Vergnügte Viertel: Altona-Altstadt damals und heute
Altona ist weltoffen – davon zeugt nicht nur das geöffnete Tor des Stadtwappens. Der heutige Bezirk, der sich noch einmal in 14 Stadtteile gliedert, ist seit jeher ein Zentrum der Toleranz und war bis in die 1930er-Jahre sogar eine eigenständige Stadt! Das Viertel Altona-Altstadt (in dem Altona seinen Ursprung findet) hat über die Jahrhunderte ganz schön viel erlebt: Kriege, Großbrände und wirtschaftlicher Aufschwung haben das Viertel mit dem rauen Charme geprägt. Wer die Geschichte Hamburgs erzählt, kommt nicht um die Vergangenheit des einstigen Fischerdörfchens vor den Stadtmauern herum.
Und jetzt ein Tipp für alle, die auf der nächsten WG-Party mit historischen Fun Facts glänzen wollen: Der Name „Altona“ gründet einer Legende nach auf einer Kneipe. Der Fischer Joachim vom Lohe führte eine Rotbierkneipe mit zweifelhaftem Ruf vor den Mauern Hamburgs. Nach Ansicht des Hamburger Rates war diese „all to nah“ (allzu nah) an der Stadtgrenze. Als Stelle wird der Geesthang zwischen dem späteren Nobistor und dem Altonaer Fischmarkt vermutet.
Dänische Herrschaft
Der Dreißigjährige Krieg brachte Schrecken, Tod und Armut über ganz Europa. Auch Altona blieb das Leid des Glaubenskrieges nicht erspart. Dänische Truppen besetzten die Stadt, vergewaltigten, mordeten und plünderten. Gleichzeitig wütete die Pest und soll im August 1628 in der Stadt pro Woche 140 Menschen das Leben gekostet haben. In dieser Zeit fiel Altona unter dänische Herrschaft.
Liberales Zentrum
Der lange Krieg hatte seine Folgen – Häuser standen leer und Ganoven trieben sich herum, vor allem am Hafen. Bessere Zeiten kamen mit König Friedrich III. von Dänemark, der Altona 1664 zur Stadt erhob. Ungewöhnlich freizügige Privilegien wie Zoll-, Zuzugs-, Religions- und Gewerbefreiheit machten Altona zu einer der liberalsten Städte Europas. Der Handel im Hafen florierte, religiös Verfolgte fanden hier Zuflucht und schon bald avancierte Altona zur zweitgrößten Stadt unter dänischer Herrschaft, nach Kopenhagen.
Fisch mit Tradition
Der sonntägliche Verkauf von Fisch im Altonaer Hafen hat Tradition. Die ungewöhnliche Marktzeit, die bis heute Bestand hat, findet am Anfang des 18. Jahrhunderts ihren Ursprung: Altonas Fischern verdarb an Sommer-Sonntagen der Fisch. In der „Magistratur Verordnung wegen der Fischer“ wurde den Fischern in Altona der Verkauf erlaubt - allerdings nur bis halb neun, damit sie den Sonntagsgottesdienst nicht verpassten.
Im Januar 1713 schlug erneut eine dunkle Stunde für die Stadt – während des Großen Nordischen Krieges zündeten schwedische Truppen Haus für Haus an und zerstörten die Stadt systematisch. Heute erinnert nur noch die Straßenanlage der Palmaille an das Altona vor dem großen Schwedenbrand.
Die „Goldenen Jahre“
Auf die Zerstörung folgten die „Goldenen Jahre“. Man errichtete neue Straßen, Hafenanlagen und Wohngebiete. Altona entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Zentrum für Aufklärung in Norddeutschland. Zahlreiche Gelehrte, Architekten und Schriftsteller zog es hierher. 1868 – gut zweihundert Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges – endete schließlich die dänische Vorherrschaft und Altona wurde preußisch. Durch die folgenden Eingemeindungen wuchs die Stadt kräftig: 1900 lebten rund 200.000 Menschen in der engen Arbeiterstadt.
Während des Nationalsozialismus veränderte sich das weltoffene Altona sehr. Einst fanden hier religiös Verfolgte und Ausgegrenzte Zuflucht, nun wurden sie beschimpft, ausgeschlossen und verfolgt. Mahnmale, wie der schwarze Quader am Südende des Platzes der Republik und der Gedenkstein am Rand des Bahnhofsvorplatzes erinnern heute noch an diese schreckliche Zeit. 1938 wurde Altona schließlich in Hamburg eingemeindet und zum Stadtteil degradiert. Die überraschten Bürgerinnen und Bürger erfuhren hiervon im Radio oder in der Zeitung.
Schmelztiegel der Kulturen
Das heutige Altona-Altstadt ist wieder lebhaft und weltoffen: Orientalische Restaurants, gemütliche Eckkneipen und zahlreiche bunte Straßenfeste, wie die Altonale, prägen das Stadtbild des Viertels, das eines der am dichtesten bebauten Hamburgs ist. Mehr als 28.000 Menschen leben auf einer Fläche von 2,7 Quadratkilometern, darunter vor allem Singles und Alleinerziehende. Heiß begehrte Altbauten lassen sich hier eher weniger finden, denn in der Nachkriegszeit errichtete man vor allem Geschosswohnungen.
Im Zentrum des Viertels liegt die Große Bergstraße. Was viele nicht wissen: Die Einkaufsstraße war in den 1960er-Jahren Deutschlands erste großstädtische Fußgängerzone. Ein-Euro-Läden und Spielhallen reihen sich hier aneinander – nicht gerade charmevoll. Um wieder mehr Besucherinnen und Besucher in die Passage zu locken, wurde 2014 per Bürgerentscheid entschieden eine der ersten Ikea-City-Filialen zu errichten.
Der Altonaer Fischmarkt ist heute weltberühmt und wird von Touristinnen und Touristen aus aller Welt besucht. In der Fischauktionshalle treffen sich am Sonntagmorgen bei Rock- und Jazzmusik Familien beim Wochenendeinkauf, Rentner bei einem Glas Bier und Partywütige nach einer durchfeierten Nacht zum Katerfrühstück. Am Giebel zur Wasserseite der Halle ist heute noch das Altonaer Stadtwappen zu sehen.
Vergnügte Fakten
Essen
Veganes Frühstück im Klippkroog | Zimtschnecken im Saltkråkan | Kuchen zum Frühstück im Café Schmidt Elbe | Fancy Hotdogs und Zuckerwatte-Shakes bei HookDogs | die Karibik schmecken im Macaibo
Trinken
Drinks mit Charme in der Taugenichts Bar | Craft Beer in der Malto Bar | Bio-Bier vom Fass im Brückenstern | beim Pubquiz im Aalhaus glänzen
Draußen
Beste Aussicht genießen vom Altonaer Balkon aus | Fischessen auf dem Fischmarkt | Grillparty im Wohlers Park | Hobbyfußball im Walter-Möller-Park | Kino im Altonaer Rathaus