Heimaturlaub: Umgeben von Wasser – Elbinsel Kaltehofe und Dove-Elbe

© Rike Uhlenkamp

Wasser gab es in Hamburg schon immer genug – es fließt in Elbe, Alster, Kanälen und Fleeten oder tröpfelt (ok schüttet) als Regen von oben. Sauberes Trinkwasser aus der Leitung war hingegen lange eine Rarität. Bis auf der Elbinsel Kaltehofe in Rothenburgsort eine Filtrationsanlage für das Elbwasser gebaut wurde. Befreit von krankmachenden Keimen strömte es von hier in die Haushalte der Stadt. Heute ist das Wasserwerk stillgelegt. Stattdessen stimmen Frösche, Singvögel und Co. rund um die alten Filterbecken und Brunnenhäuschen zum Naturkonzert an. Ein stimmungsvoller Auftakt für unseren Radausflug vorbei an Deichen, Süßwasserwatt und Dove-Elbe.

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13.15 Uhr: Spaziergang entlang des Naturlehrpfads

Nur ein paarmal treten wir kräftig in die Pedale, dann die erste Vollbremsung. Beim Anblick des von Schilf eingerahmten Wasserfilterbeckens springen wir von unseren Drahteseln und zücken die Kamera. Fast zu stürmisch für die friedliche Umgebung. Doch einen kleinen Moment braucht es, um das Großstadtgewusel, welches nur wenige Kilometer von hier tobt, hinter uns zu lassen.

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Wir schieben die Fährräder über den Parkplatz und parken sie neben der alten Villa. Waren in ihr einst Labor- und Wohnräume untergebracht, beherbergt sie heute ein Museum, ein Café und den obligatorischen Museumsshop. In den Ausstellungsräumen im Obergeschoss der restaurierten Villa erfahren wir, wie wichtig das in Kaltehofe gefilterte Wasser für Hamburg war.

Die Stadtherren hatten sich viel Zeit mit dem Bau der Anlage gelassen und wurden erst 1892 zum Handeln gezwungen, als eine schwere Cholera-Epidemie die Stadt heimsuchte - sie hatte sich durch das verunreinigte Hamburger Leitungswasser in der Stadt verbreitet. 1893 wurden das Wasserwerk und die Filterbecken eröffnet. In ihnen wurden knapp 100 Jahre Elb- und Grundwasser für die Hansestadt gereinigt.

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Zwanzig Jahre schlummerte die Elbinsel Kaltehofe danach vor sich hin. Für die Öffentlichkeit unzugänglich, wurde das 44 Hektar große Areal von der Natur zurückerobert. Kuckuck, Nachtigall, Zwergmaus, Kröte, Libelle, Wasserschnecke und Fledermaus – sie alle leben heute auf dem Gelände. Einige davon entdecken wir, als wir die fünf öffentlichen Filterbecken erkunden. Auf Infotafeln des Naturlehrpfads werden uns die an und in den Becken entstandenen Biotope und ihre pflanzlichen und tierischen Bewohner vorgestellt.

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Während die meisten der kleinen Brunnenhäuschen etwas verfallen und windschief am Rand der Becken stehen, wurden zwei von ihnen am Museumsbecken restauriert. Mein Besuch aus Luxemburg stürmt in das Mini-Backstein-Häuschen. Wenige Minuten später, stehe auch ich im Schieberhaus und drehe am quietschenden Rad, über das früher der Zu- und Ablauf von Wasser in die Filterbecken geregelt wurde. Geschichte zum Anfassen.

Wasserkunst Kaltehofe | Kaltehofe Hauptdeich 6-7 |20539 Hamburg | Dienstag-Sonntag: 10:00-18:00 Uhr (März-Oktober), Dienstag - Sonntag: 10:00-17:00 Uhr (November-Februar) | WasserForum Billhorner Deich 2, 20539 Hamburg | Sonntags, 10:00 - 16:00 Uhr |

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14.00 Uhr: Chillen am Wasserbecken und Weiterfahrt nach Moorfleet

Erschöpft von den vielen Informationen und den sommerlichen Temperaturen, fläzen wir uns beim letzten Wasserbecken auf den Steg und stecken unsere Füße ins Wasser. Was für eine Erfrischung! Der Teich – eigentlich für Modellboote gedacht – erinnert mich an beste Badesee-Momente. So schön es hier auch ist, irgendwann verabschieden wir uns von der Märchen-Kulisse voller Teiche, hohem Schilf und kleinen Mini-Burgen.

