Das steckt hinter der bunten Fassade des Kandie Shops

© Maria Anna Schwarzberg
We'll take you to the Kandie Shop and let you lick the Bananenkuchen.

Am Kandie Shop in der Wohlwillstraße könnt ihr eigentlich nicht vorbei laufen: Groß und bunt zieren die Letter „Kandie Shop“ die Shopfront. Davor laden türkise Sitzbänke und -tische zum Verweilen ein, hinter dem Schaufenster winken farbenfrohe Süßigkeiten. Im kleinen, muckeligen Laden steht Kerstin hinter dem Tresen und verkauft Kaffee, Frühstück und Kuchen - selbst gebacken versteht sich.

Viel Platz ist hier nicht, dafür sieht man schon beim Betreten des Cafés, mit wie viel Liebe zum Detail der Kandie Shop eingerichtet wurde. Holztische und Stühle und bequeme Sessel stehen bunt durcheinander gewürfelt auf den wenigen Quadratmetern, im ganzen Interieur findet sich das „Süße“ wieder, das den Kandie Shop ausmacht. Alte Kassettenradios, Platten und Bilder schmücken die Wände, auf dem Tresen warten die Leckereien nur darauf, bestellt und verschlungen zu werden. Immer mit einem Lächeln bei der Sache: Kerstin, Inhaberin des Kandie Shops.

Kandie Shop Hamburg
© Maria Anna Schwarzberg

„Ach, wir fangen einfach mal an und gucken was kommt.“

Vor zehn Jahren begann die Geschichte des kleinen Café-Shops in der Wohlwillstraße: Kerstins Freund, dem der Fahrradladen nebenan gehört, zog mit eben jenem aus dem alten in das neue Geschäft, die freie Ladenfläche bezog Kerstin. Schon immer wollte sie einen eigenen Laden machen - am liebsten in der Wohlwillstraße. „Weißt du, ich komme selbst aus Hamburg. Die Wohlwillstraße ist die Straße, die mich hier schon immer am meisten verzückt hat.“, sagt sie.

Kandie Shop Hamburg
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Der kleine Laden ist kein typisches Café, da er nur den einen, relativ kleinen Raum als Fläche bietet. Anfangs verkaufte Kerstin auch noch Klamotten und "Tüdelüt", wie sie sagt. Kaffe, Brötchen und Kuchen reichte sie aber auch damals schon über die Theke. Außerdem öffnete sie ihre Türen schon um acht Uhr, „weil es damals hier noch kein Café gab, dass um diese Uhrzeit guten Kaffe hatte.“

Kandie Shop Hamburg
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Über die Jahre hat sich der Kandie Shop immer wieder gewandelt. Zwischendurch wurde Kerstin Mutter von Zwillingen, so dass sich die Prioritäten noch einmal verschoben haben. Der Anfangsgedanke vom „Ach, wir fangen mal irgendwie an und gucken mal was kommt.“ wurde immer präziser. Ein Café sollte es werden, mit selbst gebackenen Kuchen, Bageln und Brötchen.

Kandie Shop Hamburg
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„Man muss mit dem Sommer über den Winter kommen.“

Ihre Kunden, von denen viele regelmäßig vorbei kommen, geben ihr damit Recht. Am meisten verkauft Kerstin Kaffee. Die Leute kommen vor der Arbeit oder nachdem sie die Kinder in die Kita gebracht haben auf eine Tasse vorbei, nehmen sich oft gleich das Frühstück - Bagel oder Croissants - mit. Dabei wird geschnackt. Der Kandie Shop ist nicht anonym. „Wer aber nicht reden will, muss das auch nicht.“, sagt Kerstin.

Kandie Shop Hamburg
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Am Nachmittag kommen ihre Gäste vor allem auf einen Kuchen in der Sonne vorbei. Im Sommer gibt es durch die große Außenfläche genug Platz für jeden, im Winter ist das nicht ganz so einfach, weil dann nur die kleine Ladenfläche zur Verfügung steht. Über die Jahre hat sich das immer wieder als schwierig heraus gestellt. „Doch es gibt immer genügend Kunden, die einfach vorbei kommen und sich etwas mitnehmen.“, sagt Kerstin.

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„Woa, das ist vielleicht ein bisschen zu doll.“

Bei der Namensfindung ging es Kerstin eigentlich eher um einen Kiosknamen, einen Shop eben. Weil zu süßen Kuchen süße Klamotten verkauft wurde, sollte sich genau das auch im Namen wieder spiegeln. Sie ist kein All American Girl, aber schon sehr New York-affin - außerdem mag Kerstin den Buchstaben „K“. Wie das Café seine Schreibweise erhalten hat, liegt auf der Hand.

