Theatervergnügen – 11 Premieren, die ihr im Oktober nicht verpassen solltet

© Oliver Fantitsch

Kaum zu glauben, dass es schon wieder Herbst ist! Aber zumindest hält die stürmische
Jahreszeit einige spannende Theaterabende für euch bereit. Wie immer haben wir die elf vielversprechendsten neuen Produktionen herausgesucht. Diesen Monat sind einige
politische Stücke dabei, in denen es um den Aufschwung von rechtem Gedankengut geht. Zwei andere Stücke setzen sich mit dem Thema Depression auseinander. Und im Thalia Theater geht es diesmal ums (Nicht-)Erwachsenwerden.

1. Weißer Raum – Politisches Drama im Ernst Deutsch Theater

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Nachts auf einem Bahnhof in der Provinz wird die Journalistin Marie von einem Mann attackiert. Der Gleiswärter Uli eilt ihr zu Hilfe und tötet den Angreifer im Handgemenge. Später stellt sich heraus, dass der Getötete ein Geflüchteter ist und dass Uli der Gleiswärter eine Vergangenheit in der rechten Szene hat. Handelt es sich um einen schicksalhaften Unfall oder doch um eine Tötung mit politischem Hintergrund? Für das hochaktuelle Stück wurde Autor Lars Werner im letzten Jahr mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet.

Ernst Deutsch Theater | Friedrich-Schütter-Platz 1 | Premiere: 03. Oktober 2019 | Tickets ab 22 Euro | Mehr Info

2. Sonnenblumenhaus – Aufarbeitung der Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen in der Roten Flora

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Im August 1992 belagern hunderte Rechtsextreme die Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter in Rostock-Lichtenhagen. Die Ausschreitungen wurden von applaudierenden Zuschauern begleitet, die die Arbeit von Polizei und Feuerwehr behinderten. Regisseur Dan Thy Nguyen, der selbst als Kind südvietnamesischer Einwanderer in Deutschland aufgewachsen ist, hat mit Vietnamesen gesprochen, die die Attacken miterlebten. Daraus hat er zusammen mit Iraklis Panagiotopuolos ein Stück konstruiert, das während der Ausschreitungen im Wohnheim spielt und den größten Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte dokumentiert.

Rote Flora | Achidi-John-Platz 1 | Einmalige Aufführung: 03. Oktober 2019 | Mehr Info

3. Extrawurst – Plattdeutsche Komödie im Ohnsorg-Theater

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Bei der Mitgliederversammlung eines Tennisclubs soll nur über die Anschaffung eines neuen Grills abgestimmt werden. Eigentlich kein Problem, gäbe es da nicht die Idee, einen eigenen Grill nur für Erol anzuschaffen. Erol, einer der besten Spieler, ist gläubiger Moslem und als solcher darf er seine Würste nicht auf einen Rost legen, auf dem Schweinefleisch zubereitet wird. Erol selbst möchte eigentlich gar keine „Extrawurst“, doch einmal in Gang gesetzt werden die ausgelösten Diskussionen immer absurder und stellen den Zusammenhalt der Vereinsmitglieder auf eine harte – und überaus amüsante – Probe.

Ohnsorg-Theater | Heidi-Kabel-Platz 1 | Premiere: 06. Oktober 2019 | Tickets ab 23,50 Euro | Mehr Info

4. Bodyrule – Anknüpfung an die #MeToo-Debatte im Sprechwerk

© Stefan Wagner

Metoo, Female Empowerment, Diversity? Sind das bloß Trendbegriffe oder der Beginn von Umdenken und gesellschaftlicher Veränderung? Wie geht es weiter nachdem die #MeToo-Debatte etwas aus dem Fokus der Medienöffentlichkeit gerückt ist? Wie definieren wir die Grenze zwischen Flirt und Übergriffigkeit? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Regisseurin Denise Stellmann in ihrem Zwei-Personen-Stück Bodyrule. Hier geht es um eine Frau, die ihren Ex-Chef der sexuellen Belästigung bezichtigt und eine Strafverteidigerin, die zur öffentlichen Debatte einlädt. Bodyrule ist aktuell, provokant und zwingt zum Nachdenken.

Hamburger Sprechwerk | Klaus-Groth-Straße 23 | Premiere: 10. Oktober 2019 | Tickets ab 20, 50 Euro | Mehr Info

5. Neverland – Internationale Koproduktion im Thalia Theater

© Krafft Angerer

Russland, Schweden, Slowenien, Belgien, Finnland, Polen, Niederlande, Österreich und Deutschland: Aus diesen Ländern stammen die Schauspielerinnen und Schauspieler, die in der internationalen Koproduktion von Regisseur Antú Romero Nunes mitwirken. Angelehnt an die Geschichte des nie erwachsen werdenden Jungens Peter Pan widmet sich das multikulturelle Ensemble der Suche nach Identität jenseits von traditionellen Werten und Idealen. In einer bunten Mischung aus Tanz, Spiel und Gesang in unterschiedlichen Sprachen wird eine neue Idee des Zusammenlebens verhandelt. Die Produktion wird durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Thalia Theater | Alstertor |Uraufführung: 12. Oktober 2019 | Tickets ab 16 Euro | Mehr Info

6. Shakespeare in Love – Britische Komödie im Altonaer Theater

© G2 Baraniak

Der Film „Shakespeare in Love“ kam 1998 in die Kinos und räumte damals sieben Oscars ab. Auch als Theaterstück am Londoner Westend kam die fiktove Biografie über den britischen Dramatiker äußerst gut an. Die Story geht so: Der junge Autor William Shakespeare steckt in einer Schaffenskrise. Die Arbeit an seinem Stück „Romeo und Ethel“ geht nicht voran. Erst als er die schöne Lady Viola kennenlernt und mit ihr ein Verhältnis beginnt, löst sich die Schreibblockade. Doch Viola ist bereits Lord Wessex „versprochen“. Die Probleme beginnen sich zu häufen und William Shakespeare schreibt weiter an seinem Stück, in dem Fiktion und (Theater-)Wirklichkeit zunehmend ineinander übergehen.

