Artvergnügen # 24 – 11 Kunsttipps, die ihr im Juli nicht verpassen solltet

Eigentlich steht ja alles unter dem Motto: Weltmeisterschaft – hab ich den richtigen Sieger getippt und wo können wir heute entspannt das nächste Spiel gucken? Aber nein vergnügte Freunde! Der Juli hat noch viel mehr zu bieten, als 22 Männer, die einem Ball hinterher rennen. Im Juli gibt es wieder extra feine und tolle Kunst- und Kulturtipps unsererseits. Vielleicht ist es euch schon aufgefallen: Fußballexperten sind wir nicht, dafür kennen wir die Hamburger Kunst- und Kreativszene und wissen diese sehr zu schätzen. Also bitteschön, die 11 Tipps für den Juli im Artvergnügen:

© Stefan Groenveld | Viva con Agua

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IdentKEY statt Identity in der Millerntor Gallery

Mit dem diesjährigen Thema IdentKEY widmet sich die Millerntor Gallery einem aktuell viel umstrittenen und geführten Diskurs, der sich quer durch alle Disziplinen der Politik, Kultur und Gesellschaft zieht. Identität steht dabei für ein Konstrukt, das Zugehörigkeit und Abgrenzung schafft. Aber die Millerntor Gallery sieht sich als All-Access-Area und versteht damit, den Diskurs auf die Ebene zu bringen, der Eigen- und Fremdzuschreibung bewältigt. Dennoch ist Identität eine Sinn gebende Eigenschaft.

Was macht meine Identität aus, wieso bin ich individuell, so wie ich bin und welchen Einfluss haben Grenzüberschreitungen auf die Identitätsstiftung? Dabei steht aber vor allem eins im Fokus: Die Gemeinschaft – und mit diesem stärkenden Gefühl versucht das Kuratorium sowie die Künstler auf kreative Art, Lösungsansätze zu bieten, um die Herausforderungen unserer Welt zu bewältigen. Lasst euch von dem musikalischen und künstlerischen Angebot in den aktuellen Diskurs bringen und werdet aktiv!

© VG Bild Kunst via Asger Jorn: Gofs-Lygybri, 1943, Öl auf Leinwand, 84 x 100 cm Canica Art Collection / KODE - Art Museum of Bergen, Norway

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Asger Jorn – Without Boundaries und Charlie von Heyl

Das Werk des bedeutendsten dänischen Künstlers des 20. Jahrhunderts Asger Jorn wird in den Deichtorhallen Hamburg gezeigt. Die Auswahl präsentiert 60 Werke von den frühen Anfängen mit künstlerischen Einflüssen von Paul Klee, Joan Miró und Max Ernst bis hin zu den späten expressiven Werken. Ihr kommt in den Genuss die unterschiedlichen Schaffensphasen der späten 1930er bis 1970er Jahre dieses beeindruckenden Genies nachzuverfolgen.   

Parallel zur Asger Jorn-Ausstellung findet die Ausstellung Charline von Heyl – Snake Eyes statt. Jorn ist für von Heyls Generation von Künstlerinnen und Künstlern eine wichtige Inspirationsquelle.

Es werden ca. 60 Leihgaben aus wichtigen Museen und privaten Sammlungen weltweit präsentiert. Die Ausstellung bietet einen umfassenden Überblick über das künstlerische Schaffen von Heyl ab 2005 bis heute. Mit Heyl bekommt ihr quasi ein Star am Künstler Himmel des aktuellen Malereidiskurses geboten. Ihre Arbeiten sind  in den bedeutendsten internationalen Sammlungen u.a. der Tate Modern, London, dem MoMA in New York, Museum of Contemporary Art in Chicago und dem Musée d’ Art Moderne de la Ville de Paris vertreten. Das Konzept und auch die Werke der Künstlerin sind ein sehr abstraktes Konstrukt künstlerischer Übertragung und Aufnahme des Betrachters. Die Werke sind aber in jedem Fall sehr eindrucksvoll und ihr solltet es nicht verpassen.

