Großartige Experimente im kleinen Phi

(c) Lina Hansen

Philip Schulz betreibt seit ungefähr anderthalb Jahren die Bar „Kleines Phi“ direkt an der Feldstraße am Rand des Karolinenviertels. Eine Location, die nicht unbedingt für Laufkundschaft ausgelegt ist. Aber wer von der Haltestelle Feldstraße rechts abbiegt findet hier feine Drink-Kreationen im Industrie-Ambiente. Wir waren für euch unterwegs im Cocktail-Labor.

(c) Lina Hansen

Das Cocktail-Labor

Bei schönem Wetter sind die schwarz gestrichenen Tische und Bänke mit Gästen gefüllt und das Klappern der Eiswürfel dringt bis auf die Straße hinaus. Anzugträger genießen ihren Feierabend-Sundowner, drei vollbärtige Jungs ihren Rum auf dem Weg in den Abend und zwei junge Kanadierinnen den Charme des Barkeepers.

Statt Gin oder Whiskey warten Tequila, Pisco, Rum und Mezcal. Statt Sofas und Lampenschirme aus den Siebzigern Kupferrohre, Apothekergläser und Edison-Glühbirnen in alten Medizinflaschen eingefasst. Die alkoholischen Köstlichkeiten reihen sich in Weinkästen an der Wand auf. Statt Daiquiri und Tequila Sunrise gibt es Pisco Sour und Beetrot Mezcalita. Im Hintergrund läuft Oldschool-Hiphop und Funk.

Barchef Pät hat sich auf die Fahne geschrieben, jedem Gast das richtige Rezept auszustellen, ob es schon auf der Karte steht oder noch gefunden werden muss. Er ist ein kulinarischer Apotheker mit philosophischem Touch wenn es um Alkohol geht, unter seiner schwarzen Schürze trägt er eine Kochjacke.

(c) Lina Hansen

Von der Fußballkneipe zum Szene-Hotspot

Die Erfolgsgeschichte des kleinen Phi’s begann schon mit der Eröffnung Ende Mai 2015. Zuvor hatte Philip mit 28 Jahren die ehemalige Fußballkneipe übernommen. Seine erste, eigene Bar – ein Experiment. „Das war der erste Laden, den ich mir angeschaut habe und den habe ich direkt genommen“, erinnert er sich. Renoviert hat er selbst, zusammen mit einem Freund, der sich auch schon um das Innenleben von der Pizzeria „das Mehl“ in Ottensen gekümmert hat.

Aus der ehemaligen Kneipe „Grätsche“ wird das Phi mit einem Labor im Keller und einem Garten im Hinterhof. Seitdem sie Probleme wegen der Lautstärke hatten, bleibt der Garten für Gäste jedoch geschlossen, jetzt wachsen dort die Kräuter für Cocktails.

(c) Lina Hansen

Die Eröffnung war legendär und die Feldstraße so voll mit Menschen, dass das Team draußen eine provisorische Bar eröffnete, um alle mit Getränken zu versorgen und die Polizei schließlich die Straße sperren musste. Auch zum ersten Geburtstag kamen wieder über 1.000 Gäste. Zu Beginn versorgte das Kochduo Salt&Silver die Gäste im Phi noch mit Cerviche. Momentan stehen keine Snacks mehr auf der Karte, aber das soll sich bald ändern.

(c) Lina Hansen

Flüssige Geschmacks-Wissenschaft

Was das Phi von anderen Bars unterscheidet, ist das hauseigene Labor. Hier entstehen neue Ideen zu Snacks, Drinks und Dekoration. Im Labor bückt sich Philip über Excalibur. So heißt der Dörrofen, den er sich für neue Experimente gekauft hat. Das Labor ist ein niedriger Raum, knapp zwei Meter hoch, die Wände sind schwarz, den Eingang markiert eine schwere Luftschutzbunker-Tür über der ein blaues Licht leuchtet. Philip schneidet Orangen in dünne Scheiben für einen ersten Testlauf. Während die Gäste oben an der Theke ihre Drinks genießen, forscht er heute im Untergeschoss an neuer Cocktail-Dekoration.

(c) Lina Hansen

Getrocknet und fertig sind sie nach sechzehn Stunden. Dann glänzen sie karamellfarben als wären sie aus Plastik. In großen Apothekergläsern verstaut, stehen sie in einem Weinkasten, von denen mehrere über der Bartheke des kleinen Phi‘s befestigt sind oder liegen auf dem luftigen Schaum des Pisco Sours. Die Deko der Drinks ist ebenso liebevoll wie deren Zubereitung ein Event. Flambierte Mashmallows, mit Meersalz ummantelt, Streifen aus getrockneter Kaki-Paste oder eben gedörrte Orangenscheiben.

Manchmal ist der nächste Drink nur eine Tür entfernt

Während Philip an den optischen Highlights der Zukunft forscht, kümmert sich Barchef Pät im Erdgeschoss um die durstige Kundschaft. Auf dem Tresen stehen schon zwei offene Schraubgläser ohne Deckel bereit und warten. Mit einem Sieb füllt der beschürzte Pät die samtige, hellrosa Flüssigkeit in die Gläser. Vorsichtig platziert er einen Rote Beete Chip mit einer langen Laborpinzette zwischen den Eiswürfeln. Er tritt einen kleinen Schritt zurück und betrachtet sein Werk für einen Sekundenbruchteil. „Beetrot Mezcalita“, ruft er durch den Raum und dreht sich um, denn an der Theke warten bereits die nächsten Gäste.

(c) Lina Hansen

Unbedingt probieren: Den Beetrot Mezcalita – einfach pink.

Money: Bier gibt’s ab 3.50, die Cocktail-Kreationen ab nem Zehner.

Beste Zeit: Zur blauen Stunde

Kleines Phi | Feldstraße 42, 20357 Hamburg | Freitag & Samstag: 19-3 Uhr, Sonntag & Montag geschlossen, Dienstag & Mittwoch: 19-1 Uhr, Donnerstag: 19-2 Uhr | Mehr Info

Zurück zur Startseite