Singlelicious: Vom Irren und Wirren des Singleseins
Zu Schulzeiten dachte ich: Wenn du in deinen Zwanzigern steckst, dann bist du erwachsen. Eigene Wohnung, geregelter Alltag und ein Freund, als potenziellen Ehemann. Pustekuchen. Aber auch halb so wild. Lieber stolpere ich mit meiner Freundin in der rechten Hand und einem Glas Prosecco in der linken durchs Singledasein. Wer meine Wege kreuzt und welche Geschichten mein Leben schreibt erzähle ich euch in meiner Kolumne „Singlelicious“.
Folge 1: Warum die Torte auch ohne Kirsche schmeckt
Heute erzählte mir meine Mitbewohnerin (eineinhalb Jahre älter als ich), dass sie in sechs Wochen mit ihrem Freund zusammenzieht und wir jetzt anfangen müssen, eine Nachmieterin zu suchen. Das ist der ganz normale Lauf in einer Wohngemeinschaft. Mir führt diese Situation aber erneut vor Augen: Sie hat einen Freund, eine funktionierende Beziehung und ich nicht.
Brauche ich denn eine funktionierende Beziehung?
Mir stellt sich eher die Frage nach dem was ich eigentlich will, nicht nach dem was ich brauche. Denn brauchen tue ich zum Glücklichsein eine Handvoll echter Freunde, berufliche Selbstverwirklichung und dieses besagte innere Gleichgewicht – das gerät mir aber ständig aus den Fugen. Einen Partner zu haben, wäre lediglich die Kirsche auf meiner Torte des Lebens und ich gestehe: Ich finde die Torte schmeckt auch ohne Kirsche ziemlich gut – bin eh' gegen Kirschen allergisch, fällt mir dabei ein.
Einen Partner zu haben, wäre lediglich die Kirsche auf meiner Torte des Lebens und ich gestehe: Ich finde die Torte schmeckt auch ohne Kirsche ziemlich gut – bin eh' gegen Kirschen allergisch, fällt mir dabei ein.
Das Konzept Beziehung – ein Schnelldurchlauf
Es fängt ja bereits beim Kennenlernen an. Mal ganz ehrlich: dieser ständige Hexentanz. Ich will nicht. Ach, jetzt doch. Aber dann ist da noch meine Ex. Lass erst mal am besten ein halbes Jahr lang daten, damit ich mir sicher bin. Ain't got no time for that. Entweder ich sehe jemanden und der haut mich um oder eben nicht – ich brauche dafür keine etlichen Einladungen zum Italiener bei Kerzenschein.
Der nächste Schritt ist dann die Rosarote-Brille-Phase. Für uns Mädchen heißt das: Tschüss, entspanntes Leben und hallöchen, Stress – weil immer gut aussehen, ohne gewollt zu wirken. Für mich ist das aber mit die beste Phase. Immerhin quält man sich als frischgebackenes Pärchen noch raus, um dem neuen Partner bloß zu beweisen, wie cool man doch ist. Die Phase lässt aber relativ schnell nach und wird gegen: Netflix and Chill ersetzt – weil harter Tag.
Ab da heißt es dann: Festhalten! Volle Fahrt voraus – Alltag in Sicht! Und jetzt zeigt sich wie wetterfest eine Beziehung auf hoher Alltagssee ist und wie viel man selbst bereit ist, aufzuopfern. Genau ab diesem Moment, dem Treiben im offenen Meer, erschließt sich mir das Konzept nur noch spärlich. Vielleicht liegt es daran, dass ich wohl nicht bereit bin eine Beziehung auf meiner Prioritätenliste über mich, meine Freunde und meinen Job zu setzen. Zwinge ich mich dazu, mache ich mich selbst unglücklich. Mache ich es nicht, mache ich meinen Partner unglücklich. Und schon hat man den Salat, der einem den Magen verdirbt.
Bye, Bye, Bye, Bye. Die letzte Phase einer Beziehung hat wohl jede*r schon mal durchlebt: Eine*r sitzt zuhause und heult, eine*r feiert und heult danach. Das Ende von einer Beziehung ist immer schrecklich, egal auf welcher Seite man steht.
Ohne mich!
Und während ich mir diese anstrengenden Phasen so ausmale, verdrücke ich meine kirschlose Torte und denke mir – so wie es ist, so ist es doch ganz gut. Oder?