Zu Tisch: Brachmanns Galeron

© Pia Schreiber

Wir haben uns auf die Suche nach richtiger, traditioneller, deutscher Hausmannskost begeben. Das ist in Hamburg gar nicht so einfach – wo sich ja an allen Ecken und Enden der Stadt Döner-, Asia- und Falafelläden gegenseitig ihre Spezialitäten in die Hand drücken. Aber im Brachmanns Galeron, so munkelt man, solle es die besten Käspätzle in ganz Hamburg geben. Ein Stück Schwabenländle am Kiez? Das müssen wir uns genauer ansehen.

Brachmanns Galeron Hamburg

Das Brachmanns Galeron lockt nicht nur mit seinem merkwürdigen Namen. Schon bei der ein oder anderen Kiez-Tour fiel mir das Restaurant mit der großen Fensterfront ins Auge. Im Restaurant werden wir gleich herzlich begrüßt. Links neben dem Eingang steht eine urige Holztheke, rechts oben befindet sich der Restaurant-Bereich.

Für einen späteren Versacker lädt die Whiskey-Bar im Keller ein. Die Einrichtung ist einfach und erinnert ans dörfliche Wirtshaus: Rustikale Holztische und Stühle reihen sich im gut gemeinten Abstand aneinander. Bei Kerzenwandleuchtern, den Wandgemälden und der familiären Atmosphäre fühlte ich mich gleich ins eigene Zuhause zurückversetzt - Jedenfalls sprudelte der Tiroler-Dialekt schon wieder ordentlich aus mir heraus.

Whiskey Bar Hamburg

Die Gemälde an der Wand erinnern noch daran, dass das Brachmanns früher Restaurant und Galerie gleichzeitig war. Der Name „Galeron“ bedeutet nämlich nichts anderes als „Galerie“. Vor Zehn Jahren hat der gebürtige Stuttgarter Thorsten Brachmann das Restaurant mitten in St.Pauli eröffnet. Er als Küchenchef, seine Herzdame Saskia als Serviceleiterin: „Ich bin der Chef und sie ist die Chefin vom Chef“. Ihren Künstler-Freunden wollten sie im unteren Bereich des Ladens eine Ausstellungsfläche bieten, was allerdings nicht von langer Dauer war. Galerist, Restaurantleiter und Küchenchef sind nämlich ein, wenn nicht sogar zwei Full-Time-Jobs zuviel.

 

Mittlerweile versucht Thorsten Brachmann mehr Inhaber als Küchenchef zu sein. Er geht auf Märkte, kauft regionale, saisonale Produkte ein und er sieht zu, dass das Fleisch nicht aus irgendwelchen „Schweine-KZ’s“ kommt.Aber wird hier ausschließlich Schwäbische Küche angeboten? Anfangs wurde internationaler gekocht – die Nachfrage nach dem Schwäbischen kam erst im Laufe der Zeit: „Wie? Diese Woche gibt’s keine Spätzle auf der Karte?“ Und als auch die Exilschwaben nach ihrem Nationalgericht „Linsen mit Spätzle“ verlangt haben, wurden immer mehr Schwäbische-Schmankerln auf die Karte gesetzt.

 

Brachmanns Galeron Hamburg Karte

Das jetzige Konzept lässt sich auch als einfach, sympathisch und bodenständig beschreiben. Montags ist immer Maultaschen-Tag. Die Karte besteht aus zwei Seiten. Man kann zwischen Vorspeisen wie „Fädlesuppe“ (6 Euro) oder auch „Gratiniertem Ziegenkäse mit Rhabarber-Kompott und Wildkräutern“ (9 Euro) wählen. Es gibt eine Wochenkarte, welche ständig zwischen Fleisch-, Fisch- und vegetarischen Gerichten wechselt. Klassiker wie „Käspätzle mit g’schmälzte Zwiebeln und schwäbischen Salat“ (13 Euro) oder „Linsen mit Spätzle und Wienerle“ (10 Euro) werden aber als Fixbestandteil jede Woche angeboten. Wer will sich schon mit einem wütenden Schwaben anlegen?