Kandie Shop Hamburg
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Die bunte Front gab es aber nicht von Anfang an. Vorher war es eine lustige Fassade mit ganz vielen Ghettoblastern, aber viele wussten gar nicht, was der Kandie Shop eigentlich genau ist. Ein Kollege hat sie dann vor Jahren mit Red Bull zusammen gebracht, von denen sie eigentlich nicht der größte Fan ist. Die geplante Aktion gefiel ihr aber: Kleine, nette Läden, sollten unterstützt werden, ganz ohne dafür als Werbefläche herhalten zu müssen. So kam Kerstin zu ihrer Markise.

Kandie Shop Hamburg
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Um die Markise rum bastelte sie zusammen mit Freunden die neue Shop-Front auf Holztafeln. Sie brachte die Ideen, die Jungs pinselten los. Als alles fertig und angebracht war, dachte sie dann: „Woa, das ist vielleicht ein bisschen zu doll…?“ Die neue Front sollte dann eigentlich nur für ein paar Monate bleiben, aber ist dann noch geblieben. „Es hatte keiner was dagegen“, sagt Kerstin und muss lachen. Viele Kunden dachten auch, dass es den Laden erst seit dem gibt und sind daraufhin in das kleine Café gekommen. Die neue Front war also am Ende ein voller Erfolg.

„Ich bin superglücklich mit dem Laden, trotzdem ist es am Ende Routine. Etwas Neues musste her.“

Ihr kleiner Laden läuft, trotzdem will Kerstin sich nicht darauf ausruhen. Sie hat einfach immer wieder Lust, etwas Neues auszuprobieren. Schon im zweiten Jahr hatte sie daran gedacht, etwas Mobiles zu starten - doch dann kamen erst die Zwillinge. Auf einen weiteren Laden, in dem sie am Ende noch einmal das gleiche Konzept umsetzt, hatte sie auch keine Lust. Es wäre wieder ein fester Ort gewesen, der bespielt werden muss und so kam ihr die Idee, mit einem Kandie Shop-Wagen zu starten. „So kommt man auch mal aus dem Viertel raus“, sagt Kerstin.

Kandie Shop Hamburg
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„Ich bin superglücklich mit dem Laden, trotzdem ist es am Ende Routine. Etwas Neues musste her.“, spricht sie ganz ehrlich aus. Auch mit dem besten Gästen der Welt wollte sie ein bisschen Abwechslung in ihrem Leben haben - und die ist jetzt auch da. Kerstin genießt es, immer neue Leute kennen zu lernen, immer neue Veranstaltungen mit ihrem Wagen zu besuchen.

Kandie Shop Hamburg
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Trotzdem denkt sie immer wieder mal darüber nach, wie sie den Laden noch schöner gestalten kann. „Im Winter ist es einfach schwierig, allen einen Platz bieten zu können.“, sagt sie. Kerstin wohnt direkt in der Wohnung hinter dem Laden. „Wenn man groß denkt, brauche ich eigentlich schon mehr Platz. Ich will aber auch nicht aus der Wohlwillstraße raus.“, sagt sie, „Vielleicht wird es ja etwas in den nächsten fünf Jahren, dass der Laden sich nach hinten erweitert“.

„Es muss nur eben auch für Nicht-Veganer schmecken.“

Bis es irgendwann einmal so weit ist, erfreut sie sich einfach daran, ihren Gästen jeden Tag Süßes zu verkaufen. Die Bagel und Kuchen sind sehr beliebt, momentan meist gelobt ist das Bananenbrot, das übrigens vegan ist. Gerade den vegetarischen und veganen Kunden möchte sie auch ein gutes Angebot bieten. „Es gibt ganz viel Möglichkeiten, auch bei den Bageln.", sagt Kerstin, "Die Hälfte der Kuchen ist vegan. Es muss nur eben auch für Nicht-Veganer schmecken“.

Unbedingt probieren: Das vegane Bananenbrot - das beste, was wir seit langem gegessen haben.

Veggies: "Es ist vegan, aber man darf es nicht schmecken.", sagt Kerstin. Sojamilch und leckere, vegane Speisen sind ihr Aushängeschild.

Money: Fair und günstig!

Beste Zeit: Für den morgendlichen Kaffee oder ein Frühstück und einen großes Kuchenstück in der Nachmittagssonne.

Kandie Shop | Wohlwillstraße 16 | Montag - Freitag: 08-19 Uhr, Samstag: 09-19 Uhr, Sonntag: 10-19 Uhr | mehr Infos

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