Made in Hamburg - Skandinavisch-schöne Heimtextilien im Etsy-Shop "hjärtslag"
Die Böden der ehemaligen staatlichen Gewerbeschule für Bauhandwerker in Mundsburg sind mit dem für solche Institutionen gewohnt hässlichen Linoleum ausgelegt. Trotzdem dient einer ihrer Räume Julia Böhler als Atelier, als Schaffensort für schöne Dinge. Mit ihrem Label „hjärtslag“ stellt sie seit 2012 skandinavisch-schöne Heimtextilien her und verkauft sie unter anderem bei Etsy.
Hallo Julia, erzähl’ doch mal, wie das so ist mit dir und hjärtslag!
Das Label habe ich schon 2012 gegründet. Zu dieser Zeit war es aber eher noch ein Freizeitding, um mich kreativ ausleben zu können. Das ist dann mit der Zeit jedes Jahr ein bisschen mehr geworden. Am Anfang hab’ ich das auch noch Zuhause gemacht, im Wohnzimmer, aber das ist irgendwie nicht so richtig befriedigend. Es ist einfach schön, wenn man zur Arbeit gehen kann und dann irgendwann nach Hause kommt und es ist abgeschlossen.
Welche Bedeutung hat denn der Name?
hjärtslag ist schwedisch und bedeutet „Herzschlag“ auf Deutsch. Der Name ist entstanden, als ich zur Zeit der Labelgründung oft in Schweden war und dort immer die schwedische Version von „With every heartbeat“ von Robyn zum Joggen gehört habe. Irgendwann habe ich mir dann gedacht: ‚Das ist gar nicht schlecht, das mag ich!‘
In deinem Shop gibt es sowohl Kissen als auch Wäsche- und Aufbewahrungssäcke. Wo kommt diese Kombination her?
Ich habe eine Zeit lang Utensilo-Kästchen gemacht und fand das auch immer sehr schön, aber so ein bisschen... wenig nützlich. Vielleicht für’s Badezimmer okay, oder wenn man ein kleines Regal hat, aber eigentlich ist es ja eher Wäsche und Spielzeug, wofür man eine Aufbewahrungsmöglichkeit braucht. Und ich finde, es sieht in der Wohnung viel besser aus, wenn Einrichtungsgegenstände eine gewisse Größe haben, als überall solch kleine Sachen. Das ist einfach meine persönliche Vorliebe. Auch in den kommenden Kollektionen soll es immer Kissen, Aufbewahrungsmöglichkeiten und, das ist neu, auch Decken geben.
Okay. Deine Kollektionen haben ja durch die Strick-Optik einen sehr spezifischen Stil mit skandinavischem Touch. Hast du das von Anfang an so gemacht?
Ich habe Bekleidungstechnik studiert, komme also eigentlich aus der Mode-Ecke. Aber ich mag Architektur, Inneneinrichtung und Möbel, dieses ganze Paket. Deshalb bin ich auf Heimtextilien gekommen. Außerdem stricke ich unheimlich gerne. Am Anfang habe ich auch wirklich noch alles von Hand gestrickt. Das geht jetzt nicht mehr. Inzwischen habe ich ein paar liebe Menschen um mich, die mir beim Stricken helfen und einiges fertige ich auch an der Strickmaschine.
Ich glaube, diesen skandinavischen Einschlag hat es bekommen, weil ich zu der Zeit um 2012, tatsächlich viel in Schweden war und einen schwedischen Freund hatte. Und da passt das einfach, dieses Wollig-Warme und Kuschelige, das einen umgibt und inspiriert.
Und seit wann verkaufst du deine Sachen bei Etsy und warum genau da?
Auch seit 2012. Etsy ist auch meine Hauptverkaufsfläche. Inzwischen verkaufe ich aber auch auf anderen Plattformen. Damals, und ich finde heute auch noch, war bzw. ist Etsy viel ansprechender und bedienerfreundlicher als andere Plattformen. Und ich finde auch die Artikel, die verkauft werden, hochwertiger.
Etsy ist ja auch internationaler als zum Beispiel Dawanda. Wohin verkaufst du dann deine Produkte hauptsächlich?
In die USA, nach Australien, Kanada. Das ist mein Hauptabsatzmarkt. In Europa verkaufe ich hauptsächlich nach England oder Frankreich, aber noch recht wenig nach Deutschland. Ich glaube, das hat zwei Gründe: Erst einmal das Design. Ich glaube, dass Deutsche sich noch nicht sonderlich viel mit dem Thema Inneneinrichtung und Dekoration befassen. Das ist ein Trend der noch wachsen muss. Und zum anderen glaube ich einfach, dass Etsy in Deutschland noch nicht bekannt genug ist.
Das stimmt. Etsy hatte ja im Sommer hier in Hamburg einen Popup-Store, warst du da auch?
Ja, genau. Sonst stelle ich auf Designmärkten allerdings gar nicht aus. Das Preissegment von hjärtslag passt einfach nicht dazu. Das würde wahrscheinlich als Eigenwerbung funktionieren, um die Marke bekannter zu machen, aber das lohnt sich für mich als Umsatz überhaupt nicht. Ein Ziel für die Zukunft sind Design-Messen, dafür fehlt es dem Label aber noch etwas an Größe, damit ich die Bestellungen, die dann eingehen, auch gewissenhaft abwickeln kann.
