Reisevergnügen: Auf zu 1001 Nacht in Fès

© Maria Anna Schwarzberg

Während sich alle Welt in Marrakesh, dem diesjährigen It-Ziel der Reiseblogger, rumtreibt, lege ich euch Fès ans Herz. Die "blaue Stadt" ist arabischer, offener und vielseitiger, hat sich viel mehr Altes bewahrt und lehnt Neues dennoch nicht ab. Plus: In Fès scheint die Sonne das ganze Jahr, auch im Winter werdet ihr einen Besuch nicht bereuen, versprochen!

Maria Anna Schwarzberg

Fès ist ein Abenteuer, ein Eintauchen in eine andere Welt - ihr müsst euch nur darauf einlassen können. Solltet ihr je den Weg, ein Restaurant oder eure Unterkunft suchen, werdet ihr nie länger als drei Sekunden fragend auf der Straße stehen, schon wird euch mindestens ein Marokkaner seine Hilfe angeboten haben. Weiß er nicht, wo das Ziel ist, spricht er den nächsten an und fragt und begleitet euch so lange, bis ihr angekommen seid. Die Marokkaner sind freundlich, herzlich und manchmal ein wenig aufdringlich - das meinen sie aber nie böse. Für sie seid ihr sehr reiche Menschen, weil ihr es euch leisten könnt, zu reisen. Für ihre netten Hilfen möchten sie deshalb gern einen kleinen Obolus, bestehen aber nicht darauf. Auch obdachlosen Bettlern werden immer ein paar Centimes gegeben. Dass Marokko ein armes Land ist, bemerkt ihr sonst spätestens im Straßenverkehr, wenn neben euch Esel aus der drei- eine siebenspurige Straße machen oder Hühner, Katzen und noch mehr Esel mit euch durch die Medina (Altstadt) laufen. Lasst es euch gesagt sein, Fès wird euch begeistern!

Maria Anna Schwarzberg

Kurz und knackig:
1. Fix hinfliegen mit RyanAir, Royal Air Maroc und Lufthansa.
2. Traditionell in einem Riad in der Altstadt unterkommen.
3. In die orientalische Küche (ohne Magenprobleme!) verlieben.
4. Rausfinden, dass Marokko mehr als deftige Küche kann.
5. Auf abenteuerliche Suche nach Bars mit Ausschankgenehmigung machen.
6. In der Medina Teppichknüpfern, Kesselflickern, Webern und Gerbern zusehen.
7. Zu Schildkröten, Wasserfällen und in tiefe Höhlen ausfliegen.


Vliegen!

1.000 Wege führen nach Fès: Für die Bequemen unter euch geht es mit dem Flieger in die älteste der vier Königstädte Marokkos, für die Abenteurer ist auch die Anreise mit dem Zug über Spanien möglich (sehr zu empfehlen und vor allem günstig) und für die Bootsbegeisterten unter euch legt die Fähre vom spanischen zum marokkanischen Festland ab.

Maria Anna Schwarzberg

Verflixt gut untergekommen!

Für eine tolle und günstige Unterkunft gibt es in Fès nur einen Weg: Durch die Medina in die Riads. Riads sind die traditionellen Palasthäuser der Marokkaner, die ihre Gärten im geschlossenen Innenhof haben - von außen pfui, von innen hui! Viele wohlhabende Einwohner sind im 20. Jahrhundert in die reiche Neustadt abgewandert und haben ihre Paläste zurückgelassen, woraufhin die ärmere marokkanische Landbevölkerung mit mehreren Familien in die Riads einzog. Mittlerweile sind viele der alten Palasthäuser aufgekauft, renoviert und zu Hotels umfunktioniert worden. Wenn ihr also traditionell, bezahlbar und mitten im Geschehen übernachten wollt: Sucht euch über booking.com ein wundervolles Riad.

Maria Anna Schwarzberg

Voll gutes Essen!

Um die marokkanische Küche ohne gemeine Magenschmerzen genießen zu können, gibt es ein paar simple Tricks: 1. Immer nur Getränke in/aus Flaschen bestellen, 2. keine rohen Speisen essen oder 3. rohe Speisen nur in Restaurants essen, die ihre Gerichte mit Trinkwasser zubereiten. Warum? Nun, die Trinkwasserqualität in Marokko ist für Europäer ungenießbar. Trotzdem gibt es in Fès großartige Gerichte zu entdecken, wie die klassischen Tajines, Couscous oder Fleischspieße.

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Ein einfaches und günstiges Restaurant mit hervorragendem Essen ist das Chez Rachid mitten in der Medina, wo für euch immer Tische und Stühle zusammengeschoben werden, damit ihr Platz findet. Neuer und moderner ist das Café Clock, dass ihr ebenfalls in der Medina findet - probiert mal den Kamelburger!

