Glaube, Liebe, Hamburg: It never rains in California...?

Es gibt da diesen Song von Albert Hammond, der es uns Deutschen in den Kopf gepflanzt hat, dass es in Kalifornien nie regnet. Aber wie der Mann im Text schon warnt: Es schüttet wie aus Kannen, wenn es denn doch einmal soweit ist. “Soweit” ist es in San Francisco von Dezember bis April. Winter heißt hier Regen. Und dank El Niño erlebte das ansonsten dürregeplagte Nordkalifornien dieses Jahr wieder einen Winter, wie er sein sollte. Das heißt vor allem eins: naß.

Und zwar naß von allen Seiten. Man kennt wohl den Hamburger Horizontalregen - lächerlich im Vergleich. Wie man binnen 5 Minuten trotz Regenschirm von allen Seiten durchweicht sein kann, bleibt mir ein Rätsel. Ein Grund dafür ist sicherlich die generelle Überfordung der kalifornischen Regenrinne mit größeren Wassermengen. Das hat den Vorteil, dass ich morgens nicht aus dem Fenster schauen muss, um zu wissen, dass es wohl etwas stärker regnet. Ich kann einfach dem Plätschergeräusch in meinem Hinterhof lauschen.

Der Nachteil ist leider, dass die sanften Hügel San Franciscos zu Wasserfällen und flache Straßen zu Bergseen werden. Letztens hatte ich das zweifelhafte Vergnügen auf dem Weg zur Arbeit durch ein knöchelhohes Überschwemmungsgebiet auf der Market Street zu waten. Wenn man weiß, dass hier Regenabfluss und Abwasser oft durch die gleiche Kanalisation fließen... nicht weiter drüber nachdenken! Seitdem weiß ich: Gummistiefel bei Regen = NICHT übertrieben.

Regen-Kalifornien-San-Francisco

Nun mag man als Norddeutsche/r voller Neuankömmlingsmotivation dem Wetter trotzen wollen. Allerdings hat man die Rechnung da ohne den Einheimischen gemacht. Der wird zum hilflosen Kleinkind und verschanzt sich lieber in seinen vier Wänden. Paart sich die Nässe von oben auch noch mit Kälte unter 12 Grad, kann man sein Sozialleben gleich ganz vergessen. Dann fällt San Francisco in so etwas wie Winterschlaf. Ich erinnere mich, wie ich einen Freund bei 10 Grad nicht dazu bewegen konnte, sein Haus zu verlassen, um ins Kino zu gehen. Am überfordertsten mit der ganzen Situation ist allerdings der kalifornische Autofahrer. Kaum fallen drei Tropfen, entsteht das Oberchaos und die bereits chronisch verstopften Highways werden gänzlichen zum erweiterten Parkplatz der Bay Area.

Und was soll jetzt so toll an diesem kalifornischen Wetter sein? Naja, irgendwann wachst du eines Morgens auf, die Sonne strahlt und der Wetterbericht sagt 21 Grad voraus. Und du stehst im kurzen Kleidchen mit nackten Beinen an der Bushaltestelle - Mitte Februar. Und du weißt plötzlich: Vielleicht hast du doch etwas richtig gemacht, als du entschieden hast, hierher zu ziehen.


Bilder: Antje Weisser

 

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