  • Deichtorhallen Deichtorstraße 1, 20095 Hamburg
  • 22. Juni – 23. September 2018 | Dienstag – Sonntag: 11:00−18:00 Uhr und jeden 1.Donnerstag im Monat: 11:00-21:00 Uhr
  • Eintritt: 10 Euro, ermäßigt: 6 Euro, Dienstagskarte: 5 Euro (ab 16 Uhr)
© MKG via Mobile Welten Ordnung der Dinge

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Multiperspektivische Blicke zulassen: Mobile Welten


Die Ausstellung Mobile Welten stellt Objekte in einem neuen Zusammenhang unter anderen Perspektiven aus. Ausganglage ist nicht, wie so oft der westlich europäische, eurozentrische, Blick auf die Kunstgegenstände zu richten, sondern einen dezentralisierenden und multiperspektivischen Blick zuzulassen.

Der Ausstellungsmacher und Kritiker Roger M. Buergel wurde durch das Museum für Kunst Gewerbe eingeladen, sich mit der Vielfalt und der Geschichte der Sammlung zu arbeiten. Buergel war 2007 künstlerischer Leiter der documenta 12 und ist heute Direktor des Johann Jacobs Museums in Zürich. Gemeinsam mit der Kultursoziologin Sophia Prinz hat Roger M. Buergel ein Ausstellungskonzept entwickelt, das die eurozentrische Ordnung westlicher Museen in Frage stellt: Anstatt die Dinge wie bisher üblich nach Epochen, Geografien sowie Kunst und Nicht-Kunst einzuteilen, wird die globale Bewegung von Objekten, Menschen und Ideen in Geschichte und Gegenwart sowie die damit einhergehende Verflechtung von kulturellen Formen und Lebenswelten in den Mittelpunkt gerückt.

In Workshops mit Schülern und Studenten der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder, der Goethe-Universität in Frankfurt/Main sowie der Erich Kästner-Schule in Hamburg-Farmsen ist eine Sammlungspräsentation entstanden, die  die Perspektive der sozialen, kulturellen und politischen Komplexität der postmigrantischen Gesellschaft spiegelt. Sehenswert und darüber hinaus könnt eure Perspektive auf die Dinge durch den multiperspektivischen Blick erweitern.

  • Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
  • 13. April – 14. Oktober 2018 | Dienstag – Sonntag: 10:00-18:00 Uhr; Donnerstag: 10:00-21:00 Uhr
  • Eintritt: 12 Euro, ermäßigt: 8 Euro
© Janet Delaney, at the Helen Cafe, 1980, aus der Serie: South of Market 1978 - 1986

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Hamburg wird zur Kunstausstellung bei der Triennale der Photographie

Seit Juni läuft die Triennale der Photographie in Hamburg. Bei diesem fotografischen Großevent sind 320 Künstler, 80 Ausstellungsorte und ein breites Spektrum an Programm vertreten. Ein Muss für jeden Hobby- oder Profifotografen. Spannende Diskussionen, Vorträge, Kuratorenführungen und Workshops werden in der Zeit angeboten. Noch bis September habt ihr die Gelegenheit das umfangreiche Angebot zu nutzen.

Mit dem diesjährigen Thema "Breaking Point" werden Brüche, Paradigmenwechsel Veränderungen und Wandel skizziert, die auf alle Lebensbereiche des Menschen Einfluss haben. Das Bild als Dokumentation mit dem ästhetischen Blick eines Künstlers kann auch hier wieder zu neuen Perspektiven anregen.

© Ein Abend im Kapstädter Township Delft während der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika via Christian Frey

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Christian Frey. The Final Whistle?

