Kleine, geile Firmen: LokalDesign

Erstaunlich, was unser heimeliges Hamburg in Sachen Einrichtung so alles zu bieten hat. Und wie wenig davon man eigentlich wahrnimmt, wenn man immer nur in Schaufenster guckt, statt einfach mal den Schritt durch die Tür und ein nettes Gespräch mit den Inhabern zu wagen. Wäre LokalDesign bis nachts um drei geöffnet, hätten das vermutlich die meisten von euch hier schon längst getan. Beste Besuchszeit schließlich auf der Ecke Schulterblatt / Eifflerstraße, wo die unmittelbaren Nachbarn zum Beispiel Thier, Katze, Haus 73 und Kleiner Donner heißen. Für uns haben Gründerin Katharina und ihre Kollegin Katha die Rollos schon eine Stunde vor der offiziellen Öffnung hochgekurbelt, um zu erzählen, was es mit ihrem einmaligen Konzept überhaupt auf sich hat und warum sie im Grunde eher verkuppeln als verkaufen. Designer und Verbraucher nämlich, Möbel und Menschen.

 KGF Lokaldesign Hamburg

Katharina, mal ganz von vorn: Wie und warum bist du zur Gründerin geworden?

Ich hab das Konzept mit meiner damaligen Geschäftspartnerin gegründet, weil wir in Deutschland das Thema Individualität im Möbelbereich nach vorn treiben wollten. In Skandinavien oder den Beneluxländern ist man da einfach sehr viel weiter. Wir haben damals BWL studiert, wollten witzigerweise aber eigentlich beide in den Handwerksbereich. Das hat zwar aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, trotzdem hatten wir im Freundeskreis viele Produktdesign-Studenten. Und da sprachen uns dann einige an, die sich mit dem Marketing nicht so sicher waren: Ihr seid doch Betriebswirte, was kann man denn dafür so nehmen? Gestartet sind wir dann in Rothenburgsort und haben nach einem Dreivierteljahr den Laden in der Schanze angeboten bekommen. Jetzt gehen wir hier ins fünfte Jahr. Letztes Jahr ist meine Gründungspartnerin ausgestiegen und Katha ist neu ins Team gekommen. Sie hat in Salzburg ihren Master in Design und Produktmanagement gemacht.

KGF Lokaldesign Hamburg

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Und wofür steht das Lokale in „LokalDesign“?

Für uns bedeutet LokalDesign lokale Produktion. Zwar kommt auch etwa die Hälfte der Designer aus dem Hamburger Raum, aber das ist nicht zwingend. Wir haben ungefähr einen Umkreis von 400 Kilometern. Einfach, damit die Designer auch ca. einmal im Quartal zu uns kommen können, das ist uns ganz wichtig. Wir haben zum Beispiel auch Designer aus München, aus Danzig, aus Kopenhagen. Aber wir kennen die alle privat und auch die Betriebe dahinter. Auf unserer Homepage gibt es auch von jedem eine Biografie. Und wenn wir hier zum Beispiel umbauen müssen, kommen alle her und packen an, wir bestellen Pizza und das ist dann insgesamt schon sehr familiär. Ab und zu laden wir dann auch Kunden und Designer zu kleinen Events bei uns ein, damit sich beide austauschen können. So kommt natürlich auch viel mehr Verbindung zwischen Kunden und Möbelstücken zustande.

Wir sind ein Netzwerk, in dem jeder jeden kennt.

Der Name hatte aber ganz ursprünglich auch mal eine Doppelbedeutung, weil wir auch ein Café implementieren wollten. Damit die Kunden die Möbel auch richtig erleben können – einen Stuhl also nicht nur kaufen, weil er schön ist, sondern sich in Ruhe draufsetzen können, bevor sie sich entscheiden. Das dürfen wir hier am Schulterblatt aber nicht, weil es keine Konzessionen mehr gibt. Aber wahrscheinlich würden wir arbeitsmäßig auch untergehen, wenn wir jetzt noch Café-Betrieb hätten.

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Wie kommt ihr denn mit euren Designern zusammen?

