Eat & Drink Where The Heart Is: Erikas Eck, Playground Coffee & Hasenschaukel

Gute Cafés, Bars und Restaurants gibt es in Hamburg zuhauf. Aber welche davon sind eigentlich bei Hamburgern besonders beliebt? Eine Übersicht dazu bietet die „Eat & Drink where the heart is“-Seite von Hamburg Tourismus, die Cafés, Bars und Restaurants vorstellt, in denen Hamburger am liebsten essen, trinken und feiern. Wie die das rausgefunden haben? Durch euch und eure Yelp-Bewertungen: Locations, bei denen essen und trinken Herzenssache ist und die deshalb am Besten bewertet wurden, gibt Hamburg Tourismus eine Plattform.

Eat & Drink where the heart is!

Wir haben unsere Autorin Anne losgeschickt, um sich drei der Favoriten einmal näher anzusehen: Erikas EckPlayground Coffee und die Hasenschaukel hat sie besucht und sich dort für uns und euch mal umgesehen.


 

Restaurant: Erika‘s Eck

An einem durchschnittlichen Wochentag in Hamburgs wohl populärstem Ecklokal ein paar Plätze zu ergattern, gleicht einem Glücksspiel. Es sei denn, man hat für die klassische Abendbrotzeit rechtzeitig reserviert. Das empfiehlt sich unbedingt – spätestens, seit Erika’s Eck durch TV-Reportagen und Print-Portraits auch über die Stadtgrenzen hinaus so berühmt wurde, wie es unter Hamburgern längst ist.

Erikas-Eck-Hamburg

Erikas-Eck-Hamburg

Seit rund 40 Jahren kommt in der gutbürgerlichen Wirtschaft zu absolut fairen Preisen deftige Hausmannskost auf die Teller. Nicht ausgeschlossen, dass die üppigen Schnitzel auch mal einige Zentimeter über den Rand ragen. Doch wer sich über sowas beschwert, ist hier nun wirklich nicht richtig. Direkt neben dem Schlachthof gelegen ist der Lieferweg für die wichtigste Menü-Komponente denkbar kurz, die Fleischvariation somit immer frisch und überdies so zubereitet, dass selbst Oma sich heimisch fühlt. Doch bei Erika setzt man nicht nur kulinarisch auf Bewährtes: Steak und Matjes, Sauerfleisch und Bratkartoffeln passen nämlich in die holzvertäfelte Retro-Kulisse wie der sprichwörtliche Hamburger Mors auf seinen Eimer. Und das gefällt nicht nur Alteingesessenen. Einst das zweite Zuhause der Schlachter von nebenan ist Erika’s Eck  heute unkonventioneller Anlaufpunkt für Stammgäste, Schanzengänger, Touristen, Taxifahrer und alle anderen mit Appetit für drei.

Erikas-Eck-Hamburg

Schönerweise wird der hier quasi rund um die Uhr gestillt. Lediglich zwischen 14:00 und 17:00 Uhr bleibt die Tür geschlossen – in den restlichen 21 Stunden pendelt sie im Minutentakt. Nicht alle warten jedoch geduldig auf die Platzeinweisung, denn ein schnelles Bier trinkt sich bekanntlich auch im Stehen. Ab Mitternacht besonders beliebt: Zum letzten Schnaps ein handgeschmiertes Brötchen von Erika, der guten Fee des Hauses. Mit der  Namensgebung hat die fleißige Seniorin zwar nichts zu tun, dennoch ist es wohl mehr Bestimmung als Zufall, dass sie seit mehr als zwanzig Jahren im täglichen Spätdienst bis zu 700 frische Rundstückhälften mit Krabben, Mett, Ei und mehr belegt. Und egal, woher sie kommen und wohin sie gehen – die Hungrigen der Stadt danken es ihr.


 

Café: Playground Coffee

Fast jeder trinkt ihn täglich zum Aktivieren der müden Zellen, bei vielen ist es Liebe auf Lebenszeit. Doch was macht richtig guten Kaffee eigentlich aus und wie findet man ihn in einer Millionenstadt? Ganz einfach, man geht dorthin, wo Qualität in Großbuchstaben geschrieben und aus Leidenschaft ein richtig tolles Produkt wird: auf den Spielplatz. Seit eineinhalb Jahren nun fließt bei Playground Coffee im Univiertel am Grindel nämlich das perfekte schwarze Gold in die Tassen. Das Shop-im-Shop-System mit den Freunden von Otto’s Burger funktioniert dabei deshalb einwandfrei, weil sich die Kernzeiten optimal ergänzen und der liebevoll gestaltete Laden so immer genau richtig gefüllt ist.

Erikas-Eck-Hamburg

Doch dafür rotiert Inhaber Veljko Tatalovic auch rund um die Uhr. Mit gerade mal knapp über dreißig Jahren ist er Gründer, Einkäufer, Röster, Barista, Finanzchef und Hausmeister in einer Person. Seine Leidenschaft für ein außergewöhnliches Produkt führte irgendwann zur beruflichen Umorientierung. „Ich wollte entweder Kaffee rösten oder Bier brauen“, sagt Veljko. Mit Playground Coffe konnte er sich schon jetzt beides erfüllen: Gemeinsam mit dem befreundeten Betreiber der Buddelship-Brauerei hat er ein auf 700 Flaschen limitiertes Kaffeebier produziert. Natürlich bekommt der gelernte Fotograf auch im Tagesgeschäft mittlerweile Unterstützung.

