Lebe lieber nachhaltig: Tipps zur Resteverwertung mit Lynn Hoefer

© Christian Boldt Photography

Okay, es wird Zeit für ein Geständnis: Ich bin eine Lebensmittelverschwenderin. Ich kaufe zu viel und schlecht organisiert ein, neige zu Spontankäufen, gepaart mit regelmäßiger akuter Kochunlust. Ich werfe Obst und Gemüse in die Tonne und verschwende damit nicht nur wertvolle Lebensmittel und die für deren Produktion nötigen Ressourcen wie Energie und Wasser, sondern auch eine Menge Geld. Kennt ihr das? Falls ja, solltet ihr unbedingt weiterlesen. Denn ich habe mich für euch (und mich) mit Lynn Hoefer von Heavenlynnhealthy unterhalten, um herauszufinden, wie man schlau einkauft und sinnvoll mit Lebensmitteln umgeht.

Zurück zu den Wurzeln – Einkaufszettel das A und O

Lynn bloggt seit 2014 auf ihrem Blog Heavenlynnhealthy gesunde Rezepte. Von Lüneburg aus hat sie ganz Deutschland erobert: Ihr erstes Kochbuch erschien im September 2018 und seitdem ist sie auf Dauertour. Ihre oberste Regel gegen Lebensmittelverschwendung ist ganz banal: Kaufe nicht zu viel ein.

„Dabei hilft es mir, ganz klassische Einkaufslisten zu schreiben bzw. alles im Handy zu notieren. Wochenpläne zu schreiben ist auch eine hervorragende Möglichkeit, um die unnötige Verschwendung wertvoller Lebensmittel zu vermeiden. So kauft man genau die Mengen ein, die auch gegessen werden“, erklärt mir Lynn. Okay, das klingt einfach. Trotzdem erwische ich mich immer wieder, dass ich auf vermeintlich interessante Sachen stoße und sie deshalb dann spontan kaufe. Für mich gilt also: Ratschlag hinter die Ohren schreiben und vor allem disziplinieren!

Traurige Möhre? Happy Brühe!

Eine Bio-Gemüsebox ist ja an sich eine feine Sache – wenn nicht immer so viel übrig bleiben würde, was dann im Müll landet. Auch hier rät Lynn: „Wer Gemüseboxen im Abo kauft, sollte darauf achten, nicht zu große Boxen zu ordern bzw. die Boxen auszuwählen, die auch wirklich zum eigenen Haushalt passen. Wenn in der Box unbekannte Gemüsesorten wie außergewöhnliche Kohlsorten oder unterschiedliches Wurzelgemüse enthalten ist, dann am besten gleich nach der Lieferung nach passenden Rezepten suchen. Es wäre schade, wenn die Hälfte des Inhalts verdirbt, weil wir nicht wissen, was wir mit dem Gemüse anfangen sollen.“

Und wie nutzt man nicht mehr ganz taufrisches Gemüse am besten? Auf diese Frage hat Lynn glücklicherweise Klasse Tipps parat: „Aus traurigen Möhren oder älterem Gemüse mache ich super gerne Gemüsebrühepaste. Dafür muss man verschiedene Gemüsesorten einfach im Mixer fein pürieren, genug Salz dazugeben und fertig. Hält sich durch das Salz im Kühlschrank mindestens ein paar Monate und man braucht nie wieder gekörnte Brühe mit Hefe, Zucker und Zusätzen zu kaufen. Ich friere übrigens gerne bereits gehackte Zwiebeln und Knoblauch ein. Das spart nicht nur Zeit beim Kochen, sondern verhindert auch, dass Zwiebeln oder Knoblauch zu schnell verderben. Wenn ich mit Kokosmilch koche und nur eine halbe Dose verwende, friere ich den Rest einfach ein. Gläser wie Mason Jars kann man übrigens super einfrieren. So muss man nicht mehr auf Einweg-Ziplocks zurückgreifen.“

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Aufbewahrung: Glas statt Plastik!

Ja. Stimmt. Die Aufbewahrung sollte natürlich auch möglichst ressourcenschonend sein. Lynn: „Wir haben zu Hause so eine grüne, alte Tupperdose. Wir nennen sie auch die „Vergiss mein Nicht“ Dose. Wenn da etwas drin aufbewahrt wird, können wir zu 100 Prozent damit rechnen, dass ihr Inhalt vergessen wird und verschimmelt. Deshalb nutzen wir im Kühlschrank nur noch durchsichtige Glasbehälter in denen wir Essensreste, halbe Äpfel oder halbe Zwiebeln aufbewahren. Sonst vergessen wir die Dinge.“ Gute Idee! Alte Marmeladengläser und Saucenflaschen eignen sich tatsächlich hervorragend zur Aufbewahrung von Lebensmitteln – übrigens auch zur Mitnahme von Salaten oder Dressings. Es müssen nicht immer die fancy Marken sein, auch das ausgespülte Apfelmusglas kann wiederverwendet werden.

Saisonal kochen – spart CO2 und Geld

Wer nachhaltig einkaufen und kochen will, sollte auch darauf achten, wann welches Gemüse gerade Saison hat. Beeren oder Spargel sind im Winter wirklich keine gute Idee – und teuer. Habt Geduld und kocht, was Mutter Natur euch jetzt anbietet. Lynn rät zu den Klassikern: „Bis Februar gibt es meistens noch Grünkohl. Ein regionales Blattgemüse mit sensationeller Nährstoffdichte. Ebenfalls Champignons, Rosenkohl, Pastinaken und Wirsing. Äpfel und Birnen aus der Lagerung sind ebenfalls noch knackig.“ Und zum Abschluss noch ein paar Rezeptideen von Lynn zur optimalen Verwertung: „Suppen! Suppen gehen einfach immer und sind für die Resteverwertung ideal. Auch Gemüsepfannen finde ich toll. Einfach ein bisschen Tamari, Knoblauch und frische Limette dazu: fertig (Tipp: Miso-Gemüsepfanne). Olles und welkes Gemüse kann man auch prima in Pastasaucen reiben (Tipp: Fleischlose Bolognese). Und zu guter Letzt nochmal der Tipp mit meiner Gemüsebrühepaste

Fazit: Heute anfangen, nicht morgen

Schaut man sich diese einfachen Tipps an, sollte es doch ein Leichtes sein, dass man seine Lebensmittelverschwendung auf ein Minimum reduzieren kann. Das fände auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gut, denn die haben in ihrer aktuellen Studie mit 7000 Teilnehmern festgestellt, dass es bei Obst und Gemüse eine Wegwerfquote von 34 Prozent gibt. Jede dritte Avocado, jede dritte Zucchini und jeder dritte Apfel landen also grundlos im Müll. Das ist ganz schön viel. Also am besten morgen anfangen. Und wenn dann doch mal zu viel Essen im Kühlschrank liegt: Dann zumindest bei so tollen Projekten wie foodsharing.de (https://foodsharing.de/) mitmachen und die überschüssigen Lebensmittel ganz einfach abgeben.

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