Lebe lieber nachhaltig: Sparen mit gutem Gewissen
I don't know what they want from me It's like the more money we come across The more problems we seeThe Notorious B.I.G. / Mo Money Mo Problems
Wenn auch anders gemeint, traf Rap-Legende Biggie die Problematik gut auf den Kopf: mehr Geld gleich mehr Probleme. Schließlich ist Geld und der persönliche Wunsch, dieses Geld zu vermehren, weltweit einer der Hauptgründe für unsere Klima- und Umweltprobleme, für verfehlten Tierschutz, Kinderarbeit und die Ausbeutung von Menschen – die Liste ließe sich fortsetzen. Auch dein Geld trägt sehr wahrscheinlich und vermutlich sogar ohne dein Wissen dazu bei, sofern du es auf dem Girokonto oder Sparbuch bei einer normalen Bank liegen hast oder vielleicht in irgendeinen Aktienfonds investierst. Denn Banken arbeiten mit den geparkten Ersparnissen ihrer Kunden und finanzieren damit Projekte oder investieren es in Geschäfte, die die meisten von Euch wissentlich sicher niemals unterstützen würden. Ich habe mich gefragt, ob mein und Euer Geld nicht auch Gutes tun kann, während es auf dem Konto liegt oder während man damit fürs Alter vorsorgt? Die Antwort lautet: ja. Und ich zeige Euch, wie.
Grünes Konto
Die meisten von uns haben noch immer ein Konto bei der Bank ihrer Eltern. Andere haben spätestens vor dem ersten Job mal eins eröffnet und sind seitdem da Kunde. Und kaum jemand wechselt. Dabei ist das gar nicht kompliziert und nur ein klein wenig Aufwand: Konto kündigen, neues eröffnen, Daueraufträge umstellen und kurz diejenigen informieren, von denen man regelmäßig Geld überwiesen bekommt. Fertig. Der Impact dagegen ist riesig, schließlich gilt: Geld regiert die Welt. Mit dem Wechsel zu einer nachhaltigen Bank könnt Ihr dazu beitragen, dass Euer Erspartes die Welt positiv beeinflusst, während es auf eurem Girokonto liegt. Zwei nachhaltige Banken, die vom Giro- und Sparkonto über Online-Banking und Kreditkarte bis hin zu Vorsorge- und Investmentangeboten alles im Programm haben, kann ich euch hierfür an Euer tolles Herz legen: die GLS Bank und die Triodos Bank – erstere hat in Hamburg sogar eine Filiale, falls euch persönlicher Kontakt wichtig ist.
Eine schmale, aber smarte Alternative ist das Banking Start-up Tomorrow. Die Hamburger bieten ein kostenloses nachhaltiges Girokonto – auf Wunsch auch mit Kreditkarte – für Dein Smartphone, das sich in lediglich zehn Minuten eröffnen lassen soll. Anschließend könnt Ihr nicht nur jederzeit und überall Euren Kontostand abrufen oder Überweisungen tätigen, sondern seht auch in Echtzeit, welche Wirkung Euer Geld erzielt. „Wir wollen Eintrittsbarrieren abbauen, der Wechsel zu einem grünen Konto geht heute auch ohne mühsamen Bank-Termin und komplizierten Antrag. Das Thema ist viel zu wichtig für die Nische“, verrät Jakob Berndt, einer der Tomorrow-Gründer, den einige von Euch vielleicht bereits als einen der Gründer des nachhaltigen Getränke-Start-ups Lemonaid kennen
Viele, die heute investieren, möchten bei der Geldanlage nicht nur ihr Geld vermehren, sondern gleichzeitig auch etwas Sinnvolles tun.Margarethe vom Blog Fortunalista
Grüne Altersvorsorge
Zum Thema nachhaltige Altersvorsorge habe ich mit der wunderbaren Margarethe vom Blog Fortunalista gesprochen. Meine erste Frage: Wo kann ich guten Gewissens mein Geld anlegen und wie gehe ich da am besten vor? Margarethe: „Man kann Aktien einzelner Unternehmen kaufen, deren Philosophie und Strategie man vertreten kann. Oder noch besser: Man investiert in einen gemischten Fonds oder ETF. Gerade für Anfänger sind ETFs – sogenannte Exchange Traded Funds – ein tolles Einstiegsprodukt. Man kann bereits mit einem geringen monatlichen Beitrag (25€) sein Geld in passive Fonds investieren, die mehrere Unternehmen beinhalten.“ Okay. Risiko streuen. Gecheckt.
Aber worauf sollte ich bei der Auswahl achten? Margarethe: „Überlegt Euch vorher die eigene Werte: Was ist mir wichtig? Worauf möchte ich meinen Fokus legen? Da das Wort Nachhaltigkeit ja nicht irgendwie geschützt ist oder entsprechende Fonds klar definiert sind, kann sie jeder Anbieter nach eigenem Gusto auslegen und zusammenstellen. Möchte ich also in Unternehmen investieren, die nur grünen Strom nutzen? Oder sind mir die Arbeitsbedingungen auch wichtig und möchte ich, dass sich das Unternehmen auch sozial agiert. Oder vielleicht möchte ich nur in Unternehmen investieren, die zudem einen bestimmten Prozentsatz an Frauen in den Führungspositionen haben.“ Gut. Ich muss für mich entscheiden, welche Nachhaltigkeitsaspekte mir wichtig sind.
Gibt es noch andere wichtige Tipps? Margarethe: „Man sollte genau lesen, was in einem Fonds oder ETF, der mir als nachhaltig verkauft wird, drinsteckt. Nicht alles, wo grün draufsteht, ist auch wirklich grün drin. Die Spannweite kann sehr groß sein und ein Blick ins Innere kann für Verwunderung sorgen, welches Unternehmen da plötzlich als nachhaltig durchgeht.“ Hmm... Greenwashing macht also auch vor Bankgeschäften nicht halt.
Und was kostet das Ganze? Margarethe: „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei nachhaltigen ETFs die Verwaltungsgebühren oft höher sind, als bei konventionellen. Dies liegt daran, dass es eben für die Herausgeber auch mehr Aufwand bedeutet, entsprechende Unternehmen zu recherchieren, zu untersuchen und schließlich das passende Anteilsverhältnis zusammenzustellen. Am Ende muss ich mir eben überlegen, was ist es mir wert und wieviel Rendite kann ich dafür einbüßen.“ Klar, im Bioladen zahlt man ja auch mehr, um dann mit einem besseren Gewissen essen zu können.
Die Verbraucherzentrale hat übrigens mit www.geld-bewegt.de eine wirklich tolle Infoseite für nachhaltiges Banking, Sparen und Vorsorgen ins Netz gestellt.