Fleißig im WM Fieber – oder vielleicht doch nicht ?  Fußball ist ein Sport und kein Politikum – nicht ganz, oder auch nicht? Mit solchen Fragestellungen setzt sich der Fotograf, Filmemacher und Fußballfan Christian Frey in seiner Arbeit „The Final Whistle?“ auseinander. Er reist allein oder mit Kollegen für multimediale Blogs seit 2006 zu WM- und EM-Turnieren, um kritisch auf die umstrittenen Großveranstaltungen, vor allem aber hinter deren Kulissen, zu blicken.

Er zeigt die Entwicklungen der Gigantomanie auf und erzählt gleichzeitig kleine intime Geschichten über die Bewohner im Kontext der gesellschaftlichen, politischen und sozialen Lage. So dokumentiert Frey ernste und auch weniger ernste Szenerien der Gastgeberländer. Keine Klischees werden thematisiert und so unterscheidet sich dann auch die bildliche Übersetzung vom Alltag der Fußballkultur des deutschen Sommermärchens im Gegensatz dessen in den Townships Südafrika oder in den Favelas Brasiliens.

Doch auch mit dem Blick von Frey gibt es eine Gemeinsamkeit: Bei den Fans lebt die Begeisterung und ist Projektionsfläche, Identitätsstifter, Lebenssinn. So lange das noch überwiegt, wird der Fußball ein gemeinschaftsbildender Sport bleiben.

© Hochschule für bildende Künste

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Endlich fertig – Die HFBK Absolventen des Jahrgangs 2018 stellen ihre Werke aus

Es ist wieder so weit die HFBK präsentiert ihre diesjährigen Absolventen, die nun auf den freien Kunstmarkt entlassen werden – Nachwuchstalente der Extraklasse. Hamburg zeigt sich mal wieder von seiner avantgardistischen Seite und versprüht das kreative Künstler Flair der Pariser Bohème für ein paar Tage am Lerchenfeld. Verpasst nicht das spektakuläre Angebot und vor allem die legendäre Eröffnungsfeier, die unter dem Stern des Unmöglichen steht. Ihr habt die Gelegenheit in den direkten Austausch mit den Künstlern zu treten und könnt (dumme) Fragen stellen. Hereinspaziert in die Manege des Hamburger Avantgardismus!

  • HFBK - Hochschule für Bildenden Künste Lerchenfeld 2, 22081 Hamburg
  • Eröffnung: Donnerstag, 12. Juli: 19:00 Uhr | Ausstellung: 13.Juli – 15. Juli 2018; täglich: 14:00–20:00 Uhr
  • Eintritt: frei

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MS Artville – Ein neuer Stadtteil für Hamburg

Das Kunstfestival und die diesjährige Open Air Galerie thematisiert den 105. Stadtteil für Hamburg, als Ort für Diskurs und Aushandlungsprozesse unserer Gesellschaft. 104 Stadtteile gibt es in Hamburg und der 105. wird nun das MS Artville sein. Utopie hat hier freien Entfaltungsraum. Das Kunstfestival begleitet jedes Jahr mit seiner Schaffens- und Ausstellungsphase das MS Dockville Festival.

Im August gibt es wieder drei Tage musikalisches Programm der extra Klasse, aber im Vorfeld dreht es sich erstmal um den kreativen Prozess der Schaffung von Raum für Diskussion und Teilhabe – die bildenden, formenden und performativen Künste stehen hier im Fokus. Beteiligt euch an dem urbanen Stadtlabor und Stadtdiskurs. Werdet Teil vom System und bringt Visionen mit ins Spiel.

