Warum Wohnungssuche in Hamburg die absolute Hölle ist

An einer Wohnungssuche ist alles Scheiße. Sogar das Googlen nach Hilfe, denn egal wo du dich hinklickst, lachen dir Tipps entgegen, die nur dein FDP-wählender Vermögensberater ernst nehmen kann. Artikel, die Hilfestellung leisten sollen, heißen „Fehler, die du bei der Wohnungsbesichtigung immer wieder machst“ und sind ungefähr so hilfreich wie ein Taschenrechner ohne Batterien. Doch sie machen deutlich, wo der totgefahrene Hund namens Wohnungssuche begraben liegt: In der Besichtigung.

Helle 3-Zimmerwohnung, Supermärkte sowie öffentliche Verkehrsmittel in unmittelbarer Nähe

Würde es einen Krimi-Thriller über die Wohnungssuche geben, beispielsweise mit Robert De Niro in der Hauptrolle, es müsste zu Anfang folgender Satz fallen: „Traue niemandem, vor allem nicht der Wohnungsbeschreibung. Sprich mit niemandem, vor allem nicht mit den Mitinteressenten. Am allerwenigsten darfst du jedoch den Maklern trauen, denn die sind es, die dir das verschimmelte Messer in den Rücken rammen“.

Bitte Schuhe ausziehen

Wir Deutsche haben die Schikane praktisch erfunden - zumindest was die subtile Spielweise der Schikane durch besonders kranke Praktiken betrifft: Wo der Engländer „Bloody fucking hell, you cunt“ sagt, da hängt der Deutsche ein Schild mit der Aufschrift „Bitte Schuhe ausziehen“ in fetter Arial über die Klingel zur Wohnungstür. Mehrere sorgsam aufgereihte Paare (man will ja gepflegt wirken) machen es vor: Schuhe aus, Tür auf. Drinnen: gefühlte 5 Grad (Wohnung aus Kostengründen nicht vorgeheizt). Die Maklerin trägt selbstverständlich die mitgebrachten Satin-Puschen in Bordeaux-Rot (Motto: Ich Chef, du nix.) und blickt mit einem resignierten Grinsen auf die durchgewetzten Happy Socks von 2014. Ihr angedeuteter Seufzer soll heißen: Hoffentlich kommen noch andere Interessenten.

Keiner für alle und Reiner für sich!

Klar kommen die, immerhin war das Wohnungsinserat ganze 18 Minuten online auf einschlägigen Websiten zu finden, die allesamt „Immo“ im Titel führen. Der Andrang ist entsprechend groß und somit auch die Konkurrenz. Während man beim Ausziehen der Schuhe noch darauf geachtet hat, sorgsam und freundlich zu wirken, werden jetzt die Ellenbogen ausgefahren: Ins Wort fallen, fachsimpeln über Heizsysteme („Nachtspeicher, ohhhhh! Na, das kostet aber...“) und abgeflachte Witze über das Hamburger Wetter („Den Balkon hätten wir sowieso nicht gebraucht, wir sind doch in Hamburg.“).

In diesen drei Disziplinen kann sich nur einer behaupten: Reiner (er könnte auch Holger oder Martin heißen. Bei Frauen wohl eine klassische Susanne oder Frauke). Er ist nicht nur bestens vorbereitet (Schufa, Empfehlung des aktuellen Vermieters, Gehaltsnachweis, polizeiliches Führungszeugnis), sondern verdient auch noch so viel wie die Eltern der drei Studenten, die hier gerne eine WG machen würden, zusammen. Das Problem an den Reiners: Weil sie der dicke Fisch im Teich sind, vergisst der Makler alle anderen Besucher unmittelbar nach dem Überreichen der Mieterselbstauskunft (auch Nacktscanner genannt).

Das ist Reiner nach dem Einzug.

Wir melden uns gleich morgen

In der Ausbildung zum Makler muss es ein Seminar für Lügen geben. Nur wer freundlich lächelnd leicht die Hand drückt, gleichzeitig die Mieterselbstauskunft einsammelt und dabei ohne zitternde Stimme in ein hoffnungsvolles Gesicht lügen kann, bekommt die Makler-Zulassung. Da sich am nächsten Tag sowieso niemand meldet, kann man auch gleich das Handy anschmeißen und auf eBayKleinanzeigen suchen - dort gibt es wenigstens noch ernsthaft erreichbare Inserate.

Genervt von der Wohnungssuche? Dann versuch's doch mal so:

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