Erikas-Eck-Hamburg

Playground-Coffee-Hamburg

Überhaupt ist vieles aus Kooperationen entstanden – auf die Rechnung kreativer Freunde gehen zum Beispiel der kreidebemalte Tresen und die individuellen Designs der Kaffeepakete. Letztere sind so schön, dass Veljko sie sogar als Poster im Online-Shop vertreibt. Zusätzlich zu seinem eigentlichen Produkt selbstverständlich. Sieben Kaffeesorten stehen online und im Café parat, alle mit unterschiedlichen Aromen und spielerischen Namen. Doch egal ob „Kenya West“, „Rocko Mountain“ oder „Skywalker“ – eins ist allen gemein: Ihre Bohnen kommen von kleinen Farmen überall auf der Welt, sind handverlesen, fair gehandelt und schonend verarbeitet. Natürlich in der eigenen Rösterei im Süden Hamburgs, die nebenbei ganz offiziell zu den zehn besten in Europa gehört.

Playground-Coffee-Hamburg

Und genau hier liegt Veljkos Geheimnis: „Kaffee ist von Natur aus total interessant und kann über eintausend Aromen haben. Durch die industrielle Röstung werden die aber oft zerstört und übrig bleibt nur der typisch bittere Geschmack.“ Bei Playground Coffee läuft das anders. Wer Lust hat auf ehrlichen Kaffee ohne viel Schnickschnack, dafür aber mit natürlichen Beeren-, Schokoladen-, Karamell- oder Zitrusnoten, sollte dringend mal probieren kommen. Veljko ist mit Sicherheit vor Ort.


 

Club: Hasenschaukel

Im Halbdunkeln lodert das falsche Kaminfeuer hinter gusseisernem Gitter. Davor echte Instrumente auf den floralen Gründerzeitfliesen, die Band beginnt zu spielen. Ein paar farbige Leuchtröhren blinken in die düster-romantische Atmosphäre zwischen Lederbänken, Vitrinenschränken, Hasenfiguren und Puppen mit starren Augen und Kleidern aus Tüll. Etwas Märchenhaftes liegt hinter der rosa Fassade der Hasenschaukel im Dunstkreis der Reeperbahn, verstörend auf die schöne Art. Niemand verirrt sich zufällig hierher. Das Stammpublikum liebt den kleinen Live-Club für Musik wie diese und seine angeschmuddelte Extravaganz. Aufmerksam hören die Gäste, lachen an den richtigen Stellen, trinken Bier, Gin Tonic oder eine der acht angebotenen Whisky-Sorten. Nur selten huscht jemand in den Raucherraum. Das Barpersonal ist geübt darin, nicht in die leisen Töne zu klirren.

Hasenschaukel-Hamburg

Hasenschaukel-Hamburg

Seit 2004 bieten Anja Büchel und Tanju Boerue in der ehemaligen Bäckerei Singer/Songwritern und Nachwuchsmusikern aus dem Folk- und Soul-Genre eine Bühne. Die ist hier jedoch eher sprichwörtlich, das Konzept der Betreiber nämlich: Aufwand und Kosten möglichst gering halten, um so oft wie möglich auf Eintrittspreise verzichten zu können. Stattdessen geht nach den Konzerten ein Hut rum, sodass die Künstler zumindest ihre Spritkosten für die Reise nach Hamburg deckeln können.

Hasenschaukel-Hamburg

Für den Club fällt bei all dem leider nicht viel ab. Bereits 2014 drohte der Hasenschaukel daher die endgültige Schließung. Ein Crowdfunding-Projekt ermöglichte jedoch nach einem Jahr Pause die feierliche Wiedereröffnung mit einer Live-Einlage von Gisbert zu Knyphausen, der hier einst sein erstes Hamburg-Konzert spielte. Genau wie die populären internationalen Kollegen Kristoffer Åström und José Gonzalez ist er über die Jahre ein besonderer Freund des Hauses geworden.

Hasenschaukel-Hamburg

Bis zu fünfzehn Konzerte stellt das Team der Hasenschaukel monatlich auf die Beine. An den übrigen Abenden stehen die hauseigenen DJs an den Plattentellern – und auch für ihre Musikauswahl bleiben die Stammgäste gern mal bis zum Ladenschluss. Eine feste Größe im Veranstaltungskalender ist außerdem das literarische Terzett „Books de Hoode“: Am dritten Mittwoch jedes Monats wird hier gemeinsam mit einem prominenten Gast etwas Aktuelles gelesen, über Lieblingsbücher diskutiert und der eigens kreierte Themen-Drink im Glas geschwenkt.

Hasenschaukel-Hamburg

Die Hasenschaukel ist ein verwunschener Ort, Kultur und Herz statt Partyvolk und Billigfusel. Den Alltag gibt man am Tresen ab und tauscht ihn ein gegen Musik mit Seele, redet, hört und liebt und trinkt. Nicht so viel jedoch, dass man über Nacht alles vergisst. Denn das wäre sehr schade drum.


Bilder: Maria Kotylevskaja

Zurück zur Startseite