Wie ist das denn mit der Größe und dem Wachstum bisher gewesen? Möchtest du denn auch irgendwann Vollzeit hjärtslag machen?
Ja klar! Mir ist einfach wichtig, dass ich für mich bestimmen kann, wie mein Unternehmen funktioniert. Ich möchte keinen Investor, keinen Kredit aufnehmen, der mich unter Erfolgsdruck setzt. So wie es jetzt gerade ist, funktioniert es für mich super. hjärtslag wächst jedes Jahr ein bisschen und ich bin dabei das zu pushen. Außerdem werde ich als Person einfach professioneller. Ich denke mit der Zeit immer unternehmerischer.
Früher hatte ich vielleicht auch mal keine Lust etwas zu machen, dann blieb es erstmal liegen. Heute gibt es immer noch Aufgaben, die ich weniger gerne mache, aber ich mache sie trotzdem bestmöglich, weil es das Beste für das Unternehmen ist. Außerdem bin ich überzeugt, wenn die Produkte gut und hochwertig sind und zu dem Label passen, dann wächst das auch automatisch. Zusätzlich arbeite ich als Produktentwicklerin. Das macht mir auch Spaß und sichert mir mein Einkommen. Natürlich wünsche ich mir, nur für hjärtslag zu arbeiten, aber ich will auch davon leben können. Ich will mich nicht wieder fühlen wie ein Student und denken ‚Ich kann mir gar nichts leisten und bin nur in dieser Arbeit gefangen.‘
Und wenn dich jetzt jemand um Rat fragen würde, der auch sein eigenes Label und einen Onlineshop starten will, was würdest du der Person sagen?
Wichtig ist, dass man sich zuverlässige Lieferwege und Lieferanten sucht! Das war ein ausschlaggebender Punkt, der mir die Arbeit viel einfacher gemacht hat. Ich habe wenige Lieferanten, die aber genau wissen, was ich will und was mir wichtig ist.
Also Punkt 1, eine Beziehung zu seinen Lieferanten aufbauen, erklären was man macht und was man braucht und eben nicht einfach irgendwo irgendwas bestellen. Dadurch gerät man automatisch in so einen Strudel aus Menschen, die sich besonders gut auskennen, fachlich Beraten und weiterverweisen können.
Der zweite wichtige Punkt ist das Internet und die Möglichkeiten zu nutzen, die es bietet, die eigene Bekanntheit zu erhöhen. Man muss wirklich unentwegt präsent sein. Das war für mich am Anfang ungewohnt so viel von mir Preis zu geben, dachte ich. Aber das muss man einfach loslassen.
Hast du denn für dieses Jahr schon ein Ziel oder Sachen, die du lernen oder besser machen möchtest?
Ich möchte gerne mehr Kunden erreichen und in weiteren Shops verkaufen. Außerdem möchte ich einige Teile der Produktion auslagern. An den Produkten selbst werde ich zukünftig am Design so arbeiten, dass es immer noch hochwertiges Design ist, der Prozess des Herstellens an sich aber leichter und minimalistischer ist. Zusätzliche Handstricker zu finden, die mich unterstützen, ist auch ein Ziel.
Wie kommst du denn an solche Leute ran?
Naja, das ist wie mit jedem Hobby: Du strickst etwas, weil dir das Spaß macht, und dann hast du ein Endprodukt in Händen. Und das ist schön. Aber irgendwann hast du ganz viel Gestricktes. Da es dir aber eigentlich um den Prozess des Strickens an sich geht, machst du damit weiter. Und wenn dich dann jemand fragt, ob du für ihn ganz einfache Sachen strickst und derjenige dafür bezahlt wird - dann hast du wahrscheinlich Lust das zu machen.
Würdest du sagen, dass Hamburg auch einen besonderen Einfluss auf deine Arbeit hat?
Auf jeden Fall! Ich hab’ hier ganz tolle Freunde, die mir mit allem helfen. Eine meiner Freundinnen ist zum Beispiel Fotografin, die mir eben auch mal unter die Arme greift, wenn ich schnell ein gutes Foto brauche und es nicht selbst machen kann. Oder jemanden auch einfach mal nach seiner Meinung fragen, das ist bei Freunden oft sehr viel ehrlicher als bei Menschen, die man sonst dafür bezahlen würde. Ich bekomme einfach total viel Input von den Menschen um mich herum, auch ungefragt, und das ist total super.
Was magst du am allerliebsten daran, an diesem Label zu arbeiten?
Ich mag das Fertigen an sich und Produkte zu designen, dann das Austüfteln, bis das Produkt funktioniert. Außerdem mag ich es einfach, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich kann entscheiden, wie ich was verkaufe, mit wem ich zusammenarbeite und kann mir Menschen suchen, die positiv und inspirierend sind.
Das ist super! Danke für deine Zeit!
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Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Etsy entstanden.
Fotos: Maria Kotylevskaja