Wir haben erst im Verlauf der Gründung gemerkt, wie wichtig das Konzept eigentlich für den Designbereich ist. Weil Newcomer gar nicht in eingelaufene Läden reinkommen – vor allem nicht mit Großmöbeln. Denn sobald in einem Laden große Marken vertreten sind, können die vordiktieren, wer noch auf der Fläche sein darf. Damit hat jemand, der vielleicht nur einen Tisch oder ein Regalmacht und keinen Namen hat, nahezu keine Chance, da zu arbeiten, wo der Kunde auch bereit ist, Geld auszugeben. Wir arbeiten deshalb viel mit Design-Universitäten zusammen. In Hamburg gibt es ja leider keine, deshalb produzieren wir nicht so aktiv Nachwuchs wie zum Beispiel Mainz oder Coburg. Deshalb müssen wir da den Radius etwas ausweiten. Dann sind wir natürlich immer auf den wichtigen Messen, also auf der IMM und der Blickfang. Das sind so die wichtigsten Anlaufpunkte, außerdem bekommen wir am Tag noch etwa 20 Anfragen von Designern oder Tischlern, von denen wir leider etwa 18 absagen müssen – obwohl gegen ihre Produkte überhaupt nichts zu sagen ist.

Auf welche Aspekte achtet ihr bei der Auswahl besonders?

Natürlich haben wir einen bestimmten ästhetischen Anspruch an Design. Parallel achten wir darauf, dass die Hölzer aus Deutschland kommen und dass Öle und Lacke keine Gifte, Dämpfe etc. enthalten – wobei der Markt in Deutschland schon relativ hochwertig ist. Die Produkte riechen dann auch nach Holz und nicht nach irgendwelchen Chemikalien. Für manche Haushalte sind aber beschichtete Oberflächen, zum Beispiel mit Melaminharz, ehrlicherweise die bessere Wahl und einfach langlebiger als Vollholz-Produkte. Vor allem aber möchten wir ein nachhaltiges Design anbieten. Wenn ich den Tisch also morgen lieber weiß hätte, dann kann man ihn weiß machen und muss ihn nicht wegschmeißen.

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Die Kunden können also zu euch in den Laden kommen und konkrete Wünsche äußern?

Genau, an vielen Projekten arbeiten wir mit. Dann sagen wir: Lieber Designer XY, wir brauchen einen Tisch, der muss gelbgepunktet sein, 78 cm hoch und ausziehbar. Wir geben also häufig Kriterien vor und dann muss es auch noch maximal wenig kosten. Viele Stücke können auch in einem gewissen Rahmen angepasst werden. Manches können wir aber nicht umsetzen – weil es beispielsweise auf dem deutschen Markt zu teuer oder handwerklich unmöglich ist. Ab und zu lehnen wir auch Aufträge ab, weil Kunden so viele Änderungswünsche haben, dass es am Ende gar nichts mehr mit der ursprünglichen Designidee zu tun hat. Beispielsweise wenn jemand bei einem sehr kantigen Tisch die Ecken abrunden möchte. Die meisten freuen sich aber schon, wenn sie sich die Farbe, das Material oder die Oberfläche aussuchen können. Von einem Produkt kann man so etwa 300 verschiedene Varianten anbieten. Ich glaube, wir haben noch nie exakt das gleiche Teil zweimal verkauft.

KGF Lokaldesign Hamburg

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Dem eigentlichen Verkauf geht demnach eine Menge Aufklärungsarbeit voraus.

Wenn du viel Geld für ein Möbel ausgibst, dann musst du dir sicher sein und dich jeden Tag daran erfreuen. Darum verkaufen wir hier nicht auf Biegen und Brechen. Und wenn jemand Tisch, Stuhl und Lampe auf einmal kaufen möchte, weil er zum Beispiel umzieht, sagen wir oft: Nimm doch erstmal nur eins. Wir müssen zwar Geld verdienen, aber wir gehen nicht auf diesen Wegschmeiß-Konsum. Bei uns findet man seinen Lieblingsmöbelmitbewohner, ein Stück, für das man bereit ist, ein bisschen zu sparen. Manche Kunden lassen sich sechs bis acht Monate Zeit mit dem Kauf eines einzelnen Stücks und kommen zwischendurch immer wieder in den Laden, um sich beraten zu lassen. Und das ist für uns total in Ordnung. Du musst dich ja ganz explizit mit der Möbelproduktion beschäftigen, um Hintergrundinformationen zu bekommen und Entscheidungen treffen zu können. Wir finden diese Aufklärung daher extrem wichtig. Dann bekommst du auch etwas, woran du sehr lange Freude hast.

Danke für den spannenden Einblick, liebe Katharina(s)!

 KGF Lokaldesign Hamburg
LokalDesign | Schulterblatt 85 | Dienstag bis Samstag von 11 bis 19.00 Uhr


Fotos: (c) Maria Kotylevskaja Photography

 

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