© Maciej Dakowicz via Pressematerial Deichtorhallen

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[SPACE] Street. Life. Photography

In der Ausstellung [SPACE] STREET. LIFE. PHOTOGRAPHY wird im Rahmen der 7. Triennale der Photographie Hamburg 2018 eines der wohl spannendsten Themen unserer Zeit beleuchtet: Street Photography. Insgesamt könnt ihr 320 Werke aus 52 fotografischen Positionen unter die Lupe nehmen. Die Bilder sind dabei in zentrale Themenfelder zusammengefasst (bei der Anzahl würde es sonst wahrscheinlich auch ein riesiges Chaos geben): Street Life, Crashes, Public Transfer, Urban Space, Lines and Signs, Anonymity und Alienation. Neben Klassikern der Street Photography wie Diane Arbus, Robert Frank und Lee Friedlander sind auch zeitgenössische Fotograf*innen wie  Maciej Dakowicz, Mohamed Bourouissa und Ahn Jun in der Ausstellung vertreten.

© Kristaps Grundsteins via Unsplash

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HE, SHE, IT

Sie sind beide Freie Mitarbeiter des Museum der Arbeit in Barmbek und präsentieren ihre eigene Ausstellung ab dem 6. Juni: Welf Schiefer und Muriel Zoe betreuen die Werkstätten für Radierung und Lithografie und zeigen in ihrer Ausstellung HE, SHE, IT figürliche Arbeiten in druckgrafischen Techniken. Bis einschließlich Ende August ist die wirklich sehenswerte Ausstellung im Museum der Arbeit zu sehen.

  • Museum der Arbeit Wiesendamm 3, 22305 Hamburg
  • 6. Juni. 2018 bis 27. August. 2018; Montag: 10:00-21:00 Uhr, Mittwoch – Freitag: 10:00-17:00 Uhr, Samstag – Sonntag: 10:00-18:00 Uhr
  • Eintritt: 8,50 Euro, Ermäßigt: 5 Euro
© Søren Astrup Jørgensen

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Wenn Fotografie zu Kunst wird: Anton Cobijn. The Living and the Dead

Die Ausstellung widmet sich dem Werk des niederländischen Fotografen Anton Cobijn und verhandelt zudem die Frage, ab wann Fotografie zu Kunst wird. Berühmt wurde er mit seinen ikonischen Porträts von Bands und Musikern wie Joy Division, Depeche Mode, Tom Waits, U2 oder den Rolling Stones. Dabei handelte es sich meist um Auftragsarbeiten, bei denen er sich immer wieder den Raum für schöpferische Freiheit erkämpfen musste. Aber über seine Auftragsarbeiten hinaus fotografierte er aus einer anderen Motivation heraus. Um den kritischen Künstler hervorscheinen zu lassen, liegt ein besonderes Augenmerk der Ausstellung auf dem Werk von 2002 „a. somebody“.

Für diese hat sich Corbijn in die Rolle verstorbener Rockstars wie John Lennon, Jimi Hendrix, Janis Joplin oder Kurt Cobain hineinversetzt und sich in der ländlichen Umgebung seines Geburtsorts Strijen fotografiert.
Die meisten von Euch werden den wunderbaren Film „Control“ über die Band und den Front Sänger von Joy Division kennen und sollten aus diesem Grund über das künstlerische Werk des Regisseurs und Fotografen mehr erfahren.

  • Bucerius Kunst Forum Alter Wall 12, 20457 Hamburg
  • 7. Juni 2018 – 6. Januar 2019 | täglich: 11:00-19:00 Uhr, Donnerstag: bis 21:00 Uhr
  • Eintritt: 8 Euro, ermäßigt: 5 Euro
© Jens Johnsson via Unsplash, CC0

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Zwei Millionen Jahre Migration

Der Mensch war schon immer Migrant – das zeigt die Ausstellung im Archäologischen Museum. In der menschlichen Geschichte wanderte er von Land zu Land – weshalb Migration kein neuzeitiges Phänomen ist, sondern ein selbstverständlicher Teil des Menschseins. In der Ausstellung geht es zu den Wurzeln der Menschheit in Afrika über Asien bis nach Europa. Es werden Fragen untersucht wie "Welche Ursachen brachten die Menschen zum Reisen?", "Was für Auswirkungen hat die Migration auf die Menschheit?" oder "Welche Ressourcen wurden auf Reisen genutzt?".

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