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Die Bedienung war herzlich und zuvorkommend. Ronja erklärte uns „Food-No-Howisten“ mit Geduld Begriffe wie „Graupe“ oder „Bouillabaisse.“ Auch in Wein-Fragen verließen wir uns auf ihre Empfehlung und siehe da, der trockenen Silvaner (0,2l 5,50 Euro) war ganz nach unserem Geschmack – da musste man sich rein gar nichts schön trinken. Für den tollen, freundlichen Service gibt es hier schon mal ein Sternchen mit Herz!

Als Vorspeise wählten wir klassisch die „Fädlesuppe“. Für die Nicht-Schwaben unter euch: Es gab Rindersuppe mit Pfannkuchen. Aber richtig gute, perfekt al-dente Kräuter-Pfannkuchen. Genau mit dem richtigen Biss und keine Spur von der Suppe durchweicht. Schon bei der Vorspeise hat man gemerkt, dass hier von der Brühe bis zum Brot (mit der leckersten Salzkruste überhaupt!) alles von Hand und mit viel Liebe selbst gemacht wurde.

Spaetzle in Hamburg

Beim Hauptgericht wollten wir es natürlich wissen: Gibt es hier wirklich die besten Käsespätzle in ganz Hamburg? Wir bissen rein und waren uns einig: Diese Spätzle tragen auf jeden Fall zur Rettung der Hamburger-Schwabenkultur bei. Ich fand sie mit den süßlichen Zwiebeln und dem lecker süddeutsch-gemischten Salat sehr gut, meinem Fotografen waren sie im Biss allerdings ein bisschen zu weich. Man kann darüber streiten, aber auf alle Fälle müssen sie probiert werden.

Brachmanns Galeron Hamburg

Das zweite Hauptgericht „Graupenrisotto mit grünem Spargel und Pistazie“ (16 Euro) kam liebevoll angerichtet, überzeugte uns leider nicht ganz. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass die glitschige Konsistenz der Gerste uns schlichtweg überfordert hatte. Obendrauf gab es dann noch das „Beerenmousse mit Schokoladeneis“ . War gut, hätte aber in Anbetracht des bald platzenden Hosenknopfs nicht mehr sein müssen.

Das Restaurant lädt zum Verweilen ein: Ganze drei Stunden haben wir uns nicht vom Platz bewegt. Am Nebentisch stapelten sich schon die Schnapsgläser, Gelächter, gepaart mit Besteck- Klirren füllt den Raum. Die süddeutsche Auffassung von leben und leben lassen, findet im Brachmanns Galeron seinen Platz: „Bei uns darf jeder kommen, so wie er ist“, so Saskia. Und genau das ist es, was das Brachmanns Galeron so besonders macht.

Über die Jahre hinweg hat man sich eine Stammkundschaft aufgebaut, die bunter nicht sein könnte: So nehmen neben den Stammgästen auch junge und ältere Leute, DJ’s, Schauspieler, Musiker und andere Kreative Platz. Weit gereiste Eppendorfer gesellen sich genauso dazu, wie Touristen aus aller Herrenländer. Perfekt für einen Besuch mit Freunden, Familie und Verwandten. Ein besonderer Abend mit noch besondererem Essen.

Brachmanns Galeron Hamburg

Tipp der Redaktion: Go classic with Käspätzle!
Preise: Alles saisonal und regional: Da dürfen die Hauptgerichte schon mal bei 10 Euro anfangen.
Standort: Hein Hoyer Straße 60, 20359 Hamburg
Öffnungszeiten: Montag-Samstag von 18:30 bis 23:00 Uhr
Reservieren: Lieber nichts riskieren und reservieren!
Veggie: Könnte schwierig werden, wenn man keine Käspätzle mag.

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