Zu Tisch: Tarterie
Die Küche: Nein, dort gibt es nicht nur Tarte. Sondern von allem ein bisschen, nur alles ziemlich französisch.
Preis: Nicht für jeden Tag, aber Preis-Leistung fast unschlagbar. Auch als Student ab und zu mal drin.
Atmosphäre und Publikum: Voll und bunt. Man merkt, dass Gastro-Führer die Tarterie besprochen haben. Hier trifft sich jeder: Familien, Pärchen, Freunde, Touris und Geschäftsleute – alle super.
Standort: Paul-Roosen-Straße 31
Öffnungszeiten: Mi.-Fr.: 18-23 Uhr, Sam.: 11-23 Uhr
Reservierung: Unbedingt reservieren, sonst habt ihr keine Chance.
Geht es auch ohne Tiere: Ohne Tiere kommt man genauso gut weg wie mit. Also für jeden etwas dabei.
Und so war´s:
Wo hast du gegessen? Und wieso dort?
Gegessen wurde heute in der Tarterie auf St.Pauli. Schön da! Klein, gemütlich und einfach nett. Fabio: Besitzer und meistens Koch – hat genau ins Schwarze getroffen und alles auf die richtige Karte gesetzt, als er vor vier Jahren die Tarterie eröffnet hat, denn die sechs Tische sind immer voll. Ob das einen Grund hat, oder Hamburger unter Geschmacksverirrungen leiden, habe ich mir angeschaut und einen Tisch ergattern können. Freitag Abend auf dem Kiez. Wein, Frankreich und Stimmung nicht weit weg, es kann losgehen...
Was kam auf den Teller und ins Glas?
Die Tarterie steht nicht auf allzuviel Schnickschnack, macht es sich und uns einfach und verzichtet auf große Auswahl, unnötige Speisekarten und einer Wand zwischen Küche und Restaurant. Und so sitzen wir neben der Anrichte, quatschen mit dem Koch Vasilli der gerade das Gemüse drapiert und werden von Clemens, unserem Kellner, zu unseren Weinwünschen ausgefragt. Die flüssige Nahrung heute Abend ist sehr wichtig, nicht nur weil Freitag ist... Die Tarterie ist bekannt für ihre ausgefallenen Weine.
Daher probieren wir uns durch und entscheiden uns dann für das „Kungfu girl“ aus Südafrika. Die Auswahl des Essens gestaltet sich einfacher: Jeweils drei Vorspeisen, drei Hautgerichte und zwei Pasta-Gerichte (wahlweise auch als Zwischengang) stehen auf der Karte. Ich höre, so wie es sich gehört, auf die Empfehlung des Bosses und werde mit einem Sashimi von der Zander sowie der Jakobsmuschel in Mohnbutter und Glasnudeln überrascht. Und, ohne Übertreibung: Das war großartig. Dafür habe ich applaudiert und würde es immer wieder tun. Sogar Fotografin Kim war begeistert und sie verzichtet sonst gerne auf Bewohner des Meeres. Daher gab es für sie einen Salat du Chef, man könnte auch Tomaten-Brot-Salat sagen. Hört sich nur echt unsexy an, war er aber gar nicht.
Nach ein wenig Pause, dem Betrachten der Zubereitung verschiedenster Gerichte, Austausch mit jeglichem Personal und weiteren Schlücken Wein, kam unser Hauptgericht auf den Tisch: Kalmar mit Gemüse und Trüffel. Bavette an Süßkartoffelpüree und Gemüse. So stand es auf der Karte, so haben wir uns drauf gefreut, so wurde es empfohlen. Fotografin Kim hatte keine Lust mehr zu knipsen, war zu lecker, ihr Fleisch war zart und saftig, Püree toll.
Bei mir hat leider die anfängliche Begeisterung ein wenig gelitten. War echt klasse, nur der Trüffel hat gefehlt. Ok, selbst Schuld, ist mir erst am Ende aufgefallen, nur schade war es allemal und besonders schade ist, dass ich dies erwähnen muss und das tolle Gericht einen Beigeschmack bekommt, welchen es nicht verdient hat.
Als Nachtisch konnten uns Cheescake und Schokomousse den Rest geben, und das hat es auch. Ging kaum mehr rein, aber wie heißt es: Wat Süßes jet immer.
Satt aber pleite?
Aus den verschieden Gerichten kann man sich ein drei-, vier-, oder fünf-Gänge-Menü zusammenstellen. Zu einem Preis von 35, 45, oder 55 Euro. Preis-Leistungs-Verhältnis ist top! Was reinhaut sind die Weine, – wenn man momentan eine kleine Tasche hat, ist es dort eher schwierig beschwipst hinauszustolpern.
Atmosphärisch: Heiß oder Scheiß?
Das Besondere und wirklich heiß ist, dass alles um einen rum passiert. Französische Musik mischt sich unter die Gespräche der Gäste und das Brutzeln der Pfannen lässt die Lust auf Essen auch nach dem ein oder anderem Gang nicht vergehen. Ungezwungen und locker wird in der Tarterie mit den Gäste umgegangen, alles sehr: „Wohnzimmer“. Jedoch sagt man, dass ein gutes Restaurant an der Toilette zu erkennen ist, das stimmt hier nicht. Dort sollte echt etwas gemacht werden.
Ort für das erste Date oder reicht die Stimmung nur für den alljährlichen Elternbesuch?
Alljährliche Elternbesuche können unbedingt dort statt finden, man möchte seinen Liebsten doch was bieten. Ort für das erste Date ist die Tarterie auch, aber Vorsicht: Gerne werden verschiedenen Gruppen von Gästen zusammen an einen Tisch gesetzt, dass könnte die Stimmung zwischen dir und deinem Herzensmenschen versauen.
Wie ist der Service?
Clemens ist ein sehr kompetenter, freundlicher Kellner. Eigentlich Koch, aber macht nichts, kann anscheint vieles. Kritikpunkt: Eine bessere Absprache und ein weiteres Auge auf die fertigen Teller, fehlende Komponenten sind schwierig zu verkraften.
Was nimmst du von diesem Abend mit?
Ich habe mich wieder mit dem „Riesling“ angefreundet, ich liebe Mohn-Butter, ich mag es wenn neben meinem Tisch gekocht wird und es ist immer am besten, auf die Empfehlung des Chefs zu hören. Chapeau!
Gibt es noch etwas hinzuzufügen?
Wenn ich eine Sache mit auf eine einsame Insel nehmen dürfte, wäre das Sashimi ganz weit vorne.