Altonaer Theater | Museumstraße 17 | Premiere: 27. Oktober 2019 | Tickets ab 22 Euro | Mehr Info

7. Anatomie eines Suizids – Deutschsprachige Erstaufführung im Schauspielhaus

© Stephen Cummiskey

Clara leidet unter einer schweren Depression. Den Kampf gegen die Krankheit verliert sie und hinterlässt Tochter Anna, die mit einem ähnlichen Schicksal ringt. Anna sucht Zuflucht in Drogen und exzessiven Lebensformen, bis auch sie einer Tochter das Leben schenkt. Doch die Depression bleibt und führt zur gleichen Katastrophe wie schon bei der Mutter. Zurück bleibt Tochter Bonnie, die sich mit aller Kraft gegen das scheinbar unausweichliche Erbe wehrt. Autorin Alice Birch wurde für das Stück mit dem Blackburn Prize für außergewöhnliche Texte junger Autorinnen ausgezeichnet.

Schauspielhaus | Kirchenallee 39 | Premiere: 17. Oktober 2019 | Tickets ab 15 Euro | Mehr Info

8. Der Sohn – Tragikomödie im St. Pauli Theater

© Moog Photography

Nicolas leidet schwer unter der Trennung seiner Eltern. Alles scheint ihm zu viel und er fühlt sich vom Leben vollkommen überfordert. Sein Vater hat neu geheiratet und mit der jüngeren Frau nochmal ein Kind bekommen. In dieser neuen Familie soll Nicolas wohnen, doch das macht alles noch komplizierter. Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch versuchen die getrenntlebenden Eltern alles, um ihrem Sohn die Lebenslust zurückzugeben. Autor Florian Zeller hat mit dem Stück ein komplexes Porträt familiärer Abgründe geschaffen, an dessen Ende zwei Varianten stehen, wie die Geschichte ausgehen könnte.

St. Pauli Theater | Spielbudenplatz 29 – 30 | Premiere: 23. Oktober 2019 | Tickets ab 29,90 Euro | Mehr Info

9. Fabian oder der Gang vor die Hunde – Eine Adaption von Kästners Roman im Monsun-Theater

© Kathrin Mayr

In „Fabian“, dem Debütroman des jungen Erich Kästner, irrt der gleichnamige Protagonist durch das enthemmte Berliner Nachtleben der 20er Jahre: Bordelle, illegale Kneipen und extravagante Künstlerateliers. Hier wird getrunken, gelebt und geliebt. Fabian erlebt als distanzierter Beobachter den Aufschwung der Nationalsozialisten und den Verfall der Moral. Er will handeln, doch weiß nicht Recht, was er tun kann und so tanzt er immer mehr dem Abgrund entgegen. Kästners Roman wurde seinerzeit tausendfach verkauft bevor die Bücher wenige Jahre später von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt wurden. Wir sind gespannt wie das Monsun-Theater den Stoff für die Bühne adaptiert hat.

Monsun-Theater | Friedensallee 20 | Premiere: 24. Oktober 2019 | Tickets ab 13,40 Euro | Mehr Info

10. Marlene. I am Good. Ikone. Mutter. Hausfrau – Marlene Dietrichs Leben im Theater in der Marzipanfabrik

© MarleneIamgood

Das Theater in der Marzipanfabrik gibt es noch nicht lange. Die Räumlichkeiten der einst größten Marzipanfabrik wurden erst vor einigen Jahren renoviert und für Theater, Performance, Tanz, Film, Fotografie und Konzerte nutzbar gemacht. Heute werden dort regelmäßig Produktionen gezeigt. Im Oktober steht ein musikalisch-szenisches Stück über das Leben der Marlene Dietrich auf dem Programm und präsentiert neben bekannten Songs und Stationen ihres Lebens auch eine andere Seite der deutsche Hollywood-Ikone: Marlene war nicht nur begnadete Schauspielerin und Sängerin, sondern auch Mutter einer Tochter und Vorreiterin der Diversität: Mit ihren Outfits und ihrer Bisexualität widersetzte sie sich dem gängigen weibliche Geschlechterbild jener Zeit.

Theater in der Marzipanfabrik | Friesenweg 4/Haus 10 | Premiere: 24.10.2019 | Tickets ab 12 Euro | Mehr Info

11. Der Untergang des Hauses Usher – Grusel-Klassiker im Imperial Theater

© Oliver Fantitsch

Seit über zehn Jahren liegt der Genre-Schwerpunkt des Imperial Theaters klar auf Krimis und Horrorgeschichten. Vor allem die Bühnenadaptionen der Kriminalromane von Edgar Wallace haben sich zu Publikumsrennern entwickelt. In diesem Monat steht aber ein anderer Meister auf dem Plan: Edgar Allan Poe und sein Grusel-Klassiker „Der Untergang des Hauses Usher“. In der Geschichte geht es um ein verfallenes Herrenhaus inmitten eines Sumpfgebiets, in dem allerhand schaurige Dinge geschehen. Nichts für schwache Nerven.

Imperial Theater | Reeperbahn 5 | Premiere: 01. Oktober 2019 | Tickets ab 16 Euro | Mehr Info

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