Glaube, Liebe, Hamburg: Hallo Arschloch

Warum, warum nur rennen wir alle immer und immer wieder aufs Neue den falschen Männern hinterher und denken, dass es dieses Mal, ja, dieses Mal auf jeden Fall besser sein wird als mit den letzten dreihundertvierundsechzig unglücklichen Affären, es muss ja irgendwann besser sein, irgendwann gut sein.

Mein Herz ist nicht kaputter als vorher.

Und wieder einmal beenden wir die gleiche Geschichte aus ähnlichen bis identischen Gründen, irgendwie war das doch von Anfang an schon klar, ach was, so schlimm ist das jetzt auch eigentlich gar nicht, keine Sorge, mein Herz ist nicht kaputter als vorher, oder zumindest bilde ich mir das ein.

Dieser hier ist anders, ich hab das im Gefühl. Und doch fallen wir immer wieder auf die gleichen Typen hinein, immer und immer wieder sind es die Menschen, von denen wir von der ersten Sekunde an eigentlich schon sagen könnten: forget it. Bitte, bitte, bleib mir fern, ich weiß es genau, du wirst mich verschlingen, zermalmen, mit Haut und Haaren aufsaugen, einmal komplett ausweiden, durch die Mangel nehmen und erst wieder ausspucken, wenn auch noch der letzte kleine Fetzen Selbstachtung mit meiner Würde dahingegangen ist, bis du dich satt gegessen hast an unseren verzweifelten Rufen nach Aufmerksamkeit, an unserem Flehen nach einem kleinen bisschen ehrlicher, aufrichtiger Zuneigung.

mann-liebeskummer-bett

War doch klar, oder?

Aber natürlich muss es so sein. Natürlich kann man sich nicht einfach einmal, ein einziges Mal in einen Menschen verlieben, dessen Aura nicht all diese kleinen, aber feinen, manchmal eigentlich sogar signalrot und in Neonlettern auf die Stirn genagelten Warnzeichen enthält, denn das wäre ja alles auch eigentlich ziemlich langweilig und worüber sollten wir uns dann unsere zarten Köpfe zerbrechen und Nächte durchweinen und uns betrinken müssen, weil - ach, wie läuft es denn eigentlich mit X, mit Y, mit Z.? Ach du, uns ist da schon wieder etwas passiert, wir müssen dringend reden und ja, ach, ja, du hast es dir bestimmt schon gedacht, aber - ja, es ist schon wieder vorbei.

Ja, du, überraschend kam das natürlich nicht und ja, das war auch schon lange klar eigentlich, aber jetzt ist es halt passiert und ja, ich bin bestimmt auch bald wieder darüber hinweg aber jetzt gerade, ja, gerade tut es noch weh. Und ach, Mensch, das ist ja doof, komm, ich nehm dich in den Arm, weißt du, das wird schon vorübergehen, und siehst du, das hier und jenes und das dort, das war doch auch von Anfang an schon nicht so schön, erinnerst du dich? Er mag doch auch gar keine Katzen, Hunde, Vögel, Yoga, Fußball, Skispringen, ach, seine Musik und deine, die passen doch gar nicht zusammen und puh, er hasst, nein er liebt Kochen, er liebt dies und hasst das, you name it - ihr wäret doch nie glücklich geworden, das weißt du jetzt schon.

mann-liebe-herz-fensterscheibe

Du und deine Ausreden.

Nur leider, ach verdammt, warum eigentlich? Aber, leider bestimmt selten die so schlaue lange Sicht, wem wir als nächstes hinterherlaufen, sondern meistens, und hier liegt der Hase begraben, ja, meistens bestimmt darüber wohl vielmehr die Aussicht auf Gefahr, auf Nervenkitzel, die Sucht nach der Sehnsucht, weil er ist ja nie da und eigentlich würde ich ihn doch gerne immer sehen und fühlen und riechen, aber nein, er hat ja keine Zeit, er hat da gerade ein Projekt, viele Freunde, viel Arbeit und aber leider auch eigentlich gar keine Ahnung, was und wohin und wozu er das eigentlich hinführen will, Zuneigung ja, Zärtlichkeiten auch, wilder oder guter oder beides und überhaupt jede Art von Sex auf jeden Fall, aber Verbindlichkeit, Vertrauen, Ehrlichkeit - vielleicht bald, vielleicht später, vielleicht nie, bitte bedräng mich nicht, ich weiß doch gerade nicht, was ich will, ich bin doch gerade in einer, nein, aus einer Beziehung heraus, schon so lange Single, ich bin einfach nicht der Typ dafür und du musst mich atmen lassen, gib mir Raum, gib mir Zeit, gib mir nichts, aber auch gar nichts, oder am Besten vielleicht doch alles, ja, ich will alles, aber geben kann ich dir dafür leider im Moment rein gar nichts, denn du weißt ja, ich bin kompliziert.

_

Mehr Glaube, Liebe, Hamburg Texte findest du HIER.

_

Bilder: Titelbild: Flickr | Beitragsbild 1: Normen Gadiel | Beitragsbild 2: Flickr.

Zurück zur Startseite