Crêperie Monsieur Rémi: Bretonische Crêpes und Galettes an der Osterstraße

Das kleine Restaurant übersieht man leicht an der trubeligen Osterstraße, weil die Häuser und Geschäfte hier eng an eng stehen und kleine Läden neben meterlangen Drogeriefenstern zu verschwinden drohen.

Wir sind kurz vor den offiziellen Öffnungszeiten mit Rèmy verabredet, dem die Crêperie gehört und der hier alles selbst kocht. Rèmy kommt ursprünglich aus Burkina Faso und hat in Frankreich eine Ausbildung als Koch gemacht. Seit 2007 lebt er immer mal wieder in Hamburg und arbeitete hier auch das erste Mal in einer Crêperie – und war völlig fasziniert von der Kunst, perfekte, hauchdünne Crêpes zuzubereiten. Er ging zurück nach Frankreich, machte eine Weiterbildung zum Crêpier und brachte dann seine Ehefrau mit zurück nach Hamburg.

Gemeinsam eröffneten sie im Dezember 2018 die Crêperie und Rèmy konnte seine Erfahrungen in der französischen Küche und Wissen als Koch in die Entwicklung der eigenen Rezepte stecken.

Herzhafte Galettes, süße Crêpes

Traditionell kommen Galettes aus der Bretagne und werden aus Buchweizenmehl hergestellt. Das ist ursprünglich eine günstige Zutat aber auch glutenfrei, und somit perfekt für die moderne Küche. Während in Frankreich die Galettes oft zusammengeklappt serviert werden, serviert Rémi sie als offen, damit die Zutaten der Füllung und Garnitur gut zur Geltung kommen. Crêpes dagegen werden aus Weizenmehl hergestellt und kommen traditionell mit süßem Topping. Wer mag, bekommt aber beides auch getauscht serviert.

Fait à la Maison – alles hausgemacht und echt französisch

In der Küche werden keinerlei Fertigzutaten verwendet, selbst die Saucen bereitet Rémi zu. Zutaten wie Emmentaler, Ziegenkäse, Bleu d’Auvergne, französische Kuttelwurst oder Kochschinken lässt er sich aus Frankreich liefern. Auf einem Regal neben der Eingangstür kann seine Karamellsauce mit Meersalz in kleinen Weck-Gläsern gekauft werden, genauso wie echt französische Kekse, Weine, Sardinen, Crémant oder Cidre.  

Die Speisekarte ist unterteilt in klassische und Feinschmecker Galettes und Crêpes. So gibt es Galettes nur mit bretonischer gesalzener Butter oder Emmentaler, Blattspinat und Tomatenscheiben. Aber auch mit Ziegenkäse, Honig, Walnüssen und Salat, mit geräuchertem Lachsfilet, Spiegelei, Schnittlauch, Creme fraîche, Zitrone und Salat oder französischen Emmentaler mit Ziegenkäse, Ratatouille, gegrillte Speckstreifen und Salat – oder Emmentaler mit gebratene Apfelscheiben, bretonische Kuttelwurst, karamellisierte Zwiebeln, Walnüssen und Salat.

Auch bei den Crêpes gibt es simple Klassiker mit gesalzener Butter, Zucker und frisch gepresstem Zitronensaft oder hausgemachte Zartbitterschokoladensoße. Aber auch kleine Kunstwerke aus pochierter Birne, Himbeersoße, Zartbitterschokolade und gerösteten Mandeln – oder mit hausgemachter Fleur de Sel-Karamellsauce, Schokoladeneis, Kokosraspeln und Sahne. Oh my!

Besonderes Highlight sind natürlich die am Tisch flambierten Crêpes mit beispielsweise Grand Marnier, hausgemachtem Orangensirup, Schokoladen- und Vanilleeis oder mit warmen Bananen, Zartbitter-Schokoladensoße und mit Rum flambiert – oder doch Zartbitter-Schokoladensoße mit Kirsch-Konfitüre und mit Cognac flambiert?

Wer sich zutraut, vor Galettes und Crêpes noch eine Vorspeise zu essen, hat im Monsieur Rémy diverse Suppen und Salate zur Auswahl. Auch die Getränkeauswahl ist très francais: Viele verschiedene Sorten Cidre, französische Aperitif und Digestifs und Weine.

Wir probieren: Mon dieu!

Wir probieren von der Karte die Galette Auvergnate: Belegt mit Emmentaler, grünen Bohnen in Butter, Bleu d’Auvergne-Käse, Tomatensauce und luftgetrocknetem Schinken, Salat und Walnüssen. Der Teig der Galette ist unglaublich knusprig, hat einen festen Biss und einen herrlich intensiven, nussigen Eigengeschmack. Durch die offene Präsentation der Galette, kann jeder Bissen anders schmecken. Ein bisschen Käse mit Bohnen, dann Tomatensauce, ein bisschen Salat mit Schinken. Und aufgrund dieses üppigen Toppings ist man nach einer Galette tatsächlich richtig angenehm sattgegessen.

Zum Nachtisch bekommen wir einen Crêpe am Tisch flambiert: Rèmy serviert der Weizencrêpe mit Schokosauce, Schokoeis und confierter Orange. Er entzündet eine ordentlichen Portion Grand Manier mit der Anmerkung, dass wir direkt nach dem Essen besser kein Auto fahren sollten. Die Flammen zischen hoch und es sieht viel beeindruckender aus und ist so viel nachhaltiger und natürlich leckerer als jeder Wunderkerze im Kuchen. Der Teig des Crêpe ist wieder so schön knusprig, und wir tunken auch den letzten Rest von Schokosauce und Eis weg.

La vie est belle

In der Crêperie Monsieur Rémi arbeiten nur französischsprachige Mitarbeiter und es ist offiziell erwünscht, auch in stockendem Schul-Französisch die Bestellung aufzugeben. Weil Rèmy und sein Team ein bisschen französisches Lebensgefühl an die Osterstraße bringen wollen und es lieben, mit ihrem Gästen auf französisch zu plaudern. Deshalb waren inzwischen auch schon Schulklassen aus der Umgebung zu Besuch und erst nach ein paar Wortwechseln auf Französisch wurden die sehnsüchtig erwarteten Schoko-Crêpes serviert. Als kleine Unterstützung ist die ganze Speisekarte zweisprachig, deshalb gilt eigentlich keine Ausrede mehr.

Unbedingt probieren: Die Feinschmecker-Galettes!

Veggie & Vegan: Beides kein Problem.

Mit wem gehst du hin: Mit den Kollegen in der Mittagspause oder mit Freunden zum frühen Abendessen – oder, wenn dich der Hunger auf Süßes packt und du mal lieber ein Crêpe statt Kuchen magst.

Beste Zeit: Die frühen Mittagsstunden, dann ist es herrlich leer.

Besonderheit des Ladens: Alles ist Französisch: Von den Speisen, über die Original-Zutaten bis zu den Mitarbeitern.

Lärmfaktor: Drinnen ist es ruhig, draußen die Geräuschkulisse der Osterstraße.

Preise: Galettes gibt es von 4,20 Euro – 9,60 Euro; Crêpes von 3,10 Euro – 7,70 Euro, Vorspeisen ab 4,20 Euro, Softgetränke ab 2,60 Euro, Kaffee ab 1,80 Euro, Bier an 2,80 Euro und Cidre ab 2,50 Euro.