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Vanille? Schoko? Café!

Für die Damen und Herren Zucker unter euch, ist das marokkanische Frühstück der perfekte Start in den Tag: Feigenmarmelade, Orangenmarmelade, Kuchen, marokkanisch Crepes, Joghurt, Honig - alles was der Insulinspiegel begehrt. Dazu gibt es Minztee, das Nationalgetränk Marokkos. Frische Minze und Zucker werden in birnenförmigen Teekannen mit orientalischen Verzierungen aus einem Meter Höhe in Gläsern aufgegossen - Männersache in Marokko.

Maria Anna Schwarzberg

Veiern!

Fès ist das geistige Zentrum eines muslimischen Landes - rauschende Alkoholexzesse sucht ihr hier also vergeblich. Genauso wie Bars mit Ausschankgenehmigung. Aber es gibt sie: Fragt am besten bei den Gastgebern eures Riads nach oder sprecht junge Marokkaner in den Gassen der Medina an, sie werden euch tolle Lokale in der Nähe zeigen, in denen ihr marokkanisches Bier und Weine aus der Region bekommt.

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Viel zu sehen!

Die beste Investition, die ihr in Fès machen könnt? Dreizig Euro in einen deutsch- oder englischsprachigen Guide investieren, der euch die interessantesten Orte in der Medina zeigt, für euch die Verhandlungen in den Geschäften übernimmt und euch Zutritt zu Orten verschafft, an die ihr als Touristen sonst nicht gelangt.

Maria Anna Schwarzberg

Durchschreitet ihr das blaue Tor mit Blick auf die Minaretten, seid ihr mitten im Labyrinth der Altstadt angekommen. Wir gehen an einigen bunten Märkten mit Obst, Fleisch, Lederwaren und Lampen vorbei, als ich wenig später lautes Klopfen höre, das mit jeder weiteren Gasse dröhnender wird. Als wir um die nächste Ecke biegen, stehen wir auf dem Platz der Kesselflicker, auf dem noch heute unter freiem Himmel Töpfe und Pfannen gefertigt werden. "Andaak!" ruft jemand von hinten und ich springe aus dem Weg. Gute Entscheidung: Wenige Sekunden später wird eine Horde Esel an uns vorbei getrieben.

Maria Anna Schwarzberg

Weiter geht es durch die engen Gassen, bis wir vor einem unscheinbaren Lehmhaus Halt machen. Dahinter verbirgt sich eine Tuchmacherei, in der die bunten Stoffe für Tücher und Schals gewebt werden. Nachdem ich selbst einmal verschleiert worden bin, besucht der Guide mit mir eine Teppichknüpferei in der Nähe. Bei einem Tee zeigt uns der Besitzer, dass  die orientalischen Teppiche noch heute von den Frauen per Hand geknüpft werden und führt uns seine schönsten Teppiche vor.

Maria Anna Schwarzberg

Vor dem Betreten des nächsten Lehmhauses reicht mir ein älterer Marokkaner einige Stängel Minze und gibt mir zu verstehen, dass ich die Minze immer unter die Nase halten soll. Nachdem ich auf der  Dachterasse des Gebäudes angekommen bin, weiß ich, warum ich mich von meinen Minzstängeln besser nicht trennen sollte: Wir blicken auf den Innenhof der ältesten Gerberei Marokkos, in der die Tierfelle noch mit Taubenmist, Ton und Naturfarben gegerbt und gefärbt werden. Der Geruch ist atemberaubend, mit einem Kater möchtet ihr hier niemals stehen. Im Inneren der Gerberei findet ihr den Verkauf, bei dem ihr Taschen, Sitzkissen, Jacken und viele weitere Lederprodukte zu einem fairen Preis kaufen könnt, bevor es durch die Medina zurück zu eurer Unterkunft geht.

Maria Anna Schwarzberg

Voll der Insider!

Nur eine Fahrstunde von Fès entfernt, könnt ihr in tiefe Höhlen und Wasserfälle eintauchen. Den Tazekka Nationalpark erkundet ihr am besten mit dem Auto und zu Fuß. Eine gut ausgebaute Straße führt einmal durch den ganzen Park. Neben wunderschönen Wasserfällen, in denen Schildkröten mit euch baden, könnt ihr in die Friouato-Tropfsteinhöhle hinabsteigen und unterschiedlichste Landschaften von Weizen-Hochebenen über Korkwälder und einem Canyon-ähnlichen Gebirge sehen.

Maria Anna Schwarzberg
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