11 Dinge, die ein Stuttgarter über Hamburg denkt

© Eva Horn

Die Schwaben werden bundesweit ja sehr gefürchtet. Wie Heuschrecken ziehen sie los und gentrifizieren jede noch so arglose Eckkneipe. Guess what – jetzt hat es einen sogar nach Hamburg verschlagen. Zum Glück findet er die Kehrwoche auch ziemlich schlimm und hat nicht vor sie auf dem Kiez einzuführen. Aber was denkt er sonst so über seine neue Heimatstadt?

1. Wo beginnt eigentlich Norddeutschland?

Das müsst ihr mir wirklich erklären. 12 Leute werden hier 13 verschiedene Antworten geben. Für die Hannoveraner ist die Grenze wahrscheinlich der Harz, für Hamburger ist alles südlich der Elbe gefühlt schon Bayern (was echt fies gegenüber den Harburgern ist) und was sagen eigentlich die Flensburger dazu? Ein echtes Mysterium.

2. Laugengebäck

Für einen gebürtigen Schwaben gibt es kein größeres Glück als eine ofenfrische Butterbrezel. Liebes Hamburg, könnt ihr mir verraten wo es die hier gibt? In gut? Bislang wurde ich doch eher enttäuscht. Und was ist eigentlich an der Sache dran, dass die Franzbrötchen ein Versuch waren nach dem Abzug der Truppen Napoleons Croissants nachzubacken? Also sollte das wirklich wahr sein, dann spricht das auch nicht gerade für eure Backkünste…

3. Die Alster trinken? Ernsthaft?

Ganz im Ernst, die Sache mit dem Alster versteht ihr auch nicht, oder? Für mich heißt ein Bier-Zitronenlimo-Mischgetränk Radler und das ergibt auch total Sinn: Will ich nach den Anstrengungen einer Radtour etwas Erfrischendes und Durstlöschendes im Biergarten trinken bestelle ich mir – ein Radler. Aber die Alster, die will doch nun wirklich niemand trinken.

4. Hamburg ist weiter links

Das gesellschaftliche Klima ist in Hamburg im Vergleich zu Stuttgart insgesamt ein Stückchen weiter links anzusiedeln. Und damit meine ich nicht nur, dass es hier eine linke Subkultur und sogar noch einige besetzte Häuser gibt. Ich sehe auf einmal auch viel mehr Blaumänner im Straßenbild und Menschen, die nicht ohne Stolz von sich sagen würden, dass sie Arbeiter sind. So eine Haltung ist im liberal-konservativen Südwesten schon eher selten.

5. Entspanntheit statt Großstadtkomplexe

Meine Heimatstadt hadert ja grundsätzlich mit sich selbst. Liebenswert ist Stuttgart als grüne, kulturell vielfältig und wirtschaftlich prosperierende Stadt inmitten einer bezaubernden Region. Leider fantasiert sie oftmals im Größenwahn von Olympia, Trump-Tower und Stuttgart 21. Hamburg ist sich hingegen sicher was es ist – Die Freie und Hansestadt Hamburg. Das ist entspannt und selbstsicher. Sehr angenehm.

6. Euer Großprojekt wurde immerhin fertig

Wo wir gerade bei diesem Punkt sind: Euer Großprojekt wurde fertig! Ich weiß zugegebenermaßen nicht viel über die Entstehungsgeschichte der Elbphilharmonie, aber jetzt ist sie da, die Akustik soll großartig sein und ich persönlich finde die Architektur sehr gelungen. Bei Stuttgart 21 befürchte ich leider immer noch, dass man zwei Jahre nach der verspäteten und überteuerten Inbetriebnahme merkt, dass das Ding einfach nicht funktioniert.

7. Die Reeperbahn stinkt

Wahrscheinlich ahnt ihr es schon, aber ihr habt die wahrscheinlich müffelndste Ecke Deutschlands in eurer Stadt. Die Strecke zwischen den beiden Aufgängen der S-Bahn-Haltestelle Reeperbahn ist eigentlich zu jeder Tageszeit unerträglich. Imbisse, bei denen man schon vom Hingucken eine Lebensmittelvergiftung bekommt, runtergerockte Läden mit einfallslosen Mitbringseln für nervige Junggesellenabschiede und überall liegt der zarte Geruch von Urin in der Luft. Nicht so schön.

8. Fahrrad fahren

Wer in Stuttgart aufwächst, wird das Fahrrad in aller Regel mehr als Sportgerät, denn als Verkehrsmittel betrachten. Es ist dort einfach zu hügelig. Hier ist das anders und auch wenn mir das ganze Jahr ein bisschen Wind entgegenschlägt, so ist es doch ganz nett, öfter mal mit dem Rad von A nach B zu kommen. Auch ohne sich gleich die Knochen aus dem Leib zu treten.

9. Das ganze Jahr über dasselbe Wetter

Gerüchten zufolge soll es in Hamburg auch einen Sommer geben. Wenn dem so ist, möge er sich bitte bei mir melden. Bislang waren meine 8 Monate Hamburg vor allem nass, neblig und trüb. Im Sommer, Herbst und Winter. Bei zu vernachlässigenden Temperaturunterschieden. Ausgeprägte Jahreszeiten habe ich hier bislang vergeblich gesucht. Wetter ist hier wirklich kein sich verändernder Zustand, sondern ein feststehender Begriff. Es hat Wetter.

10. Alle tollen Bands, die ich sehen will kommen nach Hamburg

Endlich! All die tollen Bands, die ich sehen will kommen in die Stadt in der ich jetzt lebe. Bei jeder Tour. Vielleicht wisst ihr es ja nicht, aber außerhalb von Hamburg, Berlin, Köln und vllt noch München blickt man sehr neidisch darauf, dass dort Bands jeder Größe ihr Publikum und eine passende Location finden.

11. Danke für den HSV

Als bekennender VFB Stuttgart-Fan muss ich es an dieser Stelle einmal aussprechen: Danke für den HSV! Ihm ist es zu verdanken, dass trotz unseres Abstiegs in die 2. Liga nicht non-stop über die miserablen Zustände beim VFB berichtet wurde. Der HSV war einfach immer noch der größere Sauhaufen. Und so steht dieser HSV auch zur Winterpause wieder genau da wo er hingehört, auf dem Relegationsplatz. Drama, Baby!

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