11 Gedanken, die ein Syrer über Hamburg hat
Vor einem Jahr ist Mohammed von Aleppo in Syrien nach Hamburg gekommen. Er hat in hier ein neues Zuhause und Freunde gefunden – doch vieles ist hier völlig anders als in seiner syrischen Heimat. Mohammed hat mit uns 11 Gedanken geteilt, die er über die Stadt an der Elbe hat.
1. „Der Döner schmeckt hier nicht.“
Natürlich hat Mohammed in Hamburg auch schon Döner gegessen – der schmeckt ihm hier allerdings längst nicht so gut wie in seiner Heimat. Der Falafel, immerhin eine syrische Spezialität, sei "ganz gut". Puh, da sind wir aber beruhigt.
2. „Alster und Elbe – so viel Wasser in einer Stadt kannte ich gar nicht.“
Was für uns Hamburger völlig normal ist, war für Mohammed etwas völlig Neues: Mit der U-Bahn an der Elbe entlangfahren und im Sommer mal eben auf der Alster Kanu paddeln gehen – so viel Wasser kennt er aus seiner Heimat nicht.
3. „Die Leute haben hier Hunde als Haustiere!“
Hunde unter Café-Tischen oder ganze Rudel spielend im Stadtpark – für uns etwas völlig Alltägliches. Für Mohammed etwas komplett Neues: "In Syrien hat kaum jemand einen Hund als Haustier, sie leben eher wild auf der Straße."
4. „Die Reeperbahn mag ich gar nicht.“
Sturzbetrunkene, grölende Menschen, Dreck und Suff: Selbst für gestandene Hamburger ist die Reeperbahn nicht gerade das Ausflugsziel Nr. 1, das durch Schönheit besticht. Für Mohammed ist sie definitiv der schlimmste Ort in Hamburg, den er deshalb meidet. Der Kiez mit seinen verruchten Shops und 99 Cent-Bars ist eine Welt, die er so nicht kannte – und auch nicht kennenlernen will. Gut, das lernen viele erst nach ihren ersten 34 Abstürzen.
5. „Keine Ahnung wie die Betrunkenen nachts noch nachhause kommen!"
Mohammed trinkt keinen Alkohol und kann es nicht verstehen, wie die sturzbesoffenen Menschen noch ihren Weg nachhause finden können. "Die torkeln so, dass ich nicht verstehe, wie sie noch laufen können und ihr Zuhause finden. Echt nicht!", sagt er.
6. „Hier kann ich alles werden, was ich will.“
Vor allen Dingen ist Mohammed sehr dankbar für die Chancen, die er in Hamburg bekommt: "In Aleppo konnte ich keine Ausbildung machen, hier kann ich meinen Schulabschluss machen und ich möchte gerne zur Uni gehen!" Am liebsten würde er Ingenieurswesen studieren. Passt – sein Lieblingsfach ist Mathe. Können wir ja nicht so nachvollziehen.
7. „Am liebsten würde ich in Bergedorf wohnen.“
Als Mohammed in Hamburg ankam, hat er die ersten acht Monate in Bergedorf gewohnt. Er mag die Ruhe dort und die Freundlichkeit. In der Innenstadt ist es ihm manchmal einfach viel zu laut und zu voll. Tja, was dem einen zu schnarchig ist, ist des anderen Paradies.
8. „Am leckersten? Kartoffeln!“
Auf die Frage "Und was isst du in Hamburg am liebsten?", haben wir eine Menge Antworten erwartet: Fischbrötchen vielleicht oder Pommes Rot-Weiß. Mit "Kartoffeln, die finde ich einfach mega lecker. In Syrien gibt es die auch, aber eher weniger als hier!", haben wir jedenfalls nicht gerechnet. Welcome to Kartoffelland!
9. „Hier trägt kaum einer Kopftuch oder Hut.“
Als Mohammed in Hamburg ankam, musste er sich erst mit unserem Kleidungsstil anfreunden. "Die Frauen tragen keine Kopftücher und die Männer auch keine Kopfbedeckungen, das ist bei uns ja normal", erzählt er. Der erste Sommer im Hamburg war auch befremdlich, Frauen tragen kurze Kleider, Männer laufen in Shorts und Flip Flops herum. In Aleppo unmöglich. Klar also, dass das einiger Gewöhnung bedarf.
10. "In Hamburger ist es einfach immer kalt!"
Egal ob -2 Grad im Winter oder 20 Grad im Sommer – für Mohammed ist das alles einfach nur kalt. In seiner Heimat ist er Temperaturen von 38 Grad gewohnt. Zwar regnet es in Aleppo auch ab und an, aber "in Hamburg regnet es einfach ständig." - hat er gesagt, nicht wir, ehrlich!
11. „Die Leute sind hier wirklich sehr nett.“
Nach einem Jahr in Hamburg zieht Mohammed Fazit: "Die Leute waren von Anfang an sehr nett zu mir. Noch immer wird mir immer geholfen, die Hamburger gehen auf mich zu und beantworten alle Fragen, die ich habe." Für Mohammed ist Hamburg zu seinem Zuhause geworden – und darüber ist er mehr als froh. Woran man das unter anderem merkt? Sein Deutsch ist bereits nach einem Jahr schon besser als das einiger Deutscher ("Hesch emmol a Bierle do?" - Marius, unser zugezogener Redaktionsleiter nach drei Bier)