Kleine, geile Firmen: Lockengelöt
Schränke aus Ölfässern, Aschenbecher aus Schallplatten und Schlüsselbretter aus Büchern. „Schlüsselroman“ steht in eigens kreierter Schrift an der Wand unter den schönen Teilen. „Die Grundidee ist es, Gegenstände umzufunktionieren, Dingen, die meist durch technische Fortschritte überholt sind, ein neues Leben zu geben“, sagt Carsten. Die Materialien kommen von Plattenlabels, Buchläden, aus Lager- oder Haushaltsauflösungen. Wer möchte, gibt die eigene alte Beatles-Scheibe oder den Lieblings-Kindheitsroman in die Hände von Lockengelöt und lässt ihn als stylishe, individuelle Wohndeko verewigen. Selbst einen Staubsauger aus den 40ern und eine alte Trockenhaube hat das Team schon buchstäblich zum Leuchten gebracht.
Die Ideen entstehen meist bei der Produktion selbst.
Die Ideen entstehen meist bei der Produktion selbst, durch Improvisieren oder durch Gespräche mit anderen. Von Anfang an fand das Konzept Fans, besonders durch den Online-Shop. Viele Bestellungen kommen auch aus dem Ausland, vor allem aus Frankreich und der Schweiz. Im Dreier-Team mit Unterstützung von zwei Aushilfen produzieren Lockengelöt bis heute alles selbst. Mittlerweile gibt es eine separate Werkstatt südlich der Elbe mit genug Platz für Originalität.
Wir haben uns nie größer gemacht, als wir sind.
Hier beweist Mitbegründer Dennis Schnelting täglich sein technisches Genie. Für die Produktion konstruiert er eigene Gerätschaften, die manchmal verrückte Züge annehmen. Carsten kümmert sich um den Laden und um die Kommunikation nach außen. „Wir haben uns aber nie größer gemacht, als wir sind“, sagt er. Privat wandert der 36-Jährige gern durch Hamburg, tanzt Swing oder probt mit einer seiner beiden Bands. Für seinen Laden schlägt er in Sachen Marketing jedoch eher leise Töne an.
Wer die sympathischen Jungs von Lockengelöt mal abseits des regulären Ladenbetriebs treffen möchte, kann eines der Musikevents besuchen, die das Team alle drei bis vier Monate ausrichtet. Meistens gibt es New-Orleans-Country-Style von internationalen Künstlern auf die Ohren. Genau dafür ist auch das Klavier da, das mitten in dem Laden steht und auf dem Carsten gerne mal in Pausen klimpert. Den Kassentresen schmückt außerdem eine Schallplatte mit allen Bands, die bisher bei Lockengelöt zu Gast waren.
Die Grundidee ist es, Gegenstände umzufunktionieren, Dingen, die meist durch technische Fortschritte überholt sind, ein neues Leben zu geben.
Aber wieso eigentlich Lockengelöt? Den Namen hat das Label einer Folge von Studio Braun zu verdanken. Ihr erinnert euch an die Comedy-CDs, auf denen Heinz Strunk und Co. Ende der 90er legendäre Telefonstreiche präsentierten? Eine von Carstens Lieblingsszenen ist die, indem ein Mann eine Motorsäge inseriert hat. Der Verkäufer will einem Interessenten sein Angebot beschreiben und driftet dabei ins Absurde ab. Ein technisch schwer beschreibbares Detail nennt er dabei ad hoc „Lockengelöt“. Das passt, dachte sich das Hamburger Startup bei der Firmengründung.
Denn auch die Produkte des Upcycling-Labels muss man wohl erst sehen, manche sogar anfassen, um sie richtig verstehen zu können. Das geht am besten in der Marktstraße 119, also schaut doch mal vorbei! Zur Begrüßung wird euch Carstens nordisches „Moin" entgegenwehen, das jedes Hamburger Herz sofort höher schlagen lässt.