERIN belastet es, – neben den wirtschaftlichen Sorgen – dass ich meinen Beruf und meine Leidenschaft nicht so ausüben kann und wohl auch noch lange nicht werden kann, wie ich es mir vorstelle: im direkten Austausch mit meinen Gästen. Mir fehlt das Miteinander sehr, das Unbeschwerte, Genussvolle. Ich mache mir Sorgen, um unser aller seelisches Wohl. Mich beschwingt allerdings der starke Zusammenhalt in meinem Bezirk und der gesamten Gastronomieszene und die große Unterstützung, die ich durch die Gäste über Hamburg hinaus erfahre!"

Katja & Jean-Baptiste vom The Special Connection

© Franzi Simon
Was wir in der Zeit gelernt haben: wir sind niemals alleine.

"Als wir unser Café am Fischmarkt Ende Januar eröffneten, konnten wir uns damals noch gar nicht vorstellen, wie turbulent der eigentliche Start sein wird. Nach zwei spannenden Monaten und super viel Freude kam Corona. Am 20. März mussten wir das Café schließen. Die ersten Tage waren ziemlich hart und wir wussten nicht, wie es weiter geht. Wir überlegten uns mögliche sichere Alternativen für die Gäste weiterhin da zu sei. So kam die Idee mit den Osterboxen. Es machte so viel Spaß, die Geschenke zu Ostern auszuliefern. Da wurde uns klar, wir müssen weiter machen! Am 23. April eröffneten wir unser Café mit dem To-Go-Verkauf wieder. Was wir in der Zeit gelernt haben: wir sind niemals alleine. Jeden Tag erreichten uns Nachrichten von Freunden und Stammgästen, die uns inspiriert und beflügelt haben. Diese bedingungslose Unterstützung und ständiger Austausch mit anderen Café-Besitzern und Kaffee-Begeisterten gaben uns die Sicherheit in dieser schweren Zeit. Das Gefühl der Solidarität, der wahren Verantwortung, wir lernten unsere Zeit anders zu schätzen und trotz allen möglichen Herausforderungen positiv in die Zukunft zu blicken. Ganz eindeutig wird die Welt nach der Krise nicht mehr die gleiche sein. Es ist eine sehr dynamische Zeit, neue Konzepte zu entwickeln und die Umgebung neu zu gestalten: mit Respekt, Zuversicht und ganz viel Liebe zu unserem Planeten und Mitmenschen. Wir sind gespannt, wie es weiter geht und freuen uns auf den Sommer mit Euch!"

Shanis vom Café Goldherz

© Franzi Simon

"Die Corona-Krise hat uns natürlich wie viele andere stark getroffen. Wir haben unser Café erst im Dezember 2019 eröffnet und hatten somit keine Zeit uns ein Polster aufzubauen. Auf den super Anlauf folgte leider ein harter Crash als wir am 20. März unser Café schweren Herzens schließen mussten. Was uns wieder Mut machte, war tatsächlich die tolle Unterstützung unserer lieben Gäste. Mit so viel Support auf den sozialen Medien und Plattformen wie PayNowEatLater hatten wir nicht gerechnet. Wir entschieden uns dann am 17. April unsere Türen wieder zu öffnen – mit einem To-Go Konzept. Dazu ließen wir uns einen kleine Überraschung einfallen und starteten eine Kooperation mit der Eisliebe aus Eppendorf, die uns seit dem mit ihren leckeren, hausgemachten Eiskreationen versorgt. Neben hausgemachtem Kuchen, Kaffee und frisch gepressten Säften, können unsere Gäste nun auch Eis genießen. Natürlich ist es nur eine vorübergehende Lösung, womit wir versuchen uns über Wasser zu halten. Wir hoffen darauf, dass der Staat auch in unserer Branche bald Lockerungen der Vorschriften verordnet. Selbstverständlich unter Einhaltung der Sicherheitsabstände und Hygienevorgaben. Bis dahin freuen wir uns weiterhin auf unsere tollen Gästen und bleiben positiv. In diesen schweren Zeiten haben wir gelernt, dass der Zusammenhalt das Wichtigste ist! Deshalb nochmal ein großes Dankeschön an alle unsere Supporter."

Miguel von der Mexikostrasse

Kulinarisch von Indien im Maharaja bis Mexiko in der Mexikostraße © Eva Horn / Franzi Simon
In dem Moment, in dem wir beschlossen haben zu schließen, wussten wir, dass hinter dieser Situation eine Chance für uns steckt.

"Uns geht es gut. In dem Moment, in dem wir beschlossen haben zu schließen, wussten wir, dass hinter dieser Situation eine Chance für uns steckt. Wir waren sehr aktiv und das ermöglicht uns eine positive Einstellung. Aber wir vermissen unsere Gäste sehr und das ist nicht leicht für uns. Unsere Fans können jetzt ihre eigenen Taqueros werden! Wir haben nämlich die Taco-Kits entwickelt: Eine Schachtel, die alles enthält was unsere Fans brauchen um zu Hause 5 Tacos zuzubereiten. Unsere Hoffnung bekommen wir durch die Reaktion und Nachrichten der Menschen- offline und online. Die Unterstützung ist spektakulär und macht uns stark. Wir freuen uns sehr darauf unsere Gäste bald wiederzusehen."

 

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