Zu Tisch: Monika

Die Küche: Monikas deutsche Kost.

Preis: Charity Leute! 50 Euro, die ihr zahlt und damit etwas Gutes tut.

Atmosphäre und Publikum: Herzerwärmend.

Standort: Isestraße, Harvestehude.

Öffnungszeiten: Jeden Freitag ab 18:00 Uhr.

Reservierung: Ist doch klar, geht nur mit Anmeldung.

Geht es auch ohne Tiere: Heute leider nein. Fleisch kommt hier auf den Tisch.


Und so war's:

Wo hast du gegessen? Und wieso dort?

Dieser Text ist für mich eine Herausforderung. Das hat zwei Gründe: Monikas Wohnzimmer ist kein Restaurant und diese Frau hat mich so umgehauen, dass es schwierig ist, objektiv zu bleiben. Aber wieso eigentlich objektiv bleiben? Es war einfach ein toller Abend, der auch noch dafür da war, Kindern, die sehr krank sind, zu helfen. Denn helfen gibt Monika den Anreiz, jeden Freitag fünfzehn verschiedene Menschen in ihre Wohnung einzuladen, sie zu bekochen, Gastgeberin zu sein - und das alles mit 77 Jahren!

Zu-Tisch-Monika-Hamburg-Isestraße

So, Freitag Abend 18:00 Uhr: Ich stehe vor Monikas Tür, bin ganz schön gespannt, wie das so mit fremden Menschen in einer fremden Wohnung wird. Die Tür geht auf und als Erstes werde ich in den Arm genommen, denn Monika, die jeden mit Campari Orange begrüßt, ist nicht nur die Köchin des Abends, sie ist die Frau des Abends. Ich hör jetzt mal auf zu Schwafeln und fange mit den wichtigen Dingen an, also lest selbst...

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Was kam auf den Teller und ins Glas?

Nachdem der Aperitif runtergespült ist, sich alle vorgestellt haben und noch ein wenig zurückhaltend im Wohnzimmer stehen, immer wieder heimlich auf die Namensschilder auf Brusthöhe schielen und gespannt auf die nächsten Stunden sind, bittet Monika zu Tisch (höhe): Eine lange Tafel, die Platz für (heute) siebzehn Leute schafft. Linda und ich ziehen den Altersdurchschnitt ganz schön nach unten, denn irgendwie sind heute eher die älteren Bürger Hamburgs bei Monika. Aber genau das macht den Abend noch ein wenig schöner, jung und hip geht immer. Monika serviert als erstes eine Leberpastete und Kirsch-Chutney, dazu Brot mit Koriander-Butter. Beim Durchreichen der Teller flüstert sie mir ins Ohr, dass ihr das gestern Abend eingefallen wäre. War bestimmt gelogen, denn für eine spontane Idee ist das viel zu lecker. Getrunken haben wir einen Grünen Veltliner. Nach Pastete folgt Suppe, klare Brühe mit Flädle, auch die ging gut runter.

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Linda und ich sind aber nicht nur mit Essen beschäftigt, sondern müssen ganz schön viel sprechen. Fünfzehn neue Leute, die viel wissen wollen. Unsere Sitznachbarn Wilma und Heike waren Zucker, wir haben uns gegenseitig gut durch den Abend gebracht. Wie sagt man so schön: Essen verbindet - Jawoll!

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Vor dem Hauptgang bin ich zu Monika in die Küche gegangen, um sie zu befragen, was, warum und wieso überhaupt das alles hier stattfindet. Ihre ganze Geschichte zu erzählen, geht leider nicht, mir würden die Zeichen ausgehen. Aber wenn ihr da seid, kommt ihr bei dieser Frau aus dem Staunen nicht heraus. Nach ein paar Schlückchen Wein, guten Gesprächen und Einblicken in die Werkstatt des Wohnzimmer-Lokals, geht es weiter. Tafelspitz, Kartoffeln, Gurken-, Rotebeete-, Kohlrabisalat mit Meerrettichsauce, frischer Rettig und einiges mehr wurden uns vor die Nase gestellt und all das durften wir aufessen. Träumchen! Es wird das gegessen, was auf den Tisch kommt, nichts hier mit Extrawünschen bei Monika. Ganz nach meinem Geschmack! Bei Pflaumencrumble mit Vanillesoße und Sahne dachten wir, wir schließen unseren Magen und den Abend ab. Nichts da! Ich hatte ganz vergessen, dass Käse dafür verantwortlich ist und ganz wichtig: ein gutes Schnäpschen nicht fehlen darf. Danach ein Espresso. Um 23:00 Uhr: Wie betrunken von diesem schönen Abend geht es nach Hause.

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Satt aber pleite?

Am Ende des Abends sollte man fünfzig Euro in eine Spardose werfen. Von diesem Geld werden die Kosten des Abends gedeckt und der Rest geht an eine Stiftung in Heidelberg, die sich um krebskranke Kinder und deren Geschwister kümmert. Immer wieder gerne!

Atmosphärisch: Heiß oder Scheiß?

Die Wohnung von Monika ist sehr schön. Sie wohnt dort schon seit über dreißig Jahren und das merkt man. Geschichten von ihren Kindern, Enkelkindern, Hund, Katze und Maus sind inklusive und sorgen den ganzen Abend für Belustigung. Wenn die Runde am Tisch nicht so nett sein sollte, wie bei mir, wird es einem dort trotzdem nicht langweilig. Ganz schön heiß sind außerdem die sonnengelben Wände, next step! Wenn ihr gute Laune wollt, merkt euch diese Farbe.

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Ort für das erste Date oder reicht die Stimmung nur für den alljährlichen Elternbesuch?

Ein erstes Date wird schwierig, das liegt aber an der Wartezeit auf einen Tisch. Wenn euer Schwarm euch erst in drei Monaten treffen will, lasst ihn bitte links liegen. Sonst wird’s in jeder Runde lustig bei Monika. Ich würde aber empfehlen, euch auf das Experiment einzulassen und alleine dort hinzugehen. Denn eigentlich ist dort jeder alleine und alle somit wieder zusammen. (Habe ich aus einem Freundschaftsbuch abgeschrieben.)

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Wie ist der Service?

Manu und Edgar sind Freundin und Enkel von Monika, beide helfen und stemmen den Service. Natürlich nicht perfekt, dafür superlieb und mit Freude an dem, was sie dort tun. Dass es hier nicht um Perfektion geht, ist gar nicht schlimm, sondern zeigt viel mehr, dass alles von Herzen kommt.

Was nimmst du von diesem Abend mit?

Das Beste an diesem Abend ist die Bekanntschaft von Monika Fuchs, die mich sehr inspiriert hat und zeigt, dass man mehr helfen sollte und kann. Ich bin sehr verliebt und würde immer wieder, am liebsten jede Woche dort zu Gast sein.

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Gibt es noch etwas hinzuzufügen?

Am Ende muss ich leider bekannt geben, dass bis April jeder Freitag ausgebucht ist. Jedoch hat Monika eine Warteliste, denn es springt immer mal wieder jemand ab. Schreibt am Besten eine Mail an Monika: [email protected]. Ich drücke euch die Daumen für baldige Plätze!


Weitere Folgen unsere Serie "Zu Tisch" findest du hier. Wenn du einen Vorschlag hast, welches Restaurant wir in Hamburg mal besuchen sollen, schick uns einfach eine Email.

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