Glaube, Liebe, Hamburg: MS Stubnitz - Unser Boat of Love
Ich lebe seit sieben Jahren in Hamburg. Die Geschichte meines Umzugs in diese Stadt ist eine Geschichte voller Missverständnisse mit Happy End. Denn als ich das erste Mal in Hamburg war, war das wegen der Liebe. Die hatte damals noch nichts mit der Stadt zu tun, sondern mit einem Philosophiestudenten. Aber das ist eine andere Geschichte. Die total persönliche, totale ehrliche, total dolle Wahrheit ist: Ich bin wegen der MS Stubnitz nach Hamburg gezogen. Und das kam so:
Der Student nahm mich und meine Freundin bei unserem Wochenend-Besuch in Hamburg an folgende Orte mit: Schanze (die damals, also vor 10 Jahren, noch... ach, lassen wir das), Hamburger Berg (sah damals schon genau so aus wie heute) und: auf die MS Stubnitz. Als Mädchen vom Land war ich ziemlich beeindruckt: ein Schiff, in dessen Bauch man tanzen kann? Und dann lief da auch noch diese Musik (verzeihen Sie mir, ich meine mit „Mädchen vom Land“ wirklich Mädchen vom Land – in meiner Heimatstadt gab es keine Clubs, keine Bars und noch nicht mal eine Dorfdisko, es war ein Trauerspiel). Und ja, ich meine: Elektronische Tanzmusik. Und wir tanzten. Wir tranken und wir tanzten und am Morgen wankten wir zu den Landungsbrücken und sahen den Sonnenaufgang und ich wusste: Hier will ich leben, hier will ich für immer bleiben, meine Güte, ist das eine schöne Stadt.
Das mit dem Jungen wurde leider nichts, das mit dem Bleiben schon. Ich kam ein paar Jahre später zurück und der Tag, an dem endlich ein Hamburger Aufkleber auf meinem Personalausweis klebte war der beste meines Lebens (das ist natürlich gelogen, aber das ist hier eine ganz emotionale Sache, müssen Sie verstehen).
Und warum erzählt die Kathrin das jetzt alles? Weil ein Schiff, das so wunderbare Sachen mit jemandem macht, nicht wegrationalisiert werden darf. Das finden auch eine Menge anderer Menschen¨. Das Problem: der Vertrag über den Liegeplatz der MS Stubnitz geht noch bis Oktober. Ausnahmsweise findet sogar die Stadt Hamburg: Die MS Stubnitz muss bleiben. Die ZEIT schreibt dazu:
„Von Kultur- und Wirtschaftsbehörde über die HafenCity bis zum Bezirk Mitte versuchen alle, Bewegung in die Sache zu bringen. Und das ist auch nötig. Denn wenn der subkulturelle Anachronismus Stubnitz endgültig aus Hamburg verschwunden sein sollte, wäre nicht nur die HafenCity ein Stück langweiliger. Die ganze Stadt wäre um eine Attraktion ärmer. "Hier passt es einfach hin", sagt Urs Blaser mit voller Überzeugung und nickt in Richtung neu gebauter HafenCity-Universität. "Inhaltlich, aber auch vom Tiefgang her." Tiefgang meint er natürlich nautisch. Metaphorisch passt aber auch.“
Wie es jetzt weitergeht scheint alleine in den Händen der HPA (Hamburg Port Authority) zu liegen. Es kann gut ausgehen (s. DOCKVILLE), es kann aber auch so richtig schieflaufen.
Ich werde mich zur Not an das verdammte Schiff ketten, wenn es sein muss (na gut: an das Schiff UND an die Kaimauer) und ihr solltet das Gleiche tun. Denn: Die MS Stubnitz muss bleiben – als Veranstaltungsort, als Kulturinstitution, als Loveboat und natürlich als einer der wenigen Orte in Hamburg, die diese Stadt überhaupt erst zu dem machen, was sie eigentlich mal war: ein Ort für ALLE und nicht bloß einer für König der Löwen Besucher und Makler.
Bilder: MondGmbh, Razac, bgermser
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