Wir schwingen uns wieder auf unsere Fahrräder und radeln entlang des Kaltenhofe-Hauptdeichs weiter Richtung Moorfleet. Rechts von uns der grüne Deich, dahinter die Norderelbe, links der Holzhafen. Immer wieder halten wir an, klettern auf den Deich, pflücken Blumen für unseren Wiesenstrauß, beobachten die Vögel, die sich am Süßwasserwatt im Holzhafen tummeln und weichen den schnellen Radfahrern aus, die auf diesem Teil des Elbradweges an uns vorbeisausen.

15.30 Uhr: Essen im Restaurant „Zur Elbbrücke“

Ganz ohne Wasser von oben schaffen wir es dann doch nicht durch den Tag. Das Gewitter ist aber ziemlich erfrischend und kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Just, als wir uns auf der überdachten Terrasse der Gaststätte „Zur Elbbrücke“ in Moorfleet niederlassen, fängt der Regenschauer an. Unter prasselndem Regen stärken wir uns mit Bierchen, Schollenfilet und Bratkartoffeln. Im strahlenden Sonnenschein radeln wir danach weiter auf dem Moorfleeter Deich.

Zur Elbbrücke | Moorfleeter Deich 259, 22113 Hamburg | Montag-Donnerstag: 11:30-15:00 Uhr, 17:00-21:00 Uhr | Freitag-Sonntag: 1:30-21:00 Uhr| Mittwoch Ruhetag, Dienstag ab 15:00 Uhr geschlossen

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16.30 Uhr: Vorbei an Dove-Elbe und Eichbaumsee zur S-Bahn

Schafe, Pferdehöfe, Gemüsefelder auf der einen, Yachthafen, Ruderboote und die romantische Dove-Elbe auf der anderen Seite der Radstrecke: Willkommen in der Hamburger Landidylle! Bei dieser Ablenkung muss man schon aufpassen, dass man nicht von der schmalen Straße abkommt und kopfüber im Gebüsch landet. Den letzten Abstecher dieses Ausfluges machen wir am Eichbaumsee. Seit Jahren ist Baden in ihm verboten. Zu viele Blaualgen. Für uns heute nicht schlimm. Die Geschichte der Wasserkunst, die Deichlandschaft und die Radtour zwischen Fluss und Feldern haben uns die Zeit vergessen lassen. Um noch rechtzeitig zu unserer Abendverabredung zu kommen, huschen wir zur S-Bahn, die uns wenig später wieder ins Großstadtleben ausspuckt.

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So kommt ihr hin:

Der Elbradweg führt am Gelände der Wasserkunst Kaltehofe vorbei – die Villa hält Fahrradschläuche und eine Luftpumpe für die Fernradler bereit. Einfach das Bike mit in die S2 oder S21 nehmen und kurz hinterm Hauptbahnhof, an der Station Rothenburgsort, aussteigen. Von hier sind es nur zwei Kilometer zur Wasserkunst Kaltehofe. Zurück geht es von der Station Mittlerer Landweg (auch S2 und S21).

Wem diese Radtour noch nicht reicht, kann von den Deichtorhallen die „Oberhafen Connection“ nehmen. Der Radweg führt ohne Autoverkehr vorbei am Großmarkt und Entenwerder Park zum Kaltehofe-Hauptdeich. Zwischen Mai und Oktober schippert sonntags außerdem eine Barkasse zur Elbinsel Kaltehofe. Um 12.00 und 14.00 Uhr startet das Bötchen von den Landungsbrücken. Vorbei an Elbphilharmonie und Hafencity tuckert es zum Gelände der Kaltehofe Wasserkunst (Ankunft eine Stunde nach Abfahrt). Hin- und Rückfahrt kosten 9.50 €, eine einfache Fahrt 8,00 €.

Unbedingt einpacken:

Super Fotokulisse, deshalb Kamera aufladen, Speichkarte nicht vergessen und los knipsen! Tipp: Auf dem letzten Teilstück der Tour Ausschau nach Verkaufsständen am Straßenrand halten. An heißen Sommertagen kann man sich mit einem Sprung in die Dove-Elbe erfrischen – also auch Bikini und Badehose nicht vergessen!

Das kostet der Spaß:

Der Eintritt in das Museum kostet für Erwachsene 5,50 €, Studenten zahlen 3,80 €. Das Außengelände und der Naturlehrpfad sind kostenlos.

